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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Gegen Ende des Tages gelang es ihnen bis nach... Schubkarren... vorzudringen.« Oder: »Die Deutschen wurden unter schweren Kämpfen zurückgeschlagen und verschanzten sich endlich in... Schubkarren.«
    So sehr uns auch manchmal die Neugier quälte, fanden wir es doch nur recht und billig, Johnny nie um eine genauere Definition von >Schubkarren< zu bitten. Er opferte seine Freizeit, damit wir wenigstens in großen Zügen erfuhren, was an den Fronten vorging. Ich bin sicher, daß nicht ein einziger B.B.C.-Nachrichtensprecher im zweiten Weltkrieg jemals ein so begieriges und gespanntes Publikum hatte.
    In den Jahren 1917 und 1918 war die Lage auf den Farmen extrem angespannt. Walter war die ganze Zeit überarbeitet und bekam dazu noch auf dem Kopf und im Gesicht Gürtelrose, und zwar in einem recht ernsten Ausmaß. Er hatte starke Schmerzen. In Kawhia gab es zu dieser Zeit keinen Arzt. Ich weiß nicht, was wir getan hätten, wenn nicht eine Freundin, die Ärztin war, mehrere Tage zu uns gekommen wäre und geholfen hätte. Für Frau Dr. de la Mare, eine Engländerin, bedeutete das eine enorme Anstrengung, denn sie war ebenfalls mit Arbeit überlastet und außerdem niemals mit dem Leben im Busch in Berührung gekommen. Einer unserer Nachbarn holte sie mit der Kutsche ab. Auf diese Weise machte sie zum erstenmal die Bekanntschaft einer Buschstraße im Winter. Mit der für sie typischen Ruhe und Selbstverständlichkeit nahm sie das alles auf sich und brachte Walter erst noch auf den Weg der Besserung, bevor sie wieder zu ihren Patienten in Hamilton zurückkehrte.
    Ich hatte mich im vorhergehenden Jahr mit der Ärztin angefreundet, als ich zum zweitenmal die recht unerfreuliche Erfahrung machte, was Krankheit im Busch bedeutete. Diesmal mußte ich nach Hamilton und mich einer ziemlich schweren Operation unterziehen. Ich verbrachte einen Monat in dem dortigen Privatkrankenhaus und war die ganze Zeit todunglücklich vor Heimweh. Walter hatte es zwar auf sich genommen, einmal in der Woche zu kommen, was hieß, daß er erst nach Pirongia reiten und von dort mit der Postkutsche weiterfahren mußte. Trotzdem fühlte ich mich entsetzlich einsam dort, weil ich damals noch keine Menschenseele in Hamilton kannte. Als ich endlich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, hatte man mir aber immer noch die beschwerliche Reise nach Hause untersagt, weshalb ich gezwungen war, weitere zwei Wochen in einer Pension in der Stadt zuzubringen. Mehr denn je war ich damals felsenfest entschlossen, nie wieder krank zu werden — komme, was da wolle.
    Als es feststand, daß ich mich dieser Operation unterziehen mußte, gab meine Schwester sofort ihre Arbeit in der Stadt auf und kam zu uns zurück. Sie blieb bis zum Kriegsende bei uns, und nach der Rückkehr ihres Mannes wurde das Leben wieder leichter und fröhlicher. Vielleicht war diese Fröhlichkeit nun öfter einmal nicht ganz echt, denn die Wolken des Unheils begannen sich drohend über unseren Köpfen zu sammeln; und obwohl es noch ein Jahr dauerte, bis Walter sich mit der Niederlage abfand, drückte die Last immer schwerer.
    Eine Ironie des Schicksals richtete es so ein, daß keiner von uns zu Hause war, als die Nachricht vom Waffenstillstand kam.
    Wir hörten weder Johnnys langes, triumphierendes Klingeln noch erfuhren wir auf anderem Weg etwas davon, weil wir im Schuppen eines Nachbarn, zwei Meilen die Straße hinauf, Schafe schoren. Den ganzen langen Tag trieben Tim und ich Schafe in den Schuppen hinein und hinaus, versuchten mit wenig Sachkenntnis, sie zu mustern, kochten Mahlzeiten und schleppten sie vom Haus zum Schuppen. Endlich zu Hause, waren wir so todmüde, daß wir kaum noch unsere Freude zeigen konnten, als es Johnny endlich gelang, uns zu erwischen. Ich weiß noch, daß ich sagte: »Eine herrliche Nachricht, Johnny. Der Krieg ist wirklich zu Ende?« Und seine Erwiderung: »Gute Sache, was? Nun, wie ist es mit euch? Kommt ihr herunter? Das muß gefeiert werden!«
    Ich stöhnte innerlich bei dem Gedanken an die lange Fahrt, und nicht einmal die Feier, die uns an ihrem Ende dort erwartete, konnte mich aufmuntern. »Johnny, um die Wahrheit zu sagen, ich bin zum Umfallen müde«, entschuldigte ich mich so höflich wie möglich.
    »Wir haben eben mit dem Scheren aufgehört und werden nun alle erst einmal zwölf Stunden schlafen.«
    Kein Zweifel, wir enttäuschten ihn schwer. »Nun ja, jeder nach seinem Geschmack, sag ich immer. Aber hier wird heute schwer was los sein«, gab er ein

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