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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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jede Art von Verrücktheiten auf ihren Motorrädern, und ich bin froh, daß ich die schlimmsten Geschichten darüber erst in den letzten Jahren erfuhr. Dick Humphry, der später berüchtigt wurde und tragisch endete, war damals viel mit uns zusammen, der beste und fröhlichste Gesellschafter, den man sich wünschen konnte. Wenn sich auch zu dieser Zeit bereits Anzeichen seines Leichtsinns zeigten, der ihm später zum Verhängnis werden sollte, war es doch noch in einer ziemlich harmlosen und unschuldigen Form. Er besaß ein Motorrad, und Stuart erwarb ebenfalls bald eines. Ihr besonderes Vergnügen war es, meine Schwester, die mit ihrem Mann immer noch in ihrem Haus hoch oben auf dem Berg wohnte, zu besuchen, um so mehr, da Tim sich jedesmal herzlich freute, die jungen Leute zu sehen. Sie pflegten sich alle zusammen, die drei Mädels eingeschlossen, auf die Motorräder zu klemmen und wie irr die Pekanui hinaufzurasen. An den Maschinen fehlte immer irgend etwas, und für mich bleibt es ein Wunder, daß sie ohne Unglück davonkamen.
    Gerüchte über ihre Streiche liefen um, bis schließlich ein gewissenhafter Polizeibeamter beschloß, die Übeltäter dabei zu ertappen. Er legte sich auf der Pekanui einen ganzen Tag lang auf die Lauer, aber die Nachbarn hatten natürlich davon erfahren und die Jungens gewarnt. An diesem Tag hielten sie sich vorsichtig von der Straße fern, doch schon am nächsten schlugen sie alle Bedenken in den Wind. Der Beamte, den sein Mißerfolg verständlicherweise ärgerte und der nicht zu Unrecht den Verdacht heimlicher Durchstecherei hegte, war schon früh am nächsten Morgen wieder auf seinem Lauerposten. Als Dick um eine Kurve bog, sah er ihn in einiger Entfernung vor sich, kehrte prompt um und fuhr in eine der vielen Abzweigungen, die in den Busch führten, hinein, kam wieder auf die Straße zurück und machte einen weiten Umweg über Te Rauna Moa, um ungestraft und sicher unser Haus zu erreichen. Auf einer anderen Fahrt, als wie gewöhnlich seine Bremsen nicht funktionierten, nahm er eine Kurve zu scharf; sein Motorrad flog über eine steile Böschung, und er selbst landete auf einem Baum, der unterhalb der Straße wuchs. Als Stuart um die Kurve kam, sah er zu seinem Erstaunen seinen Freund über einem Ast hängen, aber nirgendwo ein Anzeichen von einem Motorrad.
    »Was in aller Welt machst du dort oben?« rief er ihm zu, während er hielt.
    »Ich bau mir ein Nest«, kam die lakonische Antwort, worauf Dick mit unverminderter Würde vom Baum stieg und zusammen mit Stuart das Motorrad aus dem tiefen Farn befreite und wieder auf die Straße hinaufhievte.
    Jedenfalls waren die Risiken, welche sie mit ihren Motorrädern eingingen, immer noch harmlos, verglichen mit denen, welche die gesamte Familie mit Pferden auf sich nahm. Doch sie waren alle ausgezeichnete Reiter, und die Intelligenz der Pferde, wie ich oft erklärte, glich das Fehlen ihrer eigenen wieder aus.
    Während der dreißiger Jahre war die zähe, aber verrufene Delilah unser einziges Fahrzeug. Sie besaß unbedingt einen bemerkenswerten Motor, wie ihr vorheriger Besitzer geprahlt hatte; aber ihre Erscheinung war erbärmlich, und ihre Karosserie begann stückweise auseinanderzufallen. Die Seitenvorhänge knatterten im Fahrtwind, das Zelluloid wies Löcher und Risse auf, und der Lärm, den sie machte, ließ uns vor Scham erröten. Daß es uns nie gelang, die Ratten von ihr fernzuhalten, machte sie nicht beliebter bei mir. Ich muß mich zu der weiblichen Schwäche gegenüber diesen Kreaturen bekennen. Das ging so weit, daß ich nur mit Haaresbreite einem Unfall entkam, als einmal eine Ratte unterm Rücksitz hochkletterte, sich frech auf meine Schulter setzte und von dort zum offenen Fenster hinaussprang. Es gelang mir eben noch anzuhalten; dann stieg ich aus und machte meinem Zorn in kräftigen Ausdrücken Luft.
    Immerhin diente uns Delilah auf ihre eigene Weise treu, wenn auch immer mit irgendwelchen Überraschungen. Im allgemeinen brachte sie uns stets ans Ziel. Sehr im Gegensatz zu Jezebel, machte sie nie Schwierigkeiten oder verlangte gar eine zwölfstündige Rast, um die Pekanui Road zu bewältigen. Wir waren eigentlich mit Dermot so ungefähr einer Meinung, als er auf unsere Entschuldigung für das erbärmliche Aussehen des Wagens entgegnete: »Mir ist es gleich, wenn er wie ein Hühnerstall ausschaut; Hauptsache, er fährt.« Leider mußten wir feststellen, daß Delilah tatsächlich einem kleinen Hühnerstall auf Rädern

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