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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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nach wie vor ein Problem. Sie wurden uns von einer langen Reihe von Milchwagenfahrern zugestellt, weil das Ngutunui-Postamt längst seine Pforten geschlossen hatte. Es hing viel von der Laune des einzelnen Fahrers ab, ob er die Briefe, die wir schrieben, aus unserem Briefkasten nahm und die ankommenden dort ablieferte oder nicht. Da wir am Ende dieser blinden Seitenstraße wohnten, hatten wir keinen persönlichen Kontakt mit den Lastwagenfahrern, und das erschwerte die Sache noch mehr. Eine freundliche Nachbarin rief uns immer an, um uns zu benachrichtigen, daß der Milchwagen vorbeifahren würde. Aber das konnte zu jedem Zeitpunkt zwischen zwei Uhr nachmittags und zehn Uhr abends sein. In jeder stürmischen, kalten Winternacht pflegte ich streng zu verkünden: »Wenn er bis sieben nicht da ist, bringen mich keine zehn Pferde mehr aus dem Haus!« Doch jedesmal war die Hoffnung auf Briefe doch stärker als meine Abneigung, diesen Weg zu machen. Und ich fuhr mit dem Wagen bis an die Ecke. Manchmal war die Posttasche proper im Briefkasten untergebracht, manchmal lag sie mitten auf der Straße.
    Es muß merkwürdig klingen, daß es in diesem Landkreis so lange dauerte, bis eine zuverlässige Postzustellung erreicht war. Noch vor zwei Wintern hatten mein Sohn und seine Frau den gleichen Ärger, und es kam oft genug vor, daß sie sechs Zeitungen auf einmal erhielten. Mich hatte das immer verdrossen. Ich pflegte dann verbissen mit der ältesten Zeitung anzufangen. Walter aber zog es vor, mit der letzten zu beginnen, und so trafen wir uns in der Mitte. Glücklicherweise hat die jüngere Generation diese Schwierigkeit endgültig überwunden; sie sind nun stolze Besitzer eines amtlichen Briefkastens, und so unglaublich es ihnen immer noch erscheint, erhalten sie nun täglich ihre Post und Zeitungen.
    Die Pekanui war schon seit Jahren eine ansehnliche Schotterstraße, als die Abzweigung, die zu unserem Haus führte, sich immer noch jeden Winter in einen Sumpf verwandelte. Um es noch einmal zu sagen — es war wirklich fürchterlich lästig, wenn man spät in der Nacht die Abzweigung erreichte und dann bei dem trüben Licht einer Taschenlampe gezwungen war, die Ketten zu montieren. Ebensowenig war es angenehm, sie auf dem Weg in die Stadt, wenn man seine besten Kleider trug, abzunehmen. Autoketten können unglaublich viel Dreck auf einer halben Meile sammeln, und oft genug war bei meiner Ankunft in der Stadt nichts mehr von meiner bescheidenen Eleganz übrig.
    Da diese Abzweigung eine öffentliche Straße war, hatten wir bereits alle möglichen Versuche unternommen, diese halbe Meile beschottert zu bekommen, jedoch ohne Erfolg. Wir hatten es schließlich so gut wie aufgegeben, als Walter eines Sonntagabends zu mir sagte: »Sollen wir es nicht doch noch einmal versuchen? Schreib an Semple. Man sagt, daß er ziemlich zugänglich sei in solchen Sachen.«
    »Warum schreibst du nicht?« fragte ich, nicht sehr hilfsbereit. »Es nützt ja doch nichts.«
    »Du hast eine Schreibmaschine, und du schreibst ohnehin immer«, war die unvermeidliche Antwort.
    »Nicht an Minister«, wandte ich ein, lenkte dann aber doch ein, »Schön, ich werde schreiben, aber nur, wenn ich so grob werden darf, wie ich will. Du darfst nicht verlangen, daß ich irgend etwas streichen soll von dem, was ich schreibe. Du mußt es unterschreiben, so wie es ist.«
    Er erklärte sich damit einverstanden, aber sichtlich mit einem unguten Gefühl. Natürlich waren ihm die vielen höflichen Briefe die ich an arglose Minister geschrieben hatte, eingefallen. Auf jeden Fall würde es einmal eine Abwechslung sein, das zu sagen, was man wirklich dachte.
    Ich habe den Wortlaut des Briefes vergessen. Nur daran erinnere ich mich noch, daß ich einen Schnappschuß mitschickte, den Elisabeth einmal von Delilah gemacht hatte, wie sie hoffnungslos im Schlamm unserer Straße versunken dastand, während Walter sich damit abplagte, sie herauszuschaufeln. Ich wies darauf hin, daß wir eine völlig vernachlässigte Farm übernommen und produktiv gemacht hätten; daß es sich dabei um Kronland handelte; daß wir regelmäßig unsere Steuern und Abgaben bezahlten; daß wir durch den Zustand der Straße sehr behindert, ja benachteiligt waren, und daß wir es uns nicht leisten konnten, zu den Kosten ihrer Beschotterung beizutragen.
    Ein Satz ist mir noch im Gedächtnis, weil es nämlich der >grobe< war: >Wir haben diesen Antrag schon viele Male gestellt, jedoch ohne Erfolg, so daß wir

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