Das waren schöne Zeiten
ich möchte noch weitere Arbeiten von mir an ihn schicken.
Das war der erste von vielen freundlichen Briefen von Mr. Monkhouse. Für mich bedeuteten sie eine große Ermutigung. Ich verfaßte noch einige Storys für den Guardian , sowie auch für andere englische Zeitungen. Es dauerte nicht lange, bis er mir schrieb: >Warum versuchen Sie es nicht einmal mit einer größeren Arbeit? Natürlich ist ein Roman ein anspruchsvolles Unterfangen; aber früher oder später werden Sie doch einmal den Versuch machen wollen.<
Doch das schien mir jenseits meiner Möglichkeiten zu liegen. Die Barbara-Storys und andere, mehr ernsthafter Natur, waren in zwei Sammelbänden verlegt worden und hatten einen bescheidenen Erfolg erzielt. Aber ich hatte weder die Zeit noch den Wunsch, einen Roman zu beginnen. Es sollten noch einige Jahre vergehen, bis ich mich doch daran wagte, und dann konnte ich ihn erst nach der Kriegserklärung im Jahre 1939 beenden. Sofort verlor ich jegliches Interesse daran, denn ich war sicher, daß er niemals verlegt werden würde. Ich bewahrte ihn in einer Rumpelkammer auf, wo er für viele Jahre eine vergessene Existenz führen sollte, angenagt von Ratten und angeschimmelt von der Feuchtigkeit.
Obwohl wir sehr froh darüber waren, unsere beiden älteren Kinder zu Hause zu haben, war uns doch klar, daß dies ihnen gegenüber nicht fair war. Sie mußten unbedingt mehr Erfahrungen sammeln, als das auf unserer abgelegenen Farm für sie möglich war. Aus diesem Grund ging Stuart 1937 als Schäfer auf eine große Schafzuchtstation in der Hawke’s Bay. Es war hart für uns, ihn gehen zu lassen, aber er hatte bereits seine Wahl getroffen. Er wollte Farmer wie sein Vater werden, wozu es notwendig war, daß er Erfahrungen mit anderen Böden sammelte. Außerdem konnte er dort mehr verdienen als bei uns.
Jenny hielt sich zu dieser Zeit in Wellington auf und die beiden jüngeren Mädchen im Internat, so daß wir ganz allein waren. Das hatte selbstverständlich, wie jedes Elternpaar weiß, auch seine erfreulichen Seiten, weil man endlich die Anstrengung, kleine Kinder großzuziehen, los war und man sich eine Pause gönnen konnte, bevor die Krisen des Erwachsenwerdens begannen. Doch für Walter war es besonders schwer. Er hatte am nachdrücklichsten darauf bestanden, daß Stuart weggehen sollte, aber er vermißte seine Hilfe und seine Gesellschaft sehr.
Am ersten Tag nach Stuarts Abreise fühlte ich mich fürchterlich allein, und als Walter weggegangen war, um draußen auf der Farm zu arbeiten, sehnte ich mich geradezu danach, in einer Orgie von Selbstmitleid zu schwelgen. Dankbar gedachte ich der drei vor mir liegenden Stunden, in denen ich nicht tapfer zu sein brauchte. Wenigstens ein Gutes hatte unser Leben im Busch — man wurde nicht so leicht gestört.
Ein fürchterlicher Irrtum! Fünf Minuten später fuhr ein Wagen vor, aus dem vier Leute ausstiegen, die ich nicht besonders gut kannte, sichtlich entschlossen, einen Tag auf dem Lande zu genießen. Die üblichen Bitten um einen Ritt, ein Bad im Ngutunui-Fluß, die Erlaubnis, das Haus fotografieren zu dürfen, >weil es so drollig ist...! Oh, nein, wir wollen keinen richtigen Lunch, nur Brot und Käse<.
Natürlich war mein Brotvorrat fast zu Ende, und während ich in wilder Hast Scones machte, dachte ich im stillen, daß man doch nirgends sicher war, nicht einmal an einem Ort, den einer der Gäste so poetisch >im Herzen des Busches< nannte. Ich zählte meine Eier und überlegte, ob sie zu einem großen Omelette ausreichen würden, und murmelte: »Man hat doch nie eine Chance, einmal so richtig kreuzunglücklich zu sein! Irgend jemand taucht immer auf, um einen aufzumuntern.«
Walter kam zur Lunchzeit zurück, sicherlich voller Sorge, seine Frau zutiefst deprimiert vorzufinden. Statt dessen fand er vier Gäste und eine verzweifelt muntere Gastgeberin. Immerhin blieb ich nicht ungerächt. Trinket, ein sonst äußerst anpassungsfähiges Pony, aber mit Launen, hatte meine Gefühle genau zum Ausdruck gebracht, indem es seinem Möchtegernreiter einen kräftigen Huf auf das Knie pflanzte. Ich war eben dabei, es mit geheuchelten Ausdrücken des Bedauerns zu bandagieren, als Walter hereinkam.
Wie immer bedauerte er, daß er nur Zeit hätte, zum Lunch zu bleiben. Ich zischte ihm in der Küche meine Einwände zu, aber er grinste bloß und redete sich wie üblich auf angeblich dringende Arbeit heraus. In solchen Dingen war er direkt schamlos! Ein wunderbarer Gastgeber, wenn er
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