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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Sie müsste nur einen halben Meter hoch springen, dann könnte sie die Arme außen seitlich der Luke auflegen und sich hochhieven. Genau das würde sie versuchen, falls er ein Messer zog.
    »Also gut, ich halte meinen Mund, wenn Sie mir verraten, wohin wir fahren«, bot sie so ruhig wie möglich an. »Ich seh’s doch sowieso, wenn wir erst mal da sind. Dann können Sie es mir doch genauso gut auch jetzt schon sagen.«
    Er rotzte noch einmal auf den Boden. »Washington! Und jetzt ist Ruhe!«
    Washington! Es bestand also noch Hoffnung.
    Zu den Polizeisirenen mischten sich diverse Motorengeräusche. Wie es klang, passierten sie Autos, die mit laufendem Motor hielten. Als der Milchwagen die Fahrt verlangsamte, waren kommandohafte Rufe zu hören. Kurze Zeit später waren die Geräusche wieder verschwunden. Dann bremste der Fahrer ab und hielt an.
    »Was macht der denn, verdammt noch mal?« Benson ging in die Hocke, bereit, zur Luke hinaufzuspringen.
    »Vielleicht ist das noch eine Straßensperre«, flüsterte Doggie. »Sagen Sie besser nichts.«
    Sie verhielten sich still, bis das Gesicht des Fahrers über der Luke auftauchte.
    »Ich muss den Deckel zumachen«, sagte er. »Weiter vorne kommen noch mehr Absperrungen, glaube ich, jedenfalls stauen sich da die Autos. Ich will nicht, dass die einen Milchwagen mit New Yorker Kennzeichen und offenem Tank sehen.«
    Rambo zog seine Waffe und erhob sich. »Nichts da. Der Deckel bleibt offen, kapiert?«
    Doggie sah zum Fahrer.
    »Bis jetzt haben wir einfach nur Glück gehabt, weil noch nicht so viel Polizei und Militär auf den Straßen ist. Aber das wird sich ändern.«
    »Was ist denn los?«, wollte Doggie wissen.
    Der Fahrer sah auf, als ein Auto vorbeifuhr, dann blickte er wieder zu ihnen hinunter in den Tank. »Auf einem der Piratensender haben sie gesagt, dass sämtliche militärischen Einheiten und Polizeimannschaften in Washington sind. Heute Mittag treffen sich der britische Premierminister und der Präsident, da will man kein Risiko eingehen. Noch ein paar Kilometer, dann müssen wir an der nächsten Straßensperre vorbei, darum müssen wir jetzt den Deckel zumachen.«
    Er packte den Deckel und kippte ihn ein wenig.
    »Sag mal, bist du komplett hirnamputiert, oder was?« Benson hielt die Waffe direkt auf ihn gerichtet.
    »Ich verspreche, dass ich wieder aufmachen werde.«
    »Das will ich dir auch geraten haben, du Scheißnigger! Ein Anruf, und deine Familie ist erledigt, kapiert?«
    Der Fahrer hielt kurz inne. »Soll das heißen, du hast noch niemanden auf meine Familie angesetzt?«
    »So sieht’s aus. Aber das lässt sich im Handumdrehen ändern, wenn du jetzt nicht zusiehst, dass wir weiterkommen.« Bensons Waffenmündung berührte jetzt die Stirn des Fahrers.
    »Okay, okay. Ich weiß, was ich zu tun habe.« Der Fahrer verschwand von der Luke.
    Wenn er den Deckel nicht zumacht, haben die uns in einer Viertelstunde, ging es Doggie noch durch den Kopf, als der Fahrer seinen Arm durch die Luke reckte und drei Schüsse abfeuerte. Das Krachen in der Stahltrommel war ohrenbetäubend. Wie Benson zu Boden ging, sah Doggie nicht, spürtedafür aber die Blutspritzer auf ihren Augenlidern. Dann wurde der Deckel zugeknallt.
    Der Fahrer hatte noch eine zweite Waffe gehabt und für sich die Konsequenzen aus der Situation gezogen. Doggie saß im Stockfinsteren neben Bensons durchlöchertem Körper und zitterte. Sie musste an etwas anderes denken. Aber alles, was ihr einfiel, war die nächste Straßensperre.

35
    Wesley schleppte sich durch die Tage, er sah keinen gangbaren Weg mehr. Für sich nicht und nicht für dieses Land. Wo man auch hinblickte, es regierte der blanke Wahnsinn. Niemandem, absolut niemandem war mehr zu trauen. Alte Freunde entpuppten sich plötzlich als Erzfeinde, alte Feinde entdeckten auf einmal Übereinstimmungen, es kam zum überraschenden Schulterschluss von Milizionären aller Couleur. Und in der Hochburg der Demokratie, wo die Besten des Landes zu finden sein sollten, wagte man kaum, auch nur flüsternd seine Meinung zu vertreten.
    Gerüchte von Fahnenflucht und von Plänen für einen Militärputsch gingen um. Inzwischen hatte man bereits Offiziere hingerichtet, viele waren geflohen. General Powers, der Oberbefehlshaber, war schon mehrfach im Krisenraum erschienen, um Erklärungen abzugeben und dem Nationalen Sicherheitsrat seine Loyalität zu versichern.
    Nichts war mehr heilig. Recht und Gesetze des Landes, allgemeingültige Ethik und Moral, die Zehn

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