Das Weinen der Engel (German Edition)
noch gepflegter als das Castillos.
„Chrissy ist erst vier“, erwiderte Lark, bevor Dev etwas sagen konnte. „Ich kenne Sie nicht, Señor de La Guerra. Ich möchte meine Tochter nicht in Gefahr bringen, deshalb habe ich mich geweigert, sie mitzunehmen.“
Er hob seine grauen Augenbrauen. „Sind Sie in mein Haus gekommen, um mich zu beleidigen?“
„Nein, ich …“
„Die Kleine ist vor Kurzem von zu Hause entführt worden“, erklärte Dev. „Wir haben sie gerade erst zur Mutter zurückgebracht. Es ist deshalb ganz natürlich, dass Ms Delaney sich um die Sicherheit des Kindes sorgt.“
„Sie ist also bei Ihren Freunden im Hotel Barranca geblieben.“
Lark fühlte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich.
„Haben Sie gedacht, dass ich das nicht wüsste? Sie befinden sich jetzt in meiner Welt, Señorita Delaney. Ich bin immer davon unterrichtet, was in meiner Welt geschieht.“ Er machte ihnen ein Zeichen, sich auf das Sofa zu setzen, und stellte sich vor sie. Das Licht, das durchs Fenster fiel, ließ seinen schweren Rubinring an der linken Hand aufblitzen. An der rechten trug er einen einfachen goldenen, vom langen Tragen glatt geschliffenen Ehering.
„Sie brauchen um ihre Tochter keine Angst zu haben“, sagte er. „Ich tue keinem Kind etwas zuleide, ich habe selbst drei.“ Er setzte sich in einen Sessel neben der Couch, und Castillo nahm ihm gegenüber Platz.
„Ich bewundere Ihren Mut, hierherzukommen“, fuhr de La Guerra fort. „Sogar noch mehr, da Sie meinen Wünschen nicht nachgekommen sind. Aber ich kann Sie verstehen. Vielleicht war es auch unfair, das von einer Frau zu verlangen, die gerade erst ihre Mutterrolle übernommen hat.“
Lark sah ihn an. Er wusste also, dass Chrissy nicht ihre biologische Tochter war. Sie fragte sich, was er noch alles von ihr herausgefunden hatte. Eine ganze Menge, sagte sie sich. Den Mann umgab eine natürliche Aura von Selbstvertrauen.
„Warum berichten Sie mir nicht genau, warum Sie hier sind“, sagte de La Guerra zu ihr.
Lark warf Dev einen Blick zu, der ihr fast unmerklich zunickte. „Meine kleine Tochter heißt Chrissy. Sie ist das Kind meiner Schwester. Meine Schwester ist vor Kurzem gestorben.“
„Das tut mir leid.“
„Danke.“ Lark fuhr fort mit dem Bericht, wie Heather gezwungen gewesen war, als Teenager ihr Baby wegzugeben. Dass sie sich auf dem Sterbebett gewünscht hatte, ihre Schwester möge die Adoptiveltern ausfindig machen und sicherstellen, dass es ihrem kleinen Mädchen gut ging. Lark erzählte ihm, wie sie die Suche begonnen und das Kind schließlich gefunden hatten. Dass die Wellers am gleichen Tag von Antonio Alvarez’ Leuten ermordet worden waren.
„Weller hat für Alvarez Geld gewaschen“, erläuterte Dev. „Offensichtlich hatte der Mann ihn bestohlen.“
„Erzählen Sie weiter.“
Lark berichtete, dass Chrissys Kindermädchen die Kleine im Schrank versteckt und ihr so das Leben gerettet hatte.
„Aber Alvarez war mit dem Blutbad, das er angerichtet hat, nicht zufrieden“, fuhr sie fort. „Seine Männer sind in meine Wohnung eingebrochen und haben Chrissy entführt. Mit Mr Raines’ Hilfe konnten wir sie befreien. Aber Alvarez wird jetzt nicht eher Ruhe geben, bis er uns getötet hat. Ich würde alles tun, um das Leben meiner Tochter zu retten. Wir hatten gehofft, dass Sie uns helfen können.“
Larks Herz hämmerte in ihrer Brust wie verrückt. Sie hoffte, dass er ihr nicht ansah, wie verzweifelt sie war.
„Und mit ‚helfen‘ meinen Sie offensichtlich, Alvarez loszuwerden.“
„Das stimmt“, sagte Dev. „Wir wissen, dass er seit Jahren versucht, sich das El-Dorado-Kartell anzueignen. Bisher konnten Sie ihn daran hindern, allerdings unter großem finanziellem Aufwand und auf Kosten einiger Ihrer Männer. Sie würden den Mann gern für immer loswerden, aber Alvarez ist ständig von einer halben Armee umringt. Bisher ist es Ihnen nicht gelungen, an ihn heranzukommen.“
„Warum sollte ich glauben, dass es jetzt anders ist?“
„Ms Delaney hat Ihnen von der Befreiungsaktion erzählt, wir sind in Alvarez’ Anwesen eingedrungen.“
„Ja, davon habe ich erfahren. Ein ziemlich tollkühner Einsatz. Alvarez war außer sich vor Wut.“
Lark unterdrückte einen Schauder.
„Während unserer Aktion“, fuhr Dev fort, „haben wir einige Informationen gesammelt, inklusive den genauen Aufenthaltsort von Alvarez am folgenden Wochenende. Ich denke, das ist die Gelegenheit, auf die Sie gewartet haben. Wenn man
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