Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
Vom Netzwerk:
wieder auf! Wo sind Sie? Geht es Ihnen gut?« Es war Durels Stimme, der aufgeregt neben seinem Dienstauto stand.
    Karen legte den Kopf in den Nacken und holte tief Luft.
    »Es geht mir gut, Monsieur Durel«, flüsterte sie. »Bitte schicken Sie einen Krankenwagen in die alten Galerien Venise und einen weiteren in das Haus von Monsieur Laurent. Es ist dringend.«
    »Ich weiß«, sagte Durel. »Beides ist bereits geschehen.«
    »Sie wissen es?«, fragte sie heiser.
    »Ja. Ich war kurz nach Ihnen bei Laurent und habe einen Arzt gerufen. Laurent ist vor einer Stunde ins Krankenhaus gebracht worden.«
    »Und warum sind Sie dann nicht bei ihm?«
    Es entstand eine Pause, in der sie ihn nur leise atmen hörte. Tränen stiegen in ihr auf, als ihr die nächste Frage einfiel.
    »Warum … warum haben Sie Michaels Handy?«
    Durels Stimme klang hart. »Madame Alexandre, bitte sagen Sie mir jetzt, wo Sie sind. Wir werden Sie abholen.«
    Karen biss sich auf die Zunge. Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Weichen Sie mir nicht aus, verdammt noch mal. Sagen Sie mir, was mit Michael ist.«
    »Wir müssen Sie …«
    »Durel!«, schrie sie ins Telefon. »Was ist mit ihm?«
    »Er lebt, also beruhigen Sie sich!« Er sah auf den Notarztwagen, in den Mansfield gerade hineingeschoben wurde. Drei Männer kümmerten sich um ihn und schlossen schnell die Flügeltüren. Dann fuhr der Wagen mit lautem Sirenengeheul davon. »Er ist von mehreren Kugeln getroffen worden. Der Notarzt konnte ihn wieder beleben, aber er ist in einem äußerst kritischen Zustand.«
    »Wird er überleben?«, fragte Karen zitternd und wollte eigentlich keine ehrliche Antwort haben. Jede Lüge war ihr in diesem Augenblick willkommen.
    Durel sah in den dunklen Nachthimmel hinauf und holte tief Luft. »Ich bin kein Arzt, Madame, ich weiß es nicht. Aber es wird alles Menschenmögliche für ihn getan, das versichere ich. Was ist mit Ihnen? Wo sind Sie?«
    Bei dem Gedanken, wie Michael schwer verletzt in einem Krankenwagen lag, schnürte sich ihr der Hals zu. Sie konnte ihr Schluchzen nicht mehr zurückhalten. Durel hörte es und zögerte einen Moment.
    »Bitte sagen Sie mir jetzt, Madame Alexandre, wo Sie sich befinden, damit wir Sie abholen können.«
    Sie riss sich zusammen und fragte den Mann neben sich nach der genauen Adresse.
    »Wem wollen Sie das sagen?«, fragte er besorgt zurück.
    »Einem Beamten der Pariser Polizei.«
    Er sah sie zweifelnd an. »Rue de Limoges, Nr. 36.«
    »Haben Sie das gehört, Monsieur Durel?«
    »Ich bin in fünf Minuten bei Ihnen.«
    »Und bitte … ich glaube, ich brauche auch einen Arzt.«
    Seine Stimme wurde besorgt. »Sind Sie verletzt? Ist der Kerl noch in der Nähe?«
    »Nein, er ist tot.«
    Durel stutzte. »Sie haben den Mistkerl erwischt?«
    »Ja. Er ist vom Dach gefallen. Und ich beinahe auch. Aber das erzähle ich Ihnen später.« Schwäche breitete sich in ihrem Körper aus, und das Sprechen fiel ihr schwer.
    Durel stieg in seinen Wagen. »Ich komme sofort.«
    Sie beendete das Gespräch, und auf einmal verschwamm alles vor ihren Augen. »Die Polizei wird gleich hier sein«, murmelte sie und verlor wieder das Bewusstsein.
    Das Sonnenlicht schien durch die gelben Gardinen im Zimmer des Saint-Raphael und verzauberte den kleinen Raum in ein Tal der Ruhe.
    Als Karen die Augen öffnete, nahm sie den sanften Gelbton wie einen Schleier wahr, der nur langsam aus ihrem Kopf verschwand. Dann sah sie Durel neben sich auf einem Stuhl sitzen, der merkte, dass sie wach wurde, und sie mit besorgtem Blick musterte.
    »Wie geht es Ihnen, Madame Alexandre?«
    Karen verzog das Gesicht. »Ich fühle mich schrecklich müde.«
    »Haben Sie Schmerzen?« Sein Blick glitt von dem Verband an ihrem Handgelenk zur Transfusionsflasche, die neben ihrem Bett an einem Rollständer hing.
    »Nein«, antwortete Karen und sah zur Tür, als würde sie noch mehr Besuch erwarten. »Wo sind Laurent und Michael?«
    Durel bemühte sich um einen neutralen Ton. »Sie sind hier im Krankenhaus, aber sie befinden sich noch auf der Intensivstation.«
    »Wie geht es Laurent?«
    »Er ist inzwischen außer Lebensgefahr. Sie haben ihm bei einer Notoperation einen Teil des Darms entfernt, aber er wird’s überleben.«
    »Und Michael?«
    Durel zögerte. »Monsieur Mansfield wurde auch notoperiert.«
    Karen versuchte in seinem Gesicht zu lesen. Eine tiefe Angst umklammerte ihr Herz, während die entscheidende Frage sie nicht losließ. »Wird er es schaffen?«
    »Die Ärzte glauben, dass

Weitere Kostenlose Bücher