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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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schauen Sie sich das mal an.« Dawson warf fünf weitere Fotos auf den Tisch.
    Michaels Augen überflogen die Details der Bilder. Es handelte sich um Katzenmumien. Dann sah er auf.
    »Wurden die etwa auch hundertvierzig Jahre alt?«
    »Nein, nur achtzig Jahre.«
    »Alle fünf?«
    »Alle fünf.«
    Mansfield lehnte sich verblüfft zurück. »Wie haben die das gemacht?«
    »Wir wissen es nicht genau. Es finden zurzeit diverse Untersuchungen statt, um eine Antwort darauf zu bekommen, aber es ist zu bezweifeln, dass die Mumien schon nach den ersten Tests ihre Geheimnisse preisgeben. Ich persönlich bezweifle es zumindest.«
    »Warum?«
    »Es gibt einfach zu viele Fragen, die wir gern geklärt haben wollen. Erinnern Sie sich an den mumifizierten Mann in den …tztaler Alpen? Es hat Jahre gedauert, bis man aus den Forschungsergebnissen ein zusammenhängendes Bild bekam. Und selbst dann gab es später an dieser Mumie noch neue Entdeckungen.« Dawson zeigte auf seine rechte Schulter. »Im Körper der Mumie steckte eine steinerne Pfeilspitze, die man zehn Jahre lang übersehen hatte.« Er legte die Hände wie zum Gebet zusammen. »Haben Sie sich das Foto mit dem mumifizierten Kopf der einen Katze genauer angeschaut? Sie ist achtzig Jahre alt und hat trotzdem noch alle Zähne. Kein Zahnstein, keine Karies.«
    »Das sieht nach einer ziemlich gesunden Ernährung aus, würde ich sagen.«
    »Das scheint mir auch so. Und doch lag es an der Ernährung, dass sie gestorben sind. Sie wurden anscheinend vergiftet.«
    »Die Katzen?«
    »Die Katzen und die königliche Familie.«
    Karen erwachte aus ihrer Starre. Sie war schockiert. »Wer hätte so etwas gewagt? Der Pharao galt als göttlicher Stellvertreter des Osiris. Selbst die mächtigen Hohepriester hätten es niemals gewagt, einen noch so verhassten Pharao zu töten, aus Angst, er könnte sie aus dem Jenseits mit seinen übernatürlichen Kräften verfolgen.«
    Dawson nickte. »Wir glauben auch nicht, dass diese königliche Familie von den Wissenden der unsichtbaren Kräfte getötet wurde, sondern von einem unwissenden, machtgierigen Militärgeneral. Die Priester und Ramses I. haben jedenfalls alles getan, um dem Pharao und seiner Familie die ihnen zustehenden Gräber zu geben, wie uns mehrere Hieroglyphentexte auf der Leinenumwicklung der Mumien beweisen. Doch leider sind die Gräber im Altertum wie so viele andere geschändet worden, manchmal von der armen Landbevölkerung und manchmal auch im Auftrag des Pharaos selbst. In der Spätzeit hat so mancher Pharao die Schätze in den Gräbern als stille Reserve für seine Staatskosten missbraucht.«
    »Ein Pharao als Grabräuber?«
    »So ist es. Die Königsmumien in der Cachette von Deirel-Bahari sind ›restauriert‹ worden, das heißt, sie wurden in neues Leinen eingewickelt, nachdem man die alten Mumienbandagen zerschnitten und die wertvollen Amulette, Dolche und Pektorale entfernt hatte. Immerhin haben die Priester die Mumien dann in ein sicheres Versteck gebracht, wo sie die letzten dreitausend Jahre heil überstanden. Ein Papyrus, den wir im Sarkophag einer unserer Prinzessinnen in KV78 gefunden haben, zeigt, dass sie zunächst in zwei anderen Gräbern zwischengelagert wurde, ehe sie im Grab ihres Vaters ihre vorläufig letzte Ruhe fand. Sie wissen, was KV78 bedeutet, Mrs Alexander?«
    »Es ist das Grab mit der Nummer achtundsiebzig aus dem King Valley«, antwortete Karen, ohne viel zu überlegen. Sie war über den Gedanken einer staatlich angeordneten Grabschändung immer noch empört. »Das ist abscheulich.«
    »Ja, aber sogar beinahe verständlich. Ägypten war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr die vorherrschende Großmacht des östlichen Mittelmeerraums. Tributzahlungen und Kriegsbeute blieben aus.«
    »Es bleibt trotzdem abscheulich.«
    Dawson nickte. »Dadurch ging vieles für uns verloren, aber immerhin blieben die Gräber in ihrer Schönheit erhalten. Zwar leer, doch mit ihrer schönen Pracht der Malerei und Reliefdarstellung. KV78 ähnelt übrigens in seiner Ausführung sehr dem Grab Sethos’ I., einem der schönsten Gräber im Tal.«
    »Eins verstehe ich immer noch nicht«, sagte Karen und zeigte auf die Fotos. »Sie scheinen diese Katzenmumien vor Ramses I. ins Neue Reich einzuordnen, während Katzenmumien erst ein typisches Merkmal der Spätzeit waren, die fünfhundert Jahre später einsetzte.«
    Dawson freute sich über ihre Sachkenntnis. »Das stimmt. Wir glauben auch nicht, dass es sich bei den hier gefundenen Mumien

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