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Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
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Mainächte warm genug, duschen und kacken konnte man für wenig Geld im Schwimmbad und ein bißchen romantisch war das Ganze auch noch, irgendwie.
    Den Bigbird wollte er dagegen so schnell wie möglich loswerden. Er fragte sich mittlerweile, warum er ihn überhaupt mitgenommen hatte. Immerhin war der Bigbird nichts anderes als das Symbol des Scheiterns seiner Beziehung zu Annabelle. Und hatte er bei seiner Abfahrt noch das dringende Bedürfnis gehabt, dieses Symbol als Zeichen seiner einseitigen Liebe bei sich haben zu müssen, kam ihm das jetzt nur noch albern vor. So was war Kinderkram und unnötiger Seelenballast noch dazu. Deshalb wollte er sich von ihm trennen. Und zwar möglichst schnell. Auf seine Vergangenheit, das warihm inzwischen mehr als klar, hatte er im Moment einfach keinen Bock. Er wollte eine Zukunft, die frei war von überflüssigen Sentimentalitäten.
    Verbrennen wäre wahrscheinlich das beste, dachte er sich noch, als er schon auf dem Weg nach Ingolstadt war. Eine Wiese bei Vollmond, ein Kanister Benzin und eine Flasche Schnaps zum Abschied – so sah in seiner Phantasie der letzte Gang des Bigbirds aus. Aber dann besann er sich eines Besseren. Der Bigbird war schließlich eine Kostbarkeit und er, Billy, mittlerweile Kaufmann von Beruf. Was gab es also Logischeres, als den Bigbird meistbietend zu verscheuern? Und in einer Stadt des Geldes wie München fand sich bestimmt irgendein Geistesabwesender, der bereit war, ein Vermögen dafür auf den Tisch zu legen. Und selbst, wenn er nur ein paar Hunderter für den Bigbird bekäme, hätte sich seine Liebe zu Annabelle am Ende wenigstens doch noch ausgezahlt. »Haha«, lachte da das Herz des Kapitalisten und fand im Sarkasmus neue Kraft.

Lernen vom Euro.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß Sie das ganze Zeug mit Ihrem Auto nicht weitertransportieren dürfen«, raunzte jemand Billy von hinten an.
    Billy war gerade dabei, die erste Charge Eisenteile in seinen Laderaum zu räumen, als Kollege Siggi zufällig aus der Polizeistation kam. Er hatte seinen gestrigen Fang natürlich sofort wiedererkannt.
    »Sie wollen mich wohl zum Narren halten, was?«
    »Wo denken Sie hin?« antwortete Billy und gab sich äußerst freundlich. »Ich habe Sie ganz genau verstanden, keine Sorge. Und deshalb transportiere ich das ›Zeug‹ auch in zwei Etappen ab. Und dann müßte das doch in Ordnung gehen, oder?«
    Siggi schaute grimmig.
    »Dann müssen Sie das aber trotzdem noch extrig absichern«, sagte er.
    »Klaro«, sagte Billy. »Dafür habe ich auch ›extrig‹ eine Plane gekauft. Und die spanne ich mit diesen Seilen hier darüber. Damit auch ja nichts passieren kann. Meinen Sie, das geht?«
    Siggi warf einen Blick auf die Seile, die ihm Billy unter die Nase hielt, grummelte dann ein kurzes »paßt« vor sich hin und schlich im Folgenden neugierig um das Auto herum, während Billy weiter einlud.
    »Und was machen Sie jetzt mit dem ganzen Schrott?« fragte Siggi nach einer Zeit.
    »Das vergrabe ich alles im Wald, wieso?« antwortete Billy und sprach, als wäre das das Natürlichste auf der Welt.
    »Wie bitte?« polterte Siggi zurück und stemmte die Hände in die Hüften. »Das meinen Sie jetzt aber nicht ernst, oder?«
    »War nur ein kleiner Scherz«, sagte Billy darauf und fing an zu grinsen. »So was würde ich doch nie machen. Ist doch verboten.«
    »Sie sagen es«, sagte Siggi. »Also raus mit der Sprache. Was machen Sie jetzt damit?«
    »Ob Sie es glauben oder nicht, ich habe in München im Internet recherchiert. Und da habe ich einen Künstler gefunden, der mir das Zeug abkauft. Ich habe ihm erzählt, was ich so alles habe, und er war begeistert. Will irgendwelche Skulpturen daraus schweißen, sagt er. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich sowieso die Schnauze voll von dem ganzen Scheiß. Ich such mir lieber ein anderes Hobby. Bei dem Ärger, den ich damit hatte.«
    »Klingt vernünftig«, antwortete Siggi. »Aber sagen Sie mal, was mich noch interessieren würde, was bekommt man denn dafür? Ich meine, was zahlt Ihnen dieser Künstler denn? Viel kann das ja wohl nicht sein.«
    Billy fing an zu lachen.
    »Wenn Sie wüßten. Wir haben uns auf 3000 geeinigt. Wahnsinn, oder? Auf der anderen Seite sind das natürlich auch alles sensationelle Sachen.«
    Zum Beweis griff er sich die alte verrostete Pflugschar aus dem Haufen.
    »Allein der hier. Schauen Sie sich doch mal diesen Pflug an. So was finden Sie heute ja gar nicht mehr. Oder die Kiste da drüben. Da sind alte

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