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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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nicht einen Spruch von wegen »Der Unbeugsame« loszulassen.
    »Katie McWhorter«, sagte Russ, »was kannst du mir über sie erzählen, Alyson?«
    »Sie war eine Schulkameradin, weiter nichts. Sie hat letztes Jahr ihren Abschluss gemacht.«
    »Blieb sie danach weiter in der Stadt? Oder ist sie weggezogen?«
    Das Mädchen rutschte auf seinem Stuhl herum. »Sie ist weg, auf irgendein College. Weiß nicht genau. Wir waren ja keine Freundinnen oder so.«
    »Nicht?«
    »Nein. Sie wohnte irgendwo in der … Depot Street, glaube ich. Meine Eltern hätten bestimmt etwas dagegen gehabt, wenn ich dorthin gegangen wäre. Und sie hing auch nicht gerade im Smoky Joe’s herum und trank Cappuccino.«
    »Mit wem war sie denn so zusammen, Alyson? Bevor sie aufs College ging.«
    »Nicht mit vielen. Sie war ’ne Intelligenzbestie, echt clever, wusste deshalb auch über die Typen Bescheid. Ich weiß, sie jobbte im Altenpflegeheim.« Zögernd runzelte sie die Stirn. »Sie hatte ’nen Freund.«
    Am liebsten hätte es Clare herausgeschrien: »Ja! Jetzt kommen wir der Sache schon näher!« Aber Russ zuckte mit keiner Wimper. »Einen Freund?«, fragte er ohne besondere Emphase.
    »Ja. Ethan Stoner. Sie waren ein … merkwürdiges Gespann – sie so ’ne Leuchte und er so’n Armleuchter.« Das unbeabsichtigte Wortspiel ließ sie über ihren eigenen Witz lächeln. »Ich glaube, sie kannten sich schon seit Urzeiten, von der Grundschule oder so. Er ist irgendwann sitzen geblieben, sonst hätte er letztes Jahr mit ihr zusammen Examen gemacht. Waren ’n ganz schön scharfes Duo, die zwei, ganz schön heavy.«
    »Hast du Katie je wiedergesehen, seit sie die Schule verließ?«
    »Was soll das heißen? Ob ich mich mit ihr getroffen habe?« Clare wünschte, es läge mehr Licht auf Alysons Gesicht. Sie konnte nicht sagen, ob die Stimme des Mädchens so gepresst klang, weil ihr endlich klar wurde, dass eine persönliche Bekannte, eine Gleichaltrige, tot war, oder weil sie mehr wusste, als sie preisgab. Vielleicht aber auch nur aus Feindseligkeit gegen Russ’ Autorität.
    »Hast du sie irgendwann noch mal in Millers Kill gesehen?«
    »Nein. Aber wie gesagt, wir waren keine Freundinnen. Falls sie zurückkam, um Ethan zu besuchen, dann wüsste ich nichts davon.«
    »Oder ihre Eltern.«
    »Hm?«
    »Sie hätte auch ihre Eltern besuchen können.«
    »Oh. Ja.« Alyson sah zu ihren eigenen Eltern. »Darf ich jetzt gehen? Mehr weiß ich echt nicht.«
    »Fällt dir irgendetwas ein, egal, was, warum jemand Katies Tod hätte wünschen können?«
    »Lieber Gott, nein. Meiner Meinung nach war das so ein spontaner Gewaltakt. Finden Sie nicht? Irgend so ein Fremder kommt in die Stadt und vergewaltigt das erstbeste Mädchen, das in sein Auto steigt. Und dann bringt er sie um.« Alyson schauderte dramatisch.
    »Chief Van Alstyne, müssen wir uns um die Sicherheit unserer Tochter Sorgen machen?«, fragte ihre Mutter weinerlich.
    »Mein Gott, angenommen, es ist einer von diesen Serienmördern, wie drüben in Rochester vor ein paar Jahren?« Mr. Shattham legte einen Arm um Alysons dünne Schultern.
    »Dad-dy …«, sagte sie mit einer schrillen Stimme.
    »Ich kann es zwar nicht kategorisch ausschließen«, erwiderte Russ, »aber ich bezweifle, dass wir es hier mit einem Fremden zu tun haben. Katie wurde auch nicht vergewaltigt.« Er verschränkte seine Finger und stützte sein Kinn darauf. »Allerdings hatte sie kürzlich ein Kind geboren.«
    Alyson riss den Mund auf. Flirrender Staub stieg in den Lichtstreifen empor, die die Sonne auf Tisch und Boden warf. »Was?«, keuchte sie mit erstickter Stimme. »Katie war schwanger?« Es war die erste echte Empfindung, die Clare bei dem Mädchen sah, seit es die Fotos der Leiche betrachtet hatte.
    »Einige Zeit vorher war sie schwanger. Der obduzierende Arzt sagte, sie habe innerhalb der letzten zwei Wochen ein Kind geboren.«
    »Schwanger. Ach du Scheiße!«
    »Alyson!«
    »Oh, Mama, mach dir nicht gleich ins Hemd.« Alysons verschattetes Gesicht erstarrte; nur eine kleine grüblerische Falte bildete sich auf ihrer Stirn. »Das muss Ethan gewesen sein«, sagte sie schließlich. »Er hat sie zusammengeschlagen und dann umgebracht. Das muss Ethan gewesen sein.«
    »Wie kommst du darauf?« Russ lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    »Na, wer denn sonst? Der Typ war voll verknallt in sie. Werden die Frauen nicht meistens von ihrem Ehemann oder ihrem Freund ermordet? Ich weiß noch, das haben wir mal im Gesundheitsunterricht

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