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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Bulle. Eigentlich hatte er gedacht, eine Pastorin wäre … zurückhaltender, subtiler.
    Kristen riss den Mund auf. »Er ist tot?«, fragte sie mit schriller Stimme. Und dann brach sie in Tränen aus.

16
    R uss kam sich vor wie bei der Wiederholung eines miesen Fernsehkrimis. Kristen schluchzend und ihr Make-up aufgelöst, während Clare ihr die Hand hielt … Wäre er nicht so verdammt müde gewesen, er hätte geschworen, es sei Montagmorgen statt Mittwoch mitten in der Nacht.
    »Warum heult sie dem Kerl dermaßen nach?«, fragte er Clare halb flüsternd.
    Die funkelte ihn über Kristens Schulter hinweg an. »Sie heult ihm nicht nach, wie sie’s um Katie tat, Herrgott. Sie heult vor Wut.«
    Kristen jammerte: »Jetzt werde ich nie mehr Gelegenheit haben, ihm zu sagen, was ich von ihm hielt!« Sie schnappte vernehmlich nach Luft. »Und ich werde nie Klarheit über Katie bekommen!«
    »Wenn Ihr Vater sie umgebracht hat, Kristen, dann hat er dafür schon bezahlt. Und wenn nicht, dann werden wir den Täter finden. Das verspreche ich Ihnen.« Russ beobachtete, wie Clare das Mädchen in die Arme nahm, und fragte sich, ob sie jemals lernen würde, bei Menschen, denen sie helfen wollte, Distanz zu halten. In ein paar Jahren wäre sie ausgebrannt, wenn sie sich weiterhin in jedes Problem stürzte und alles persönlich nahm.
    Als sie seinem Blick begegnete, sah Russ, wie müde sie war: dunkle Schatten unter den Augen, deutliche Fältchen um die Mundwinkel. »Kristen«, sagte sie, »haben Sie eine Ahnung, wen Ihr Vater heute Abend treffen wollte? Haben Sie eine Ahnung, wer sein Mörder sein könnte?« Russ war nicht hundert Prozent von Kristens Unschuld überzeugt, mochten ihre Tränen auch noch so echt sein. Aber bis zur Überprüfung ihres Alibis würde er mitspielen.
    Kristen schüttelte den Kopf. »Ich hab Ihnen doch schon gesagt, seit meinem Auszug von daheim habe ich nicht mehr mit ihm gesprochen. Mein Telefon läuft unter einer Geheimnummer, damit er mich nicht erreichen kann. Ich musste allen Mut zusammennehmen, um ihn und Mom wegen Katies Beerdigung anzurufen.« Sie blickte ruckartig auf und blinzelte Clare mit geschwollenen Augen an. »O Gott, jetzt muss ich die Sache auch noch regeln! Mom wird bestimmt nicht damit fertig.« Sie schlug sich die Hände vors Gesicht und weinte – Tränen der Wut und Frustration, was selbst Russ erkannte, der gelernt hatte, die Tränen von Zeugen zu ignorieren.
    »Ich kann Ihnen helfen«, sagte Clare und rieb Kristens Oberarme. »Ich kann helfen.«
    Kristen schüttelte immer wieder den Kopf – dumpfer, verzweifelter Schmerz. »Ich wollte doch lediglich ein bisschen Frieden, um meine Schwester zu beerdigen. Jetzt hat er mir sogar das verdorben, das Dreckschwein. Warum konnte er mich und Katie nicht in Ruhe lassen. Meine Schwester …«
    Russ murmelte die üblichen Entschuldigungen und ging in die Küche, ein Telefon suchen, um dem Leid und der Wut zu entkommen. Er unterdrückte die Gewissensbisse, dass er es voll und ganz auf Clare abwälzte, sich mit dem Mädchen zu befassen. Aus ihr ließ sich nichts Brauchbares herausholen, nicht heute Abend, und vielleicht benötigte sie geistlichen Beistand jetzt sowieso am meisten.
    Zuerst rief er auf dem Revier an, und als sich die Ansage »Bitte wählen Sie die 911« einschaltete, hängte er ein und tippte die Nummer der Leitstelle von Glens Falls. Die Angestellte wusste die Nummer des Detectives in Albany, der mit dem Streifenwagen zu Katies früherem Wohnsitz geschickt worden war. In Albany hatten sie Handys. Und garantiert auch bessere Rentenpläne.
    Zweimal Freizeichen, dann meldete sich eine dynamische Frauenstimme. »Ramirez.«
    »Äh … Detective Ramirez?«
    »Höchstpersönlich.«
    »Detective, hier Chief Van Alstyne aus Millers Kill. Soviel ich weiß, helfen Sie in einem Mordfall, den wir hier oben haben.«
    »Chief Van Alstyne. Ja, ich habe mit Ihrem Beamten gesprochen, wie heißt er noch? Doofi?«
    »Durkee«, sagte er. Das hatte sie bei ihm gut gehabt, nach seinem eindeutigen Zögern wegen der Frauenstimme.
    »Wir haben gleich nach Ihrer Meldung eine Einheit hierher geschickt, aber derjenige, den Sie suchen, war schon verschwunden.«
    Russ schlug den Hörer auf seinen Schenkel und fluchte leise. Er hielt den Apparat gerade rechtzeitig wieder an sein Ohr, um Detective Ramirez sagen zu hören: »… gab sich als Vater Ihrer Ermordeten aus.«
    »Es gibt einen Zeugen?«
    »Ein Mädchen. Mal sehen, was sie taugt. Im Moment haben wir

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