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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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sie bei einem Polizeizeichner, aber ich an Ihrer Stelle würde mir nicht allzu viele Hoffnungen machen. Sie ist achtzehn, hat ein paar Bier intus und hält jeden über achtundzwanzig für – ich zitiere – einen Gruftie.«
    Russ lachte unwillkürlich.
    »Ihre bisherige Beschreibung lautet auf einen Mann durchschnittlicher Größe, durchschnittlichen Gewichts und ohne besondere Merkmale bis auf einen Schnauzbart, der angeklebt sein könnte. Außerdem gehörte er zu den oben erwähnten Grufties.«
    Geoff Burns war was – vierzig? Zweiundvierzig? Er würde Emily Colbaum oder einer ihrer Hausgenossinnen garantiert als Gruftie erscheinen. Und »durchschnittlich« träfe für Burns’ Typ den Nagel auf den Kopf, solange er nicht den Mund aufmachte. Russ seufzte. »Also, was hat der Verdächtige in dem Haus getan?«
    »Laut Aussage der Zeugin gab es vorher einen Anruf vom angeblichen Vater des Mordopfers. Er sagte, er wolle kommen, um ein paar Sachen zu holen. Gegen halb zehn kreuzt der Kerl auf, geht in ihr Zimmer und kommt zehn oder fünfzehn Minuten später mit einem Rucksack wieder heraus. Vorerst schwer zu sagen, ob der Raum schon unordentlich war oder ob er herumwühlte. Natürlich hoffen wir auf Fingerabdrücke.«
    »Ich weiß, das ist viel verlangt, aber haben Sie irgendeine Ahnung, was er mitnahm?«
    »Was eventuell in einen Studentenrucksack passen würde?«, schnaubte die Polizistin. »Bedaure, Chief. Das könnte alles Mögliche sein. War Ihr Mädchen auf Drogen?«
    »Nicht dass ich wüsste«, antwortete er. »Gab es in diesem Raum denn irgendetwas, das mit Schwangerschaft zu tun hat?«
    »O ja, tatsächlich. Ein paar Bücher unter dem Bett. Was erwartet mich in der Schwangerschaft? , all so was. Ein paar gebrauchte Binden im Abfalleimer, aber das kann auch die Periode gewesen sein. Hören Sie, geben Sie mir Ihre Faxnummer, dann erhalten Sie morgen früh den vollständigen Bericht und das Phantombild. Äh, das heißt: heute früh, später.«
    Russ sah auf seine Uhr. Großer Gott, es war ja schon nach zwölf. Er würde mit Lyle MacAuley die Schicht tauschen müssen. Unmöglich, diesen Fall zu bearbeiten und immer noch munter genug zu sein, um morgen, Freitagnacht, Streife fahren zu können. Er gab Detective Ramirez die Faxnummer des Reviers, bedankte sich für ihre Hilfe und legte auf.
    Im Wohnzimmer saß Kristen, den Kopf gegen die Lehne des geblümten Sofas geneigt, und starrte mit leerem Blick an die Decke. Clare, auf dem Bambusstuhl daneben, schaute hoch, als Russ hereinmarschierte. Ihre Augenbrauen hoben sich fragend.
    Er zuckte mit den Schultern. »Heute Abend ist in Katies Haus jemand aufgetaucht, der sich als ihr Vater ausgab. Hat in einem Rucksack was aus ihrem Zimmer mitgenommen. Eine ihrer Mitbewohnerinnen war da. Die versucht gerade, eine Beschreibung für ein Phantombild zu geben.«
    Clare sah kurz zu Kristen. Das Mädchen rührte sich nicht. »Irgendeine Chance, dass es Darrell war?«, fragte sie.
    »Klingt nicht danach. Angeblich ein älterer Mann mit Schnurrbart. Gut möglich, dass es eine Verkleidung war.«
    Clare schien skeptisch. »Wer, zum Kuckuck, könnte das sein? Ethan? Der sitzt in Haft.«
    »Kristen«, sagte Russ, und dann erneut, lauter: »Kristen?« Sie drehte den Kopf zu ihm herum, ohne ihre Position auf dem Sofa zu verändern. »Ich habe das schon einmal gefragt: Gab es irgendjemanden, den Ihre Schwester hätte besuchen können? Einen älteren Mann vielleicht?«
    »Sagte ich Ihnen doch bereits«, antwortete sie mit müder, heiserer Stimme. »Wenn Sie sonst jemanden besucht hat, dann hinter meinem Rücken.«
    Russ warf Clare einen Blick zu. »Der Detective in Albany wollte wissen, ob Katie eventuell Drogen nahm. Vielleicht liegen wir falsch, wenn wir vermuten, der Mord hätte etwas mit dem Baby zu tun. Vielleicht ist sie ein paar echt miesen Typen auf die Füße getreten.«
    Clare öffnete den Mund zu einer Erwiderung, aber Kristen fiel ihr ins Wort. »Meine Schwester hat nichts mit Drogen am Hut gehabt! Und genauso wenig mit Kinderpornos, illegaler Abtreibung, Scheckbetrug oder sonst was! Sie war ein guter Mensch. Ein lieber, guter Mensch! Und wenn Sie nicht so ein lahmarschiger Provinzbulle wären, dann hätten sie den, der ihr das angetan hat, schon längst geschnappt!« Sie sprang plötzlich auf die Beine und wies mit einem zitternden Finger auf Russ.
    »Kristen!« Auch Clare sprang auf. »Das ist ungerecht.«
    Das Mädchen riss den Kopf herum. »Was verstehen Sie denn davon!

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