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Das weiße Mädchen

Das weiße Mädchen

Titel: Das weiße Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Zeitlang still im Innern der erleuchteten Kabine, genossdas Gefühl der Sicherheit und wartete darauf, dass ihr Herzschlag sich beruhigte.
    Tief durchatmen, Lea.
    Im Schein der Innenbeleuchtung musterte sie ihre Blessuren: Ihre Arme waren zerkratzt, die Schuhe mit Erde beschmiert, und die Hose würde sie reinigen lassen müssen – ansonsten jedoch war sie unversehrt.
    Jetzt könnte ich einen Schluck Rotwein gebrauchen,
dachte sie plötzlich.
Und es wäre schön, eine menschliche Stimme zu hören.
    Automatisch griff sie nach ihrem Handy, das im Handschuhfach lag, ohne recht zu wissen, wen sie anrufen sollte. David? Jörg Hausmann? Oder vielleicht gar die Polizei?
    Das Handy nahm ihr die Entscheidung ab: »Kein Netz«, meldete das Display.
    Ein Funkloch   … Kein Wunder in dieser abgelegenen Gegend.
    Lea legte das Handy zurück, schob den Schlüssel ins Zündschloss und startete den Wagen.
     
    Im Haus der Zirners brannte kein Licht mehr, als Lea kurze Zeit später Verchow erreichte. Leise schloss sie die Haustür auf und tastete sich durch den dunklen Flur, da sie vor lauter Aufregung den Lichtschalter nicht wiederfand. Als sie endlich in ihrer Wohnung stand, ließ sie sich auf das Sofa fallen und atmete tief durch.
    Dann erst fragte sie sich, was sie tun sollte. Auf dem Rückweg ins Dorf hatte sie erwogen, die Polizei einzuschalten. In Ruhe betrachtet, erschien ihr dieser Gedanke jedoch absurd. Was sollte sie erzählen – dass eine unbekannte Person, die nicht einmal deutlich zu erkennen gewesen war, sie in den Wald gelockt hatte? Die Polizisten würden sie vermutlich für hysterisch halten und behaupten,sie habe sich das Gesicht im Dunkeln nur eingebildet.
    Erneut zog sie ihr Handy hervor. Die Verbindung war wieder da, und das Display zeigte zwei entgangene Anrufe an: Davids Nummer erschien. Ob sie ihn um diese Zeit noch zurückrufen konnte?
    Lea wählte, und tatsächlich meldete sich ihr Sohn nach wenigen Sekunden.
    »Hey, Mum! Klasse, dass du noch anrufst. Ich hab dir viel zu erzählen! Stell dir vor: Ich habe die Comics bekommen.«
    Sobald sie die vertraute Simme hörte, löste sich Leas Mitteilungsbedürfnis auf und sie beschloss, ihre jüngsten Erlebnisse nicht zu erwähnen.
    »Super! War es schwer?«
    »Na ja   …« David lachte verlegen. »Eine Mutprobe war’s schon. Ich habe Maja nach dem Abendessen angesprochen.«
    »Und? Wie war’s?«, fragte Lea ehrlich gespannt.
    »Voller Erfolg! Maja hat alle Bücher von diesem Thanatar und schleppt sie ständig mit sich herum.«
    »Das meinte ich nicht. Wie war sie zu dir?«
    »Ähm   …«, druckste David herum, »eigentlich ganz nett.«
    »Ganz nett? Das ist alles?«
    »Ich habe dir doch erzählt, dass sie nicht so leicht zugänglich ist. Zuerst hat sie schon ein bisschen komisch geschaut. Wahrscheinlich dachte sie, es wäre eine plumpe Art von Anmache. Aber dann habe ich ihr gesagt, dass ich mich für diesen Thanatar interessiere, und sie ist sofort aufgetaut.«
    »Ist doch toll!«
    David seufzte. »Oder auch nicht. Ich habe den Eindruck, dass sie ein wenig in diesen Typen verknallt ist.«
    »Wie – in den Comiczeichner?« Lea lachte. »Sie kennt ihn doch überhaupt nicht.«
    »Nee, aber sie findet ihn eben supercool. Auf der Webseite seines Verlags ist ein Foto von ihm. Zugegeben, er sieht gut aus – ein bisschen wie Bill Kaulitz, der Sänger von Tokio Hotel, mit langen Haaren und so.«
    »Oh, verstehe   …«
    Lea wollte bereits zu einer Erklärung ansetzen, dass derlei Schwärmereien pubertierender Mädchen in der Regel nicht ernst zu nehmen seien, besann sich dann jedoch eines Besseren. David hätte gespürt, dass sie ihn trösten wollte, und womöglich wäre sie ihm damit zu nahegetreten.
    »Und die Comics hat sie dir geliehen?«, fragte sie stattdessen.
    »Ja – allerdings musste ich einen heiligen Eid schwören, sie unzerknittert zurückzubringen. Die Dinger sind nämlich schwer zu kriegen. Alles ab achtzehn, zum Teil sogar indiziert. Maja musste sie von ihrem älteren Bruder bestellen lassen, mit Angabe des Geburtsdatums und allem Drum und Dran.«
    »Nanu, warum das? Sind es etwa Pornos?«
    »Nein, Quatsch. Sie sind   … irgendwie beunruhigend. Verstörend. Ziemlich schrecklich, auf eine schwer zu beschreibende Weise.«
    »Gewaltdarstellungen?«
    »Ja, aber nicht die übliche Hack-and-Slay-Show. Eigentlich sind es überhaupt keine zusammenhängenden Geschichten, eher wirre Bilderfolgen   … wie in einem Traum, oder im Drogenrausch.«
    »Sag

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