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Das Werk - 14

Das Werk - 14

Titel: Das Werk - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Er malte sich aus, wie Christine dahinter saß, er war schon untröstlich, daß sie das alles mit anhörte.
    »Du weißt doch, weshalb sie hergekommen ist?« fing Jory munter wieder an. »Wie, du entsinnst dich nicht? Du hast ihr versprochen, sie für irgendwas als Modell zu nehmen … Sie sitzt dir für alles, was du willst, nicht wahr, meine Liebe?«
    »Weiß Gott, sofort!«
    »Aber jetzt«, sagte der Maler verlegen, »nimmt mich bis zum Salon mein Bild ganz in Anspruch … Es ist da nämlich eine Figur, die mir viel zu schaffen macht! Unmöglich, daß ich da mit diesen verdammten Modellen zurechtkomme!«
    Sie hatte sich vor dem Gemälde aufgepflanzt und hob ihr Naschen mit Kennermiene.
    »Diese nackte Frau da im Grase … Na schön, hören Sie mal, wenn ich Ihnen dienlich sein könnte!«
    Jory war auf einmal Feuer und Flamme.
    »Klar! Das ist doch eine Idee! Du suchst ein schönes Mädchen und findest keins! – Sie soll sich frei machen. Mach dich frei, Liebling, mach dich ein bißchen frei, damit er dich sehen kann.«
    Mit einer Hand knüpfte Irma rasch ihr Hutband auf, und mit der anderen suchte sie die Häkchen ihrer Bluse, obwohl Claude, der sich dagegen sträubte, als wolle man ihn vergewaltigen, das energisch zurückwies.
    »Nein, nein, das ist nicht nötig … Madame ist zu klein … Das ist überhaupt nicht das, was ich brauche, überhaupt nicht!«
    »Was macht das denn schon?« sagte sie. »Sie können doch trotzdem mal sehen.«
    Und Jory bestand darauf.
    »Laß doch! Ihr machst du doch eine Freude damit … Sie sitzt gewöhnlich nicht für Maler, sie hat das nicht nötig; aber für sie ist es ein Hochgenuß, sich zu zeigen. Sie würde am liebsten immer ohne Hemd herumlaufen … Mach dich frei, mein Liebling. Nur den Busen, da er nun mal Angst hat, daß du ihn frißt!«
    Schließlich verhinderte Claude, daß sie sich auszog. Er stammelte Entschuldigungen: später einmal würde er sich sehr freuen; jetzt fürchte er, daß eine neues Vorbild ihn vollends durcheinanderbringe; und sie begnügte sich, die Achseln zu zucken, ihn dabei fest mit ihren hübschen, lasterhaften Augen anzusehen und ein verächtliches Lächeln aufzusetzen.
    Da redete Jory von der Freundesschar. Warum sei Claude neulich nicht am Donnerstag zu Sandoz gekommen? Man sehe ihn ja überhaupt nicht mehr; Dubuche beschuldigte ihn, daß er sich von einer Schauspielerin aushalten lasse. Oh, es hatte einen Krach zwischen Fagerolles und Mahoudeau darüber gegeben, ob der Frack in der Bildhauerei dargestellt werden solle! Gagnière war am vorletzten Sonntag mit einem blauen Auge aus einem Wagnerkonzert gekommen. Er, Jory, hätte im Café Baudequin beinahe ein Duell gehabt wegen eines seiner letzten Artikel im »Tambour«. Weil er ihnen hart zusetzte, den Achtgroschenmalern, den Kerlen mit dem gestohlenen Ruhm! Die Kampagne gegen die Jury machte einen Heidenspektakel, es würde kein Stück übrigbleiben von diesen idealistischen Schnüfflern, die die Natur nicht reinkommen lassen wollten.
    Claude hörte mit ärgerlicher Ungeduld zu. Er hatte seine Palette wieder zur Hand genommen und trat vor seinem Bild von einem Fuß auf den anderen.
    Endlich begriff der andere.
    »Du möchtest arbeiten, wir lassen dich allein.«
    Irma sah den Maler immer noch mit ihrem unbestimmten Lächeln an, verwundert über die Dummheit dieses Einfaltspinsels, der nichts von ihr wissen wollte, und wurde nun von der Laune gepeinigt, ihn gegen seinen Willen doch noch zu kriegen. Sein Atelier war häßlich, und er selber hatte nichts Schönes an sich; aber warum machte er so in Tugend? Sie scherzte einen Augenblick mit ihm, durchtrieben, schlau, gewiß, daß ihr alles glückte, sobald sie nur schamlos ihre Jugend entblößte. Und an der Tür bot sie sich ein letztes Mal an, indem sie in einem langen, umhüllenden Händedruck seine Hand heiß werden ließ.
    »Wann immer Sie wollen!«
    Sie waren weg, und Claude mußte den Wandschirm auseinanderschieben, denn dahinter war Christine auf der Bettkante sitzen geblieben, als habe sie nicht die Kraft, sich zu erheben. Sie sprach nicht von dieser Dirne, sie erklärte lediglich, sie habe sehr viel Angst ausgestanden; und sie wollte sofort gehen, weil sie davor zitterte, es könnte wieder klopfen, und auf dem Grunde ihrer besorgten Augen nahm sie die Verwirrung über die Dinge mit, die sie nicht aussprach.
    Lange übrigens war diese Umgebung roher Kunst, dieses mit grellen Bildern angefüllte Atelier für sie eine Quelle des Unbehagens

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