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Das Werk - 14

Das Werk - 14

Titel: Das Werk - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Institut de France die Köpfe abzuschlagen; und Sandoz, der in seinem Arbeitseifer Feuer und Flamme war, und Dubuche, der von seinen revolutionären Freunden angesteckt wurde, gerieten außer sich, hauten auf den Tisch, verschlangen Paris mit jedem Schluck Bier.
    Fagerolles blieb sehr ruhig und bewahrte sein Lächeln. Er war den anderen zum Spaß gefolgt, wegen des einzigartigen Vergnügens, das er daran fand, die Kumpel zu Streichen zu veranlassen, die schlimm ausliefen. Während er ihren Empörergeist aufpeitschte, faßte er gerade den festen Entschluß, hinfort darauf hinzuarbeiten, den Rompreis zu bekommen: dieser Tag brachte ihn zu dieser Entscheidung, er erachtete es für dumm, sein Talent weiter zu kompromittieren.
    Da die Sonne am Horizont niederging, war nur noch eine zurückrollende Woge von Wagen zu sehen, die Rückfahrt aus dem Bois de Boulogne im blaß gewordenen Gold des Sonnenuntergangs. Und der Salon mußte wohl schließen und seine Besucher entlassen, eine lange Schlange zog vorüber, Herren mit Kritikerköpfen, jeder mit einem Katalog unter dem Arm.
    Gagnière geriet jäh in Begeisterung.
    »Ah, Courajod, das ist einer, der die Landschaft erfunden hat. Haben Sie seinen ›Teich von Gagny‹ im LuxembourgMuseum gesehen?«
    »Wunderbar!« rief Claude. »Dreißig Jahre ist es her, daß das gemacht wurde, und man hat noch nichts Besseres hingekriegt … Warum läßt man das im LuxembourgMuseum? Das müßte im Louvre hängen.«
    »Aber Courajod ist doch noch nicht tot«, sagte Fagerolles.
    »Wieso? Courajod ist noch nicht tot? Man sieht ihn nicht mehr, man spricht nicht mehr von ihm.«
    Und Betroffenheit erfaßte alle, als Fagerolles bestätigte, daß der Meister der Landschaftsmalerei siebzig Jahre alt sei und noch irgendwo in der Gegend vom Montmartre zurückgezogen in einem Häuschen lebe, mitten unter Hühnern, Enten und Hunden. So konnte man sich überleben, es gab der Schwermut verfallene alte Künstler, die vor ihrem Tode gestorben waren. Alle schwiegen, eine Schauer überlief sie, als sie am Arm eines Freundes Bongrand mit hochrotem Gesicht und unruhiger Gebärde vorübergehen sahen, der ihnen noch einen Gruß zusandte; und dicht hinter ihm zeigte sich Chambouvard inmitten seiner Schüler, lachte sehr laut, klappte mit den Absätzen, als unumschränkter Meister, der sich seiner Ewigkeit gewiß ist.
    »Was? Du bleibst nicht bei uns?« fragte Mahoudeau Chaîne, der sich erhob.
    Chaîne nuschelte etwas in seinen Bart; und er ging fort, nachdem er allen die Hand gedrückt hatte.
    »Du weißt doch, der geht, um sich mit deiner Hebamme gütlich zu tun«, sagte Jory zu Mahoudeau. »Ja, die Kräuterkrämerin, die Frau mit den stinkenden Kräutern … Ehrenwort! Ich habe gesehen, wie seine Augen auf einmal aufflammten; wie ein rasender Zahnschmerz packt das den Burschen; und sieh mal, wie er da unten rennt.«
    Inmitten des Gelächters zuckte der Bildhauer die Achseln.
    Aber Claude hörte nicht. Nun nahm er sich Dubuche wegen der Architektur vor. Sicher war dieser Museumssaal nicht schlecht, den er da ausstellte; bloß das brachte nichts Neues, das war ein geduldig zusammengestelltes Mosaik aus den Formeln der Ecole des BeauxArts. Gingen denn nicht alle Künste Hand in Hand? Würde denn die Entwicklung, die in der Literatur, in der Malerei und sogar in der Musik Wandlungen brachte, nicht auch die Architektur erneuern? Wenn jemals die Architektur eines Jahrhunderts einen eigenen Stil haben mußte, dann sicher die Architektur des Jahrhunderts, das bald beginnen werden, ein neues Jahrhundert, ein rein gefegtes Gelände, damit alles darauf neu gebaut werden könne, ein frisch besätes Feld, auf dem ein neues Volk wachsen würde. Zerschmettert die griechischen Tempel, die unter unserem Himmel, in unserer Gesellschaft kein Daseinsrecht mehr haben! Zerschmettert die gothischen Kathedralen, da der Glaube an die Legenden gestorben ist! Zerschmettert die feinen Säulengänge, das ausgearbeitete Spitzenwerk der Renaissance, dieser auf das Mittelalter gepfropften Auferstehung des Altertums, Juwelen der Kunst, in denen unsere Demokratie nicht heimisch werden konnte!
    Und er wollte, er forderte mit heftigen Gebärden die architektonische Formel dieser Demokratie, das Werk von Stein, in der sie zum Ausdruck kommen würde, das Gebäude, in dem sie zu Hause wäre, etwas Riesiges und Starkes, Schlichtes und Großes, dieses Etwas, das sich bereits in unseren Bahnhöfen, in unseren Markthallen mit der handfesten Eleganz ihrer

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