Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
Freien, zwischen ihm und der Oberfläche hatte sich mit Sicherheit nur ein Riss gebildet. Durch ihn den Tunnel zu verlassen war unmöglich, Kepler sah ihn nicht einmal. Das lag auch daran, dass die Lampe im HTC zusehends dunkler wurde. Kepler holte das Funkgerät aus der Tasche. Das Rauschen war nicht so stark wie beim letzten Mal, als er es probiert hatte, aber eine Verbindung war noch immer nicht möglich. Er steckte das Funkgerät ein und sah zur Syth. Seine Gedanken überschlugen sich, deswegen sprach er sie aus, während er sich konzentrierte.
" Metamaterial war in meiner Zeit zuerst nur auf harten Oberflächen realisierbar, erst nach einiger Zeit hatte man gelernt, die Strukturen auf flexible Stoffe zu übertragen. So, dann... Damit muss die Syth-Kleidung auf Elastomeren basieren, richtig?" Weder bestätigte das jemand, noch wurde es dementiert. "Das ist so", behauptete Kepler. "Aber es kann nur die Innenseite des Anzuges sein."
"Was redest du da für seltsame Dinge?", interessierte Areía sich mit matter Stimme und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
" Bin durch scharfe Überlegung zu dem Schluss gekommen, dass die Syth-Kleidung brennen müsste", antwortete Kepler.
"Das hätte ich dir auch vor fünf Minuten einfach sagen können", meinte Areía.
"Und warum hast du das nicht getan?", wollte Kepler wissen.
Areía zuckte die Schultern.
"Du hast nicht gefragt."
"Was glaubst du eigentlich, was ich hier mache?", fragte Kepler. "Darüber sinnieren, wie herrlich kontrastreich dieses etwas blasse Grün des Syth-Anzuges mit dem tiefmatten Schwarz der Wände und des Bodens harmoniert, oder was?"
"Was weiß ich."
"Ich liebe euch Langhaarigen wirklich", knurrte Kepler, "aber manchmal bringt diese eure Eigenheit mich zur Weißglut. Und das will schon was heißen."
"Was denn?", interessierte Areía sich abfällig.
"Ich bin so stumpfsinnig wie... wie dazustehen und unkonstruktiv zu sein."
"Verwirre ich dich?", wollte Areía zufriedenen Tones wissen.
"Ne ", schnaubte Kepler. "Du machst mich kirre."
E r legte das HTC so auf den Boden, dass die Lampe nach oben strahlte, zog das Messer und schnitt einen Streifen aus dem Anzug der Syth aus.
"Toii, gib mir bitte einen von deinen Bolzen."
Der Riese runzelte die Stirn, dann langte er hinter den Rücken. Eine Sekunde später hatte Kepler ein sechzig Zentimeter langes Wurfgeschoss in der Hand. Er wickelte den Streifen mit der Innenseite nach außen um dessen Spitze.
"So, jetzt brauche ich bitte Feuer", verlangte er.
Sowohl Areía als auch Toii schüttelten hilflos die Köpfe. Kepler legte den Bolzen ab und holte die alte Patrone aus der Tasche. Aber wegen der Plastikkappe an der Spitze der Kugel konnte am Geschoss so fast keine Kraft aufgebracht werden. Kepler überlegte eine Sekunde lang, wozu er die Patrone überhaupt noch mitschleppte. Doch Munition war Munition, einen Menschen konnte er damit töten und beim aufgesetzten Schuss ins Auge vielleicht auch einen Gool. Kepler schob die Patrone in die Tasche und zog dabei die Glock. Die linke Hand vor das Auswurffenster haltend, drückte er den Schlitten gegen das Bein und schob die Pistole ruckartig herunter. Der Verschluss repetierte die geladene Patrone aus dem Lauf, sie flog in Keplers linke Hand und die nächste Patrone im Magazin wurde geladen. Kepler steckte die Pistole ein und zog das Kampfmesser heraus. Aber auch an dieser Kugel gab es nicht genug Fläche, um genügend Kraft aufzubringen. Kepler überlegte kurz und trat an Toii heran.
"Mund auf."
Der Riese gehorchte ohne zu fragen. Kepler legte die Kugel auf seine unteren Zähne, schob den Unterkiefer zu und drückte von unten dagegen. Er konzentrierte sich und riss an der Hülse. Toiis Kopf bewegte sich kaum und Kepler sah belustigt auf die Kugel, die zwischen den Zähnen des Riesen steckte. Der weiche Mantel des Geschosses war zusammengequetscht.
"Kannst ausspucken, Toii", empfahl Kepler.
Während der Riese das tat, schüttete er das Pulver aus der Hülse in einen kle inen Haufen auf den Boden. Danach legte er den Bolzen neben sich, griff zu einem kleinen Steinbrocken und holte das Messer hervor. Einige Sekunde versuchte er, die richtige Entfernung zu erraten, danach schlug er mit dem Messer gegen den Stein. Die harte Syth-Klinge erzeugte tatsächlich Funken. Kepler korrigierte die Stellung seiner linken Hand, in der er den Stein hielt, und hieb wieder mit dem Messer auf ihn ein.
Ein Funken fiel auf das Schießpulver. Und erlosch sogleich. Kepler
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