Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
blinzelte erstaunt. Woher sollte er in seiner heilen Welt auch dieses Idiom kennen. Doch diese Redewendung erklärte sich anscheinend von allein.
"Sind Sie sauer?", fragte der Wissenschaftler vorsichtig nach.
" Und wie", brummte Kepler. "Sie beeilen sich so, dass wir Zeit und Menschen verlieren, Areía brüllt grundlos rum, die Maschinen haben bei der Munition gepatzt. Da sind mir durchgeknallte Piraten lieber, ehrlich." Er atmete durch. "So, hier können wir nicht weiter. Suchen Sie einen anderen Weg."
Darr beeilte sich ohne weitere Fragen zu stellen, obwohl er einiges davon, was Kepler gesagt hatte, nicht verstanden hatte. Zwanzig Sekunden später hatte der Kommunikator eine neue Route fertig und Darr ging los.
Das war zügig gewesen, Keplers Unmut verschwand dennoch nicht ganz. Er war aber nicht damit begründet, dass Darr nicht strategisch, nicht einmal taktisch denken konnte – zumindest wenn es um einen Kampf und nicht um die Rettung der Welt ging. Woher sollte der Wissenschaftler es auch können. Und Areía hatte eigentlich zutiefst menschlich reagiert. Keplers Gereiztheit erklärte sich jetzt mehr aus dem Umstand, dass er monströsen Hunger hatte.
Das Torkeln durch die finsteren, staubigen und stickigen Stollen nahm ihm bald die Kraft, weiterhin erbost zu sein. Wie jeder andere um ihn herum sehnte er sich nach frischer Luft und nach Licht und wollte nicht mehr eingeengt sein.
Das Tunnelsystem hatte mehrere Ebenen. Übergänge gab es allerdings wohl nur wenige und dafür war Kepler dankbar. Hätte er einen gefunden, als er mit Areía und Toii durch die Stollen geirrt hatte, er würde wahrscheinlich immer noch ziellos durch das Labyrinth stolpern. Zum Glück hatte er jetzt Darr dabei und der besaß ein anständiges Navigationssystem.
Vierzig Minuten später musste die Gruppe sich fast direkt unter der Oberfläche befinden, zumindest war die Luft hier um einiges frischer. Das hob sofort die Stimmung, Kepler hörte jetzt ein recht munteres Murmeln hinter sich. Darr fühlte sich sichtbar zuversichtlicher und ging immer schneller.
Deswegen übersah Kepler beinahe einen schwachen Schein am Ende des Stollens, den sie gerade passierten.
"Stopp!", rief Kepler leise.
Ihm gefiel, dass die Gruppe nicht einfach nur wie eine Schaffherde anhielt, sondern dass er hörte, wie Waffen in Anschlag gebracht wurden.
"Was ist?", wollte Darr flüsternd wissen.
Kepler deutete in den Seitenstollen.
"Da ist Licht. Ich möchte keine Syth im Rücken haben, weder jetzt noch später." Er überlegte. "Was essen diese Bestien eigentlich?"
" Blutplasma", antwortete Darr. "Und auch Fleisch", schätze er. "Warum?"
"Warum wohl?", gab Kepler zurück. "So, los, wir sehen uns das an."
"Äh..."
"Nix äh , Darr. Sie kommen mit. Sie werde ich nicht noch einmal verlieren."
Kepler zog die Glock und nahm sie in beide Hände. Sich an die rechte Wand drückend, lief er gebeugt in den Stollen hinein. Darr trabte hinter ihm her. Nach dreißig Metern blieb Kepler stehen. Von hier aus sah er die Lichtquelle.
Es war eine große Tür links am Ende des Stollens. Sie stand nicht offen, so ndern war aus dickem durchsichtigem Material gefertigt. Kepler griff unter den Ghillie zur Weste und zog zwei Ersatzmagazine hervor.
"Darr, nehmen Sie", flüsterte er und gab sie dem Wissenschaftler. "Verlieren Sie sie nicht, noch mehr davon kann ich Ihnen nicht geben."
"Leere habe ich noch drei", flüsterte Darr zurück.
Er lud seine Glock, und zwar fast geräuschlos. Nachdem er fertig war, deutete Kepler ihm, zur linken Wand zu gehen. Darr führte die Anweisung aus und sah zu ihm. Kepler hob die Glock und nickte. Der Wissenschaftler tat es ihm gleich und sie gingen vorsichtig weiter. Links neben der Tür blieben sie stehen. Kepler vergewisserte sich, dass niemand hinter dem Glas war, rannte daran vorbei und drückte sich an die Wand rechts neben der Tür. Er und Darr hoben die Glocks, sahen einander an, dann drehten sie sich langsam und blickten durch die Tür.
Der Raum dahinter war hell erleuchtet, wirkte aber trotzdem düster. Er glich de r Werkstatt in Gondwana, war aber nicht in hellem Grau gestrichen, sondern im tiefen Braun alter Bronze. Die Oberfläche der Wände mutete genauso an, sie war zerfurcht. In der Mitte des Raumes stand eine riesige Maschine, die wie eine Mischung aus einem Sarg und einem Hochofen aussah. Davor stand ein Tisch mit einem Bildschirm und einem Steuerpult darauf. Und es gab einen Bediener, der in einem Stuhl mit dem Rücken
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