Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
repetierte er die Patrone aus der Kammer, richtete die Pistole auf die Syth und drückte den Abzug. Der Schuss löste sich so wie er es tun sollte. Kepler verschoss das ganze Magazin auf die Syth ohne dass die Pistole nochmal versagte. Es war wohl nur ein Herstellungsfehler bei der Munition gewesen.
Sonst hätte Kepler das als gegeben abgetan. Aber in einer Zeit, in der ein simpler Wasserhahn trotz des Krieges die Wassertemperatur augenblicklich an die der Hände anpasste, konnte er es einfach nicht. Während er das Magazin wechselte, kochte die Wut immer noch in ihm so wie er es nur einmal erlebt hatte.
Er stampfte zu Areía. Im letzten Moment beherrschte er sich. Anstatt sie gegen die Schulter zu stoßen, hielt er ihr seine mit dunklem Blut verschmierte Hand vors Gesicht und spreizte den Zeigefinger ab.
"Du hast uns fast umgebracht, ist dir das klar? ", knurrte er. "Wofür denn?"
"Es...", fauchte die junge Frau empört, " ...einer von ihnen...", sie deutete zur Wand, hinter der die beiden Toten hingen, "war mein Bruder!"
"Na und? Er ist tot! Was hätte das Schreien ihm gebracht?", brüllte Kepler zurück. "Nur unsere tote und blutlose Nachbarschaft! Wir sind im Krieg, also beherrsche dich und benutze deinen Kopf!"
"Du..." Areía stieß ihn nicht minder wütend, als er es war, mit beiden Händen in die Brust. "Du bist sosehr im Krieg, dass du den menschlichen Schmerz nicht nachvollziehen kannst, du stumpfsinniger Mörder!"
Kepler packte sie am Aufschlag ihrer Jacke und riss sie zu sich.
" Achtunddreißig gute Männer, die unter meinem direkten Kommando gestanden hatten, sind gefallen, und vor kurzem habe ich wieder gute Kameraden verloren", herrschte er sie an, als ihr Gesicht nur noch Zentimeter von seinem entfernt war. "Und als mein bester und einziger Freund in einem Einsatz tödlich verwundet wurde, bat er mich, ihn zu erlösen. Ich habe ihn erschossen – um andere noch retten zu können. Hast du das getan? Hast du so etwas je getan?"
Erschrocken blickend biss Areía sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf.
" Woher nimmst du dir dann das Recht, meinen Schmerz zu beurteilen?" Kepler sah in Areías aufgerissene Augen und ließ sie los. "Es tut mir Leid um deinen Bruder, aber trotz deines Schmerzes solltest du die Syths töten. Nicht sie nur gegen das Knie treten und dann sinnlos sterben."
Das Blut der Syths glich dem der Gools, schließlich hatte dasselbe Virus sie geschaffen. Nur war das Blut der Syths weniger ätzend, es diente wohl nicht als Magensaft, deswegen kribbelten Keplers Hände nur ganz leicht. Er drehte sich um und ging zu der toten Außerirdischen. In Ermangelung einer Alternative wischte er die Hände an ihrem Rücken ab.
"Was der Typ mit dem Stierkopf in dem anderen Labyrinth damals trieb, war unter aller Sau", sagte er. "Was du hier getan hast, geht auf keine Kuhhaut."
In dem Moment wurde seine Schulter leicht berührt. Er drehte den Kopf. Areía stand hinter ihm. Ihr Blick war betroffen und mitfühlend.
"Es tut mir auch Leid", sagte sie bittend und versöhnlich. "Entschuldige..."
"Schon gut", unterbrach Kepler sie und deutete auf die Syth. "Können wir ihre Maske benutzen?"
"Nein", antwortete Areía, "das können nur Syths, warum auch immer. Wieso?"
"Weil ich völlig im Krieg bin und überleben will", antwortete Kepler. "Ich würde gern auch in verschiedenen Lichtspektren sehen können. Es widert mich nämlich langsam an, nach verschwommenen Klecksen zu suchen."
Er riss den Kopf und die Glock hoch, als er aus dem Augenwinkel wieder ein Aufblitzen in einem Stollen auf der anderen Seite des Schachtes sah.
Dann senkte er die Pistole. Aus dem Stollen traten Darr, zwei Bogenschützen, Koii und Goii. Der Wissenschaftler winkte.
Eine Minute später waren die anderen bei Kepler. Die toten Bogenschützen wurden heruntergenommen und in Ermangelung eines Grabes in einen dunklen Stollen hingelegt. Danach suchte Areía nach der Lichtbogenwaffe der toten Syth. Währenddessen berichtete der Wissenschaftler in knappen Worten, was nach der Explosion im Bahnhof passiert war.
Er und die anderen hatten viel zu spät gemerkt, dass Kepler, Areía und Toii fehlten. Als sie zurückgingen, wurden sie von einer Syth angefallen. Ein Bogenschütze wurde getötet. Die Gruppe konnte die Syth auch töten, aber dabei hatte Darr seine ganze Munition verbraucht. In der Hoffnung, eine Funkverbindung zu bekommen, hatte die Gruppe sich auf den Weg zum Ausgang gemacht. In der Halle waren sie von der
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