Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
zwar sehen, aber nicht als Ziel erfassen, um sie sicher zu treffen.
"Komm schon", murmelte er beschwörend.
Im nächsten Augenblick sah er die Syth nicht mehr. Aber er sah deutlich das Aufblitzen der Sonnenstrahlen auf der Klinge, als die Außerirdische ihr Schwert einer Bogenschützin in einer von unten nach oben gerichteten Bewegung in den Bauch stieß. Sogar auf die Entfernung hörte Kepler den markerschütternden Schrei der sterbenden Frau.
Kepler sah eigentlich nur die tote Bogenschützin, als die unsichtbare Syth sie wie eine lästige Fluse von ihrem Schwert schüttelte. Aber die gefallene Kämpferin hatte ihm mit ihrem Tod ein Ziel offenbart.
Endlich wurde Kepler wie unzählige Male zuvor eins mit seinem Gewehr. Sein Gehirn rechnete die Schussparameter durch, nicht absolut exakt, aber ausreichend genug, damit er vor seinem geistigen Auge den roten Faden sah, der zwei Meter über dem Boden im Nichts endete. Kepler drückte sanft den Abzug durch.
Einen Augenblick später sah er durch das Absehen wie in der leeren Luft ein dunkler Fleck aufpilzte. Kepler schoss zweimal. Als die Geschosse die Syth trafen, wurde sie durch die Wucht der Einschläge gedreht und deswegen fiel das Licht in einem anderen Winkel auf sie. Jetzt sah Kepler ihre Umrisse ganz deutlich. Eine Sekunde lang wackelte der durchsichtige Schatten im feinen Nebel seines dunklen Blutes, dann fiel er auf die Leiche der Bogenschützin.
Kepler schwenkte das Gewehr, sah wie ein Verstoßener mit einem Schwert aufgespießt wurde, und schoss. Aber er hatte die Länge des Schwertes falsch eingeschätzt und sah diesmal keine Blutwolke, die das Projektil verursacht hätte, wenn es durch die Syth durchgeflogen wäre. Ein Schatten huschte am Rande des Absehens und fast zugleich hörte Kepler einen Schrei. Er schwang das Gewehr nach rechts, sah aber nur, wie eine Bogenschützin die Hände an die Brust pressend auf die Knie fiel und sich dann nach unten krümmte.
"Bitte", flüsterte Kepler erbost und flehend.
Er reduzierte die Vergrößerung um eine Stufe. Er sah nichts und bewegte das Gewehr ratlos wieder nach links. Und sah in den Rücken eines Verstoßenen. Die Arme des Mannes waren ausgebreitet, in der einen Hand hatte er einen Bogen, in der anderen einen Pfeil. Die Waffen entglitten ihm und im denselben Moment durchstieß eine Schwertspize seinen Rücken. Kepler schoss.
Die Gewehrkugel zerfetzte den Kopf des Bogenschützen und beendete so seinen Schmerz. Im selben Augenblick vermischte sich die Wolke aus menschlichen Blut und Gehirnmasse mit dunklen Spritzern. Die Syth, die direkt vor dem Verstoßenen stand, wurde für Kepler sichtbar, als der Mann niederfiel. Kepler feuerte und eine Sekunde später schlug das nächste Lapua-Geschoss oberhalb des dunklen Blutflecks ein. Kepler sah kurzlebige weiße Funken, nachdem die Maske der Außerirdischen vom Hartkern penetriert wurde.
Jetzt bekamen die restlichen Syths mit, dass auch sie sterblich waren. Anscheinend taten es auch die Verstoßenen, Kepler sah zwei Männer, die ihre Bögen spannten und auf die verharrten Außerirdischen zielten. Er richtete das Gewehr aus, wurde aber von einem Blitz geblendet, als die Lichtbogenwaffe abgefeuert wurde. Der Blitz zerteilte einen der Bogenschützen fast. Der andere Bogenschütze warf sich auf den Boden. Kepler schoss.
Aber die Syth mit der Waffe hatte sich indessen auch bewegt, sie wurde nicht getroffen. Trotz der Schnelle des Gefechtes hatten die Außerirdischen zumindest ungefähr die Richtung ausgemacht, in der Kepler sich befand.
Von den Bogenschützen waren nur noch wenige am Leben. Diese Männer und Frauen nutzten das kurze Stocken der Syths. Sie gruppierten sich und begannen zu schießen. Die Syths nutzten das augenblicklich aus.
Sie töteten die Verstoßenen nicht, aber sie umrundeten sie und gingen zum Angriff über. Die Bogenschützen wichen zurück, mit den Rücken direkt auf Keplers Position zu. Und schirmten dabei die Syths ab. Kepler sah nach oben.
"Na los!", brüllte er.
Die Welt verdunkelte sich, als der Regen hinunter stürzte. Im feinen Nebel aus Regentropfen sah Kepler nach einigen Sekunden leichtes weißes Leuchten zwischen den zurückweichenden Bogenschützen. Er konzentrierte sich und schoss.
Die erste Kugel streifte die Bogenschützin, die in seiner direkten Schusslinie stand, am rechten Bein. Zumindest hoffte Kepler, dass es nur eine leichte Verletzung war. Sie war jedoch schwer genug, damit die Frau hinfiel.
Auch wenn der Regen und
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