Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
direkt über der Erde. Die Strahlen bewegten sich in großen Halbkreisen und zwar völlig durcheinander, aber sie berührten weder einander noch den Boden. Immer mehr Strahlen leuchteten auf den vom Raumschiff überflogenen Flächen auf, so als ob sich rasant eine Mauer bilden würde.
"Diese Lichtstrahlen zerschneiden alles, was sie berühren", stöhnte Enok verzweifelt. "Wir kommen durch sie nicht durch. Wir sind in der Falle."
"Laser" , vermutete Kepler leise murmelnd.
"Was?" , fragte Enok.
"Schon gut ."
Das Schiff schloss das Bombardement ab, passierte die Gruppe in einem halben Kilometer Entfernung und stieg abrupt in die Höhe. Sekunden später war es im leuchtenden Blau des Himmels nicht mehr auszumachen. Zurück blieb ein vier Kilometer breiter Ring aus grünem Licht um die Wartungsstation herum.
Die verbissene Syth-Anführerin hatte Kepler zugehört. Sie dachte nur nicht ansatzweise daran, seinen Rat zu befolgen.
Baobhan hatte zwar keine Truppen zur Verfügung, aber sie hatte die Gruppe trotzdem umzingelt und festgenagelt. Vielleicht wollte sie Kepler tatsächlich in einem Zweikampf gegenübertreten. Doch das hier war kein Duell mehr.
D ie Syth hatte kapiert, dass sie es nicht mit einem normalen Menschen zu tun hatte. Und eine Treibjagd begonnen.
"Na umso besser", murmelte Kepler.
32. An sich machte Kepler die Mauer aus Laserstrahlen nicht all zu viele Sorgen. Keine Waffe war so perfekt, als dass man sie nicht nehmen und gegen den Angreifer verwenden konnte.
Das konnte man direkt oder indirekt tun. Wie Kepler abertausende Laserfallen gegen die Syths einsetzen sollte, hatte er keine Ahnung. Benutzen konnte er sie.
D er Ring aus tödlichem tänzelndem Grün schirmte ihn genausogut ab wie er ihn einschloss. Und außer über die Luft konnte auch eine Syth die Laserstrahlen nicht passieren – höchstwahrscheinlich. Allerdings wurde es immer schwerer, das grüne Leuchten auszumachen, es ging in dem von Minute zu Minute heller werdenden Tageslicht immer mehr unter. Kepler blickte nur noch hin und wieder voraus, sonst sah er fast ausschließlich nach rechts zu den Bergen.
Bis zur Wartungsstation waren es keine anderthalb Kilometer mehr, als Kepler in Höhe des Syth-Stützpunktes ein Flackern am äußeren Rand des Laserringes sah. Er rief den anderen den Befehl zu, schneller zu gehen. Alle außer Goii erhöhten sofort merklich das Tempo. Der strengte sich zwar an um mitzuhalten, trotzdem würde die Gruppe ohne ihn etwas zügiger vorankommen.
Doch letztendlich hätte auch das bisschen Mehr an Geschwindigkeit keinen Vorteil zur Folge. So schnell wie das Flackern sich durch den Laserring bewegte, würde es zur selben Zeit wie die Gruppe an den grauen Bauten ankommen.
"Darr, schneller", befahl Kepler.
Der Regen hatte den Tarnanzug durchdrungen und durch die jetzt stetig steigende Temperatur verdampfte die Feuchtigkeit nun. Unter dem schwer gewordenen Ghillie wurde die nasse Hitze immer unerträglicher und sie konnte aufgrund der Beschaffenheit des Materials nicht hinaus.
"Lüften", sagte Kepler knapp zu Darr, nachdem sie Goii überholt und sich zwischen die Verstoßenen gedrängt hatten.
Der Wissenschaftler sah ihn ratlos an. Kepler öffnete den Ghillie und ließ die angestaute Wärme hinaus. In diesem Moment war er als eine zusätzliche infrarote Quelle plötzlich wahrnehmbar geworden, aber genau lokalisiert werden konnte er immer noch nicht, weil er von Menschen umgeben war.
Darr verstand und hob den vorderen Saum seiner improvisierten Robe an. Ihm entfuhr ein fast schon inständig erleichterter Seufzer, als die brütende Hitze unter der Tarndecke entwich. Kepler empfand es nicht minder befreiend, enthielt sich aber geräuschvoller Bezeugungen dessen.
"Geht schneller", sagte er drängend zu den Bogenschützen, "schneller."
Weder die Verstoßenen noch die Gondwaner verstanden, was er eigentlich wollte, aber sie waren angespannt genug, seinem Befehl einfach Folge zu leisten. Kepler wäre auch nicht bereit gewesen, Erklärungen abzugeben, er war nur froh, dass er keine Fragen hörte. Angestrengt nach rechts blickend, sah er hin und wieder kurz nach vorn, um nicht in den Rücken des Bogenschützen vor ihm hineinzurennen. Nach zwanzig Metern machte er den Ghillie wieder zu und deutete Darr, dasselbe zu tun. Ziemlich missmutig, aber immerhin sofort führte der Wissenschaftler den Befehl aus. Kepler warf wieder einen Blick nach rechts.
"Hört zu", rief er laut. "Geht einfach weiter, egal was passiert ,
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