Das Wiegen der Seele (German Edition)
SECURITY. Nettgen saß stocksteif in seinem Sessel. Er zählte eins und eins zusammen, tippte wie verrückt auf der Tastatur seines Computers und las die Zeugenaussage, die Löffler von Marc Krums, dem Sicherheitsmitarbeiter, nach dem Fund von Cramptons Leiche verfasst hatte. Und siehe da, das Unternehmen, wo Krums beschäftigt war, hieß ISD SECURITY.
In diesem Moment klingelte wieder sein Handy. Es vibrierte in seiner Hosentasche, doch Nettgen hatte keinen Kopf für den Anrufer. Er ignorierte das Klingeln und setzte sich unverzüglich mit Burscheidt in Verbindung.
Er informierte den Chef darüber, was er herausgefunden hatte und bat um Verstärkung für einen Besuch bei Krums. Burscheidt gab sein okay und Nettgen setzte sich unverzüglich mit dem Sicherheitsdienst in Verbindung, allerdings nur um zu erfahren, dass Krums Nachtdienst hatte . Nettgen lehnte sich in den Sessel zurück und dachte nach. Hatte er sich in Krums getäuscht? War ein Mann wie Krums fähig, diese Morde begangen zu haben? Nettgen war sich seiner Sache nicht sicher, doch irgendwie hätte es passen können. Krums Entdeckung von Crampton, sein aggressives Verhalten, sein Dienstfahrzeug am Stadtwald. Es passte. Während er nachdachte, klingelte sein Telefon. Er nahm den Hörer ab.
„Kommissar, wir sind soweit. Es kann los gehen . “
„Jetzt kriege ich d ich, Krums!“ sagte Nettgen selbstsicher.
* * *
Insgesamt drei Polizeifahrzeuge rauschten durch die Stadt, so gut der Verkehr das zuließ. Die Sirenen lärmten durch die überfüllten Straßen und zwangen die Autofahrer dazu, eine Schneise zu bilden. Die Fahrt dauerte nicht allzu lange. Nettgen erreichte zuerst mit einem Kommissar seiner Abteilung das Wohnhaus in der Rosastra ß e, in dem Krums gemeldet war. Es war der erste Einsatz von Kommissar L. Müller, der erst seit kurzem mit der Ausbildung fertig war und in die Abteilung von Burscheidt versetzt wurde. Ein Anfänger also, worüber Nettgen nicht wirklich erfreut war. Doch der Boss bestand darauf, also, was sollte er machen. Ihnen folgten zwei Streifenwagen, die kurz nach ihnen vor dem Haus zum stehen kamen. Zwei Polizisten blieben bei den Fahrzeugen und hielten den Hauseingang im Visier. Zwei weitere gingen um das Haus auf Ausschau nach einem Hinterausgang. Nettgen und Müller standen vor der Haustür. Nettgen betätigte den Klingelknopf. Nach einer Weile klingelte Nettgen erneut, leicht ungeduldig.
„Hallo? Wer ist da?“, vernahm Nettgen endlich die Stimme von Krums.
„Guten Tag Herr Krums. Kommissar Nettgen und Müller von der Polizei Essen. Wir möchten gerne zu I hnen kommen. Wir haben ein paar Fragen an S ie . “
„Was denn noch? Ich habe I hnen doch schon vor Monaten alles gesagt?“ Krums klang verärgert.
„Herr Krums, das war keine Frage, sondern eine Aufforderung die Türe zu öffnen.“ In Nettgens Stimme schwang ein drohender Unterton.
Krums ließ sich mit dem Öffnen Zeit. Endlich summte der Türöffner.
„Zweiter Stock, ganz rechts“, schallte es aus der Gegensprechanlage.
Nettgen stieß die Haustür auf und betrat zusammen mit Müller den Hausflur. Sie stiegen die Treppe hinauf. Als sie den Absatz zum zweiten Stock erreichten, vernahmen sie aus dem Erdgeschoss ein Geräusch. Es klang, als hätte jemand eine Tür zugeschlagen und laufe mit riesigen Sätzen weg, allerdings nicht weit. Da hörten sie auch schon die Kollegen, die vor dem Haus warteten. Nettgen und Müller liefen die Treppe hinab und stürmten aus dem Haus. Mit einem breiten Grinsen blickte Nettgen auf Krums. Er lag auf dem Boden, zwei Polizeibeamte knieten auf ihm und fixierten ihm die Hände mit Handschellen auf dem Rücken. Nettgen trat neben ihn.
„Schön S ie zu sehen, Herr Krums. Zweite Etage – verstanden!“, meinte Nettgen in einem sarkastischen Ton.
„Hören S ie Kommissar“, versuchte sich Krums zu rechtfertigen. „Ich habe mit der Sache nichts zu tun . “
„Na, welche Sache meinen S ie denn? Sie sind vorläufig festgenommen. Sie haben das Recht zu schweigen. Alles was S ie sagen, kann vor Gericht gegen S ie verwendet werden“. Nettgen las Krums seine Rechte vor. Innerlich triumphierte er. „Abführen“!
Im Verhörraum der Dienststelle saß Krums mit gesenktem Kopf an einem kleinen Holztisch und nestelte an seinen Fingern. Nettgen ging lässig von einer Ecke in die andere, zog genüsslich an seiner Zigarette und starrte hin und wieder in den großen Spiegel, der sich auf der rechten Wand befand. Hinter dem
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