Das Wiegen der Seele (German Edition)
es.
„Ich habe eine Seite ausgedruckt“, begann Nettgen zu erklären. „Die Namen und Länder werden den Großmeistern des Ordens der Seelenkrieger zugeordnet. Aber: Halt dich fest ...“
Löfflers Blicke glitten über die ausgedruckten Zeilen. Er las, dass El-Dhamosis seinen ersten Rechercheeintrag einem gewissen Haremdad gewidmet hatte. Dahinter stand 180 nach Christi und Ägypten . Er überflog einen Teil der Eintragungen und sah, dass die Großmeister besonders in Italien, Frankreich, England und größtenteils in Ägypten vertreten waren. Beim letzten Eintrag wurden Löfflers Augen noch größer . Ihm stockte der Atem. Er schaute zu Nettgen, der schon auf seine Reaktion gewartet hatte und ihn nun mit einem schelmischen Jetzt bist du baff -Blick anschaute. Löffler starrte erneut aufs Blatt. Dieser Eintrag wies einen Großmeister aus, der seit 1981 in Ägypten im Amt war. Der Name d ies es Meisters war kein anderer als Andrew McKinley .
„Wie? Was ist das? Ich verstehe nicht“ , stammelte er.
„Mir verschlug es auch die Sprache, als ich das gelesen habe. Doch eines ist jetzt klar: Das spurlose Verschwinden dieses Typen ist nun nachvollziehbar.“
„Und das Verschwinden war nur Mittel zum Zweck. Untertauchen und sich dem Orden widmen“, schnellte Löffler vor.
„Ganz genau. Unklar für mich ist allerdings dieser Wandel vom Forscher zum Großmeister . Oder hatte er das von Anfang an geplant? Da stimmt was nicht!“ , meinte Nettgen.
Löffler murmelte etwas , warf noch einmal einen Blick auf das Papier. „Wie ist deine Theorie, Ralf?“
„Schieb mir noch mal ein Bier rüber, meine Kehle dürstet.“
Löffler beugte sich zur Seite und griff nach zwei Flaschen , die er in einem Sixpack neben der Couch abgestellt hatte. Eine reichte er Nettgen, die andere behielt er für sich. Nettgen kramte sein Feuerzeug hervor, setzte es am Flaschenhals an und drückte den Deckel auf.
„Prost, Kollege!“, kündigte Nettgen an. Die Flaschen knallten aneinander.
„Auf uns!“, schmatzte Löffler, als er einen kräftigen Schluck nahm.
„Auf uns ! – Also: Neuhausen, Crampton und McKinley kannten sich , hatten fast den gleichen Beruf und dieselben Interessen. Wenn ich Forscher wäre, mein halbes Leben m it Schule, Studium und allem, was dazugehört, verbringen würde, und mich dann noch den mystischen Rätseln unserer Erde opfern sollte , dann ...“
Löffler unterbrach seine Gedanken und übernahm: „ ... dann würdest du nicht auf die andere Seite wechseln, habe ich recht? Du würdest dein Ziel verfolgen und dich nur noch auf die eine Sache konzentrieren. So wie Crampton, und ich glaube, das ist im Blut eines Forschers .“
„Vollkommen richtig . Ich bin davon überzeugt, dass El-Dhamosis die Informationen über den Orden und die Großmeister selbst gesammelt hat. Aber ich glaube kaum, dass er jemals Kontakt zu McKinley hatte, zumindest nicht persönlich. Doch woher hatte er dann diese hochexplosiven In formationen ?“
„Vielleicht war er ebenfalls ein Ordensmitglied und wusste zu viel, oder er wollte aussteigen?“, grübelte Löffler laut nach.
„Das vermute ich so langsam auch.“
Kapitel 20
Das Telefon klingelte fünf Mal, dann schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Die aufgezeichnete Ansage war zu hören, dann der Pfeifton, anschließend keine Nachricht. Nettgen hatte am Abend zuvor das Gerät aktiviert, in der Hoffnung, nur ein einziges Mal ausschlafen zu können. Wieder klingelte es fünf Mal, derselbe Ablauf und schon wieder keine Nachricht. Nettgen war noch nicht richtig wach, doch jetzt schon mies gelaunt. Er drehte sich um, wälzte sich und drückte sein Gesicht ins Kopfkissen. Keine Minute später klingelte es abermals. Wie ein Blitz schoss Nettgen aus dem Bett und griff zum Hörer: „Wer ist da, um Himmels willen!?“
Die Stimme am anderen Ende der Leitung war die von Löffler. Er klang recht gut gelaunt. Zu gut für diese frühe Stunde. „Guten Morgen, Ralf! Habe ich dich geweckt?“
Der Nebel vor Nettgens Augen lichtete sich, er blickte auf die Uhr und stellte fest, dass es bereits halb neun Uhr morgens war.
„Ja, hast du! Wollte wenigstens ein Mal ausschlafen. Was ist denn?“
„Schmeiß deinen PC an, ich schicke dir in zehn Minuten was Interessantes rüber.“
„Was willst du mir denn schicken? Ein Foto von Josy, wie sie hinter die Couch gekotzt hat?“
„Besser! Bohlenbach hatte eine Kamera installiert. Habe ich gerade erst von Thomas erfahren. Die Kamera war
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