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Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ullsperger
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Peter Neuhausen. Der Historiker sollte eine Koryphäe auf dem Gebiet der altägyptischen Mythologie sein. Er erhoffte sich von dem Experten Informationen über die angeblichen Flüche. Außerdem hoffte er, dass Löffler einen Termin für ihn bei dem Professor vereinbart hatte. Nach einer ewig dauernden Autofahrt erreichte er Bonn. Womit Nettgen nicht gerechnet hatte, war die Tatsache, dass sich die Uni mitten in der Innenstadt befand, und die damit verbundene Parkplatznot. Fluchend gurkte er zigmal durch immer dieselben Einbahnstraßen, bis er schließlich in der Marktgarage einen freien Platz fand.
    Nettgen fragte sich zu Neuhausens Büro durch und klopfte an die Tür. Als er durch eine dumpfe Stimme hereingebeten wurde, erblickte er einen Mann, der gerade einen Ordner in den Aktenschrank stopfte.
    „Professor Neuhausen? “, fragte Nettgen.
    „Ja, der bin ich. Was kann ich für Sie tun? “
    Nettgen musterte den Professor. Er war ziemlich braungebrannt, hatte große Hände und sein Kopf saß auf einem massiven Hals. Er verschob gerade einen Stapel Unterlagen auf einem Schreibtisch, der aussah, als hätte man einen Papierkorb darauf ausgeleert . Er war einer der beliebteren Professoren, weil er seine Seminare grundsätzlich nicht vor halb elf am Vormittag abhielt. Das war auch der Grund, warum Nettgen ihn zu dieser Zeit noch in der Uni antreffen konnte. Oft trank Neuhausen zu viel, daher brauchte er die Morgenstunden zum Ausschlafen. Trotzdem liebten ihn die Studenten, weil er im Gegensatz zu manch anderem Akademiker meist ziemlich locker war. Sie nannten ihn den liberalen Lieblingsakademiker .
    Im Büro roch es nach alten Sportsocken . Nettgen verzog das Gesicht. Er zeigte ihm seine Dienstmarke und trat zwei Schritte vor.
    „Guten Tag, Professor Neuhausen. Mein Name ist Kommissar Nettgen von der Essener Mord kommission . Mein Kollege Löffler hat bereits mit I hnen telefoniert? “
    Neuhausen nickte nur.
    „ Wir erhoffen uns Hilfe von I hnen, die uns bei der Aufklärung einiger mysteriöser Mordfälle weiterhelfen könnte. Die Morde scheinen alle einen Bezug zur ägyptischen Mythologie zu haben.“
    Der Professor nahm seine Brille ab und wies mit einer Geste auf einen leeren Stuhl.
    „Bitte, Kommissar Nettgen, nehmen S ie doch Platz. Ich werde Ihnen gerne helfen, wenn ich kann. Doch zuvor müssen S ie mir ein e Frage beantworten. Sie wissen, das machen verrückte Professoren immer so “ , bemerkte Neuhausen mit einem Augenzwinkern.
    Nettgen runzelte die Stirn: „Normalerweise geht das Spiel andersherum, aber nur zu ...“ Er nickte zögerlich zustimmend, immerhin wollte er ja etwas von dem Professor.
    „Kommen wir zur Frage, Kommissar Nettgen. Ich mache es Ihnen auch einfach: In der Bibel ist beschrieben, wie die Erzengel gegen den Teufel antreten. Wie nannte sich dieser Kampf im Himmel?“
    Nettgen wusste nicht, was er davon halten sollte. War dieser Typ total durchgeknallt , oder war ein gewisser Grad von Wahnsinn Grundvoraussetzung, um Experte für Mythologie zu werden?
    In seinem Gehirn kramte er die Fetzen biblischen Wissens aus seiner Zeit als Messdiener hervor.
    „Das war ... die Apokalypse , Professor.“
    „Sehr gut“ , schmunzelte Neuhausen . .
    Eine kurze Pause entstand, in der sich Fragesteller und Befragter wortlos ansahen, jeder mit unterschiedlichen Gedanken.
    Nettgen fragte sich, ob er hier richtig war oder ob der Passant, den er befragt hatte, sich um ein paar Straßenzüge vertan hatte und ihn in die Rheinische Landesklinik für Nervenheilkunde geschickt hatte. Die nächsten Worte des Professors unterbrachen seine Gedanken.
    „Erzählen Sie mir, um was es genau geht ? “
    Nettgen ließ sich etwas Zeit, um seine Gedanken zu sortieren und sich zu fragen, ob dieser Irre ihm tatsächlich helfen konnte. Dann gestand er sich ein, dass er wohl keine bessere Alternative hatte.
    Er setzte den Professor über den Ermittlungsstand in Kenntnis und überreichte ihm das Tagebuch Cramptons zur Einsicht.
    Neuhausen blätterte in dem Buch, während Nettgen berichtete. Der Professor wirkte sehr interessiert. Sein Gesichtsausdruck verriet Erstaunen, manchmal Erschrecken. Dennoch blieb er gelassen und nickte immer wieder im Laufe des Vortrages verständnisvoll so, als kenne er bereits die Antwort.
    Nettgen beendete seine Berichterstattung mit den Worten: „ Wir stehen vor einem Rätsel ... “
    „Nun, Kommissar Nettgen“, meinte Neuhausen. „Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass mich I hre Schilderung

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