Das Wiegen der Seele (German Edition)
Klopf... klopf... klopf................ klopf... klopf... klopf... klopf
Aus dem Inneren der dahinter verborgenen Kammer waren Stimmen zu vernehmen. Das Türschloss entriegelte, die Tür wurde geöffnet. Die beiden betraten einen hellerleuchteten Raum. Ihnen schlug der Geruch von Weihrauch entgegen, der ihnen störend in den Nasen kratzte. Mehrere Kerzen flimmerten an den kargen Steinwänden, von denen schon an dutzenden Stellen der alte Putz gebröckelt war. Die beiden grüßten die Anwesenden: „Krieger der Seelen, seid gegrüßt in der Unterwelt.“
Drei weitere Stimmen erwiderten die Begrüßung. In der Mitte der Kammer war ein rechteckiger Tisch aus massivem Holz platziert, der so schien, als hätte er hunderte von Jahren auf dem Buckel. Am Tisch hatten bereits zwei der Gestalten ihren Platz auf thronartigen Stühlen eingenommen. Ein dritter stand an der Tür. Alle trugen braune Habits, bis auf einen, der an der Spitze des Tisches saß und in einen roten Habit gekleidet war. Alle hatten die Kapuzen über ihre Köpfe gezogen und boten einen furchteinflößenden Anblick.
Bei genauem Hinhören konnte man ein sehr leises Geräusch auf de r Ruhr vernehmen. So, wie gerade der Wind stand, wechselte das Rauschen des Wassers, das ans Ufer schwappte, mit einem fernen Motorenknattern.
Leise näherte sich ein Boot dem Ufer. Vor der Öffnung eines Kanalschachts, der in die Ruhr mündete, machte es halt. Das Motorengeräusch erstarb.
Im Boot saßen zwei Gestalten. Während der eine am Heck den Motor abstellte, sprang der andere über Bord und machte das Boot an einer Plattform fest.
Die beiden Gestalten eilten auf ein Gitter zu, das die Öffnung des Kanals schloss. Sie hoben es kurz an und verschwanden im Inneren einer dunklen Röhre.
Als sie bereits einige Meter hinter sich gelassen hatten, entzündeten sie Fackeln, die den kreisrunden Schlauch schummrig erleuchteten. Es roch modrig, eine nasskalte Luft schwebte wie eine Nebelwand durch das Innere. Überall lag Unrat, Schutt und Müll herum, der von der Stadt zum Rhein gespült wurde. Von der plötzlichen Helligkeit aufgeschreckt verschwanden ein paar Ratten, die unternehmungslustig den Müll durchwühlt hatten.
Die zwei Gestalten steuerten auf eine Kanalkreuzung zu, an der sie links abbogen und mehrere hundert Meter weiter in die unheimliche Finsternis vordrangen.
Mehrere Nebenschächte ließen sie hinter sich und standen dann vor einer Stahltür, alt und rostig. Drei Riegel mit Schlössern versperrten den Zugang. Durch diese Tür gelangten sie in einen weiteren Schacht, der endlos schien. Nach ein paar Biegungen blieben sie vor einer weiteren Stahltür stehen. Eine der Gestalten klopfte laut daran.
Klopf... klopf... klopf................ klopf... klopf... klopf... klopf
Auf dieses Zeichen hin wurde ihnen geöffnet. Bei ihrem Eintreten erhoben sich die Anwesenden von den Stühlen, hoben die Hände und richteten ihre Blicke an die Decke.
Nur die Gestalt im roten Habit behielt Platz und starrte die beiden mit ausdruckslosen Augen an. Die beiden nahmen auf den noch freien Stühlen Platz, während sich die anderen wieder setzten. Wie auf Befehl schwenkten alle ihre Köpfe zu der roten Gestalt.
Es herrschte absolute Stille, bis die bedrohlich raue, kratzige Stimme der roten Gestalt die Stille wie ein Messer durchschnitt.
Die Stimme sprach deutsch, aber ein eindeutig arabischer Akzent war nicht zu leugnen.
„Seelenkrieger! Unsere Drohungen gegenüber unseren Feinden waren bislang ohne Erfolg! Bertolini , McKinley und Crampton waren dem Geheimnis zu nah und mussten ihr Wissen mit ins Grab nehmen! Gebt acht auf die ermittelnden Kommissare und den Professor! Aber ihr enttäuscht mich, denn noch immer existiert eine Person, die uns noch gefährlicher werden kann! Sucht ihn! Findet ihn! Vernichtet ihn! Ich will den Kopf von El-Dhamosis !“
Nach diesen Worten herrschte wieder absolute Stille. Die Kuttenträger saßen wie versteinert da. Ihr Anführer hatte sie getadelt.
Dann knöpfte sich die rote Gestalt den Habit auf und entblößte seine Brust. Die bunte Tätowierung zeigte eine Waage in Form eines Kreuzes, mit einem Schakalkopf und einem Allsehenden Auge . Das gleiche Zeichen wie bei Hasan Ab Abduram – das Zeichen der Seelenkrieger.
Seine kratzige, alte Stimme fuhr fort: „Ein neues Zeitalter steht uns bevor. Wir werden unsere Aufgabe erfüllen! So soll es geschehen!“
Alle Anwesenden erhoben sich von ihren Plätzen und öffneten ihre Kutten. Sie
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