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Das Wing 4 Syndrom

Das Wing 4 Syndrom

Titel: Das Wing 4 Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Williamson
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sind.
     
    Einen Augenblick lang überraschte ihn der Platz, weil er dem Vorn Square in Northdyke so sehr ähnelte, über dem die hohen Wintertore von Vara Vorn aufragten. Aber dann wußte Keth, daß auch dies nur eine Nachbildung war. Ein kleines Stück von Kai, das die Humanoiden kopiert hatten, um ihren Gästen zu helfen, sich wie zu Hause zu fühlen.
    Eine schnelle schwarze Maschine kam auf ihn zu, und eisiger Schrecken berührte ihn.
    „Willkommen, Feyofreunde.“ Die Maschine blieb vor ihnen stehen und verbeugte sich leicht. „Sie haben Glück, Feyomann Keth, daß Sie Ihren Frieden mit dem Ersten Gebot gefunden haben. Dürfen wir Ihnen auf Kyronia dienen?“
    „Darf ich meinen … darf ich den Mann sehen, den ich meinen Vater nannte?“
    „Wenn Sie dies wünschen“, sang der Humanoid. „Sie werden ihn hier glücklich finden.“
    Die Maschine führte sie durch die nachgebildeten Bronze- und Silbertore von Vara Vorns hinaus in eine Kopie der hohen Sommerhalle, an die Keth sich von Chelnis Geburtstagsbankett her erinnerte. Ryn Kyrone war dort, er wirkte in seiner schwarzen Schutztruppuniform schlank und fit. Den Rücken dem silberblauen Glanz des nachgemachten Eisfalls zugewandt, der von dem nachgebildeten Gletscher vor den großen Fenstern herunterstürzte, saß er an einem kleinen Tisch, einem Humanoiden gegenüber.
    Mensch und Maschine spielten ein Spiel. Der Mann beugte sich interessiert nach vorn, um kleine silberne Halbkugeln auf ein eingelegtes Muster in der Tischplatte zu stellen. Lautlos reagierte die Maschine auf jeden Zug, indem sie sofort einen X-förmigen jadefarbenen Markierungsstein setzte.
    Der Mann schien völlig in sein Spiel vertieft und Keth nicht wahrzunehmen. Mit schwerem Atem verfolgte er jeden Zug. Seine Hände verkrampften sich, wenn der Humanoide im Begriff schien, einen Punkt zu gewinnen, und die Narbe auf seinem glattrasierten Gesicht nahm eine tödlichweiße Farbe an. Wenn er gewann, beugte er sich triumphierend vor, und die Narbe flammte rot.
    Sie spielten Backgammon.
    „Darf ich sprechen?“ fragte Keth. „Kannst du das Spiel unterbrechen?“
    „Wir dienen“, trillerte ihr Führer. „Wir gehorchen.“
    Der Humanoid am Tisch erstarrte.
    „Skipper, was soll das alles?“ Der Mann am Tisch fuhr herum und funkelte Keth, Brong und Ilo Auli an. „Wenn du jetzt ein Schutzmann bist, was ist dann aus deiner Uniform geworden? Du siehst nicht ordentlich aus. Ich mag deinen Freund nicht, und ich brauche dich hier nicht.“
    „Wir sind gekommen, um dir zu helfen“, sagte Keth zu ihm. „Wir können die Humanoiden lange genug aufhalten …“
    „Sie aufhalten?“ Ryn Kyrone funkelte ihn zornig an. „Warum? Ich brauche keine Hilfe. Von niemandem. Wir spielen um die Ehre des Schutztrupps. Ich habe noch kein Spiel verloren. Ich muß wieder gewinnen. Bitte, stör mich nicht.“
    Sie fanden Cyra in dem großen, runden Raum, der sein eigenes Gefängnis gewesen war. Seine Fenster waren verdunkelt, und die leuchtenden Türen zeigten immer noch kein Schloß und keinen Knopf, den eine menschliche Hand hätte bedienen können. Sie saß ebenfalls an einem Tisch, wo Chelnis Bett gestanden hatte, und ein geschäftiger Humanoid bemühte sich um sie.
    Sie trug einen fleckenlos weißen Laborkittel und sah so gesund und jung aus wie damals, als Keth ihr das Drachenei gegeben hatte. Auch sie schien irgendein Spiel zu spielen. Sehr konzentriert wirkend, baute sie aus einem Dutzend kleiner, farbiger Bälle eine winzige Pyramide auf, die immer wieder einstürzte und von ihr aufs neue aufgebaut wurde.
    Sie nannte sie Eier und bat um Farben – Rot oder Blau, Grün oder Gelb, Weiß oder Schwarz. Der Humanoid brachte die Bälle einen nach dem anderen von sortierten Häufchen auf einem Regal an der Wand. Konzentriert die Stirn furchend, zögerte sie häufig und gab manchmal eine Farbe zurück, um sie gegen eine andere auszutauschen. Obwohl sie nur selten mit dem zufrieden schien, was sie tat, lächelte sie immer wieder und versuchte es aufs neue.
    Sie war so konzentriert, daß sie sie überhaupt nicht wahrnahm.
    „Cyra?“ rief Keth schließlich. „Darf ich …“
    „Keth?“ Sie zuckte zusammen und starrte sie an. „Bosun?“ Sie musterte Ilo Auli. „Sir, wer sind Sie?“ Dann wandte sie sich wieder Keth zu. „Wo sind deine Kleider?“ Ehe er antworten konnte, hatte sie sich hinter den Humanoiden geduckt. „Wer hat sie hereingelassen?“
    „Sie sind Feyofreunde“, flötete der Humanoid.

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