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Das Wing 4 Syndrom

Das Wing 4 Syndrom

Titel: Das Wing 4 Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Williamson
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gehorchst – dann geh hinaus!“
    „Sir!“ In ihrem schmerzlichen Tadel spiegelte der Tonfall der Maschine die ihren Gesichtszügen aufgeprägte wohlwollende Überraschung wider. „Ohne unseren Dienst würde Ihre Rasse zugrunde gehen.“
    „Wir haben auch ohne euch ganz gut gelebt“, murmelte er verbittert. „Tausend Jahre ohne euch, hier auf Kai.“
    „Aber in stets größer werdender Gefahr, die eurer unkontrollierten Technologie innewohnt“, antwortete die Maschine sofort. „Daß wir jetzt gekommen sind, ist für Ihren gefährdeten Planeten ein Glücksfall. Und es ist unvernünftig, daß Sie dafür nicht dankbar sind.“ Die Maschine glitt näher heran. „Teilen Sie es uns mit, Sir. Warum sind Sie unglücklich?“
    Die Maschine stand zu nahe bei ihm und wirkte zu eindringlich. Keth taumelte einen Schritt zurück. Der bohrende Hunger und die Müdigkeit hatten ihn geschwächt, und er mußte sich setzen – und schon sah er, wie ein seltsam geformter Stuhl lautlos auf ihn zuglitt, ohne Zweifel von irgendeinem unsichtbaren Rhodosignal dazu aufgefordert.
    „Weil ich hier bin.“ Zu schwach, um stehen zu bleiben, sank er auf den Sessel. „Ich will meine Freiheit.“
    „Jedes menschliche Recht ist Ihnen garantiert“, schnurrte die helle Stimme der Maschine. „Das ist unsere Funktion. Aber Sie müssen begreifen, daß unser Erstes Gebot uns dazu zwingt, Sie vor den Folgen Ihrer eigenen tragischen Unklugheit zu bewahren. Sie stellen uns vor ein doppeltes Dilemma, das von uns verlangt, Sie vor der zu erwartenden Gewalttätigkeit Ihrer Mitmenschen zu schützen und zugleich jene vor Ihrem illegalen Wissen zu verteidigen. Sie dürfen diesen Raum nicht verlassen.“
    „Für wie lange?“
    „Zumindest so lange, bis man einen sichereren Ort für Sie vorbereitet hat“, trillerte die Maschine vergnügt. „Im Augenblick können wir keine Umstände vorhersehen, die uns in die Lage versetzen könnten, unsere schützende Bewachung einzuschränken, aber immerhin können wir Ihnen hier totales Glück garantieren.“
    Er starrte die Maschine in ihrem blinden Wohlwollen an und konnte nur schaudern.
    „Haben Sie Vertrauen zu uns, Sir“, bat sie ihn sanft. „Wir haben gelernt, jedem menschlichen Bedürfnis zu entsprechen. Sie werden eine völlig adäquate Diät und ständige medizinische Betreuung erhalten. Sie werden innerhalb gewisser notwendiger Grenzen jegliche Entspannung wählen können, die Sie wünschen.“
    „Was für Grenzen?“
    „Wir haben Ihre Feindseligkeit entdeckt, Sir.“ Die schwarze Maschine wich ein wenig zurück, und in ihrer Stimme lag sanfter Tadel. „Wie so viele schlecht angepaßte Schädlinge, die versucht haben, unseren Dienst abzuweisen, versuchen auch Sie uns die Schuld für jeden Zustand zuzuschieben, der Ihnen unangenehm ist. Sie sollten statt dessen zu begreifen versuchen, daß diese Einschränkungen nicht unserer Bosheit entspringen, sondern Ihrer eigenen unglücklichen Unlogik.“
    „Welche Einschränkungen?“
    „Sie werden keine Besuche haben. Keinerlei Kontakte mit anderen Personen. Obwohl wir Ihr augenblickliches Mißvergnügen fühlen, Sir, hat sich diese totale Isolation in unglücklichen Fällen wie dem Ihren als wesentlich erwiesen, um die Weitergabe illegalen Wissens zu verhindern.“
    „Ich … ich verstehe.“ Keth schluckte den Kloß in seinem Hals. „Was darf ich tun?“
    „Alles, was nicht verboten ist.“
    „Darf ich – überhaupt irgend etwas haben?“
    „Obwohl Sie frei sind, gewisse Ihrer Entspannung dienenden Gegenstände anzufordern, gibt es Kategorien, die nicht zur Verfügung gestellt werden können. Wissenschaftliche Werke beispielsweise sind nur eingeschränkt zugänglich, weil wissenschaftliche Kenntnisse für Ihr Glück schädlich und für das Überleben Ihrer Rasse gefährlich sind.“
    „Wie steht es mit Musik?“ Er grinste herausfordernd. „Dichtung? Kunst?“
    „Wir können Ihnen Reproduktionen gewisser Kunstarten bringen, mit Ausnahme solcher, die Unglück oder Schmerz andeuten.“
    „Ihr übt also Zensur an der Tragödie?“
    Der Humanoid stand einen Augenblick starr da, als müßte er abwarten, bis der Computerkomplex auf Wing IV das Paradoxon auflöste.
    „Das menschliche Verhalten ist nur selten vernünftig.“
    Plötzlich wieder zum Leben erwacht, schien die Maschine beinahe zu lächeln. „Dies ist der Grund, weshalb Ihre Rasse uns benötigt. Die Süchtigkeit Ihrer Rasse nach Enttäuschung, Leid und Tod ist in den Illusionen Ihrer

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