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Das Winterhaus

Das Winterhaus

Titel: Das Winterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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auf.
    Robin sagte hastig: »Ich denke, wir nehmen alle die Seezunge, Herr Ober«, und Joe wußte nicht, wer von den dreien ihm am meisten auf die Nerven ging. Francis benahm sich wie ein Ekel, das man am liebsten geohrfeigt hätte, weil das eine Vorliebe von ihm war; Clodie flirtete mit Francis, weil flirten ihre zweite Natur war. Und Robin war höflich und gewandt und bestimmte über sie alle.
    Francis erzählte Robin und Clodie von dem Druckauftrag. »Hochzeitskarten, könnt ihr euch das vorstellen? Scheußliche Karten und Einladungen. Gräßlich spießig, aber was bleibt uns anderes übrig. Wir brauchen das Geld, um Kaos zu finanzieren.«
    »Ach, eine schöne Hochzeit ist doch was Herrliches. Ich weiß noch, wie meine Mam mich zur Hochzeit von Lady Diana Manners in die Stadt mitgenommen hat. Ein wunderbares Kleid …« Clodies Blick war sehnsüchtig.
    »Und du, Robin? Bist du auch ganz verrückt nach Orangenblüten und Konfetti?«
    Robin schnitt ein Gesicht. »Überhaupt nicht. Ich heirate nie.« Clodie starrte sie an. »So schnell dürfen Sie nicht aufgeben, Miss Summerhayes. Mit einer schicken Dauerwelle und ein paar hübschen Kleidern würde es Ihnen bestimmt nicht an Verehrern fehlen.«
    Joe erklärte: »Ich glaube, Robin will nicht heiraten, Clodie.«
    Clodie schien noch verwirrter. »Aber wenn der Richtige käme …?« Francis schüttelte den Kopf. »Ich bin vollkommen deiner Meinung, Robin. Die Ehe ist eine fürchterliche Institution.«
    »Mit der Ehe wird eine Frau zur Leibeigenen ihres Mannes.«
    »Aber wenn Sie sich verlieben würden, Miss Summerhayes?«
    »Ehe hat mit Besitz zu tun, nicht mit Liebe.«
    »Also, ich kann nur sagen, ich war fünf Jahre lang glücklich verheiratet.« Mit trotzigem Gesicht drückte Clodie ihre Zigarette aus. »Mein Hochzeitskleid war einfach toll – ich hab es natürlich selbst gemacht –, und Trevor war ein wunderbarer Ehemann. Er hat mich angebetet.«
    »Es ist sicher sehr schwer für Sie, Mrs. Bryant«, sagte Robin, »Ihr Kind ganz allein aufzuziehen.«
    »Ja, es ist schrecklich schwer«, antwortete Clodie mit Märtyrermiene. »Jeder Tag ist ein Kampf. Wenn ich Lizzie nicht hätte, dann hätte ich, glaube ich, den Kopf schon längst in den Gasofen gesteckt. Ich weiß, es ist schlimm, so etwas zu sagen, aber so fühl ich mich eben.«
    Joe prustete gedämpft in sein zweites Glas Champagner. Clodie war zu Beginn des Jahres in sein Leben getanzt, ein Wirbelwind, der ihn mitgerissen hatte. Es war kaum möglich, sich jemanden vorzustellen, der lebendiger war – mehr am Leben hing – als Clodie.
    »Aber Lizzie entschädigt mich für alles. Ich schneidere ein wenig, um uns beide über Wasser zu halten. Was tun Sie denn, Miss Summerhayes?«
    »Oh – ich arbeite bei einer Versicherungsgesellschaft. Sehr langweilig – Ablage und ähnliches. Ich bin gerade dabei, mir das Maschineschreiben beizubringen.«
    Joe fand, daß Robin ziemlich bedrückt aussah. Er gab ihr höchstens ein Jahr hier in London, in der kalten Realität. Ein nettes kleines Mittelklassemädchen wie Robin Summerhayes würde zu Mami und Daddy zurücklaufen, sobald nicht alles so klappte, wie sie es sich vorstellte.
    Der Kellner brachte die Seezunge. Francis sagte: »Und du arbeitest unentgeltlich in einem Kindergarten, nicht wahr, Robin?«
    »In einer Klinik.« Robin starrte auf ihren Teller hinunter.
    »Praktischer Sozialismus, siehst du, Clodie.«
    Robin war sehr still geworden. Im allgemeinen konnte sie sich stundenlang über die Freie Klinik auslassen, die Säuglinge und die Mütter und, ihr Lieblingsthema, die moderne Geburtenregelung. Der Kellner hüpfte um sie herum, während er Gemüse und Kartoffeln vorlegte.
    »Ach, ist das schön«, meinte Clodie wieder. »Was ganz Besonderes für mich. Es ist wirklich nett von Ihnen, Francis.« Ihre langen weißen Hände hingen unschlüssig über dem Besteck.
    »Das Fischmesser, Darling«, sagte Francis und zeigte es ihr. »Obwohl ich immer finde, man hat das Gefühl, man versuchte mit einem Spachtel zu essen.«
    Clodie kicherte, schrill und laut, so daß andere Gäste im Restaurant sich umsahen. Der Champagner war ihr zu Kopf gestiegen; Joe wußte, daß sie ihn bestrafen wollte, indem sie mit Francis flirtete. Francis, von Natur aus unbekümmert, blieb gelassen; weder ermutigte er sie, noch zeigte er sich peinlich berührt. Joe jedoch war gekränkt und zornig: Nur er kannte die Clodie, die ihm in Ihren gemeinsamen Nächten den Atem raubte; die seine Leidenschaft,

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