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Das Winterhaus

Das Winterhaus

Titel: Das Winterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Vernons Tod. Im Wagen erzählte Charles ihr etwas über seinen ehemaligen Professor. »Ich glaube, der alte Henderson war etwas verschnupft darüber, daß ich in die Werbung gegangen bin. Aber so ein Universitätsleben hätte ich nicht aushalten können. Cambridge hat manchmal schon etwas sehr Klösterliches, finde ich.«
    Er lachte sie an, daß die weißen Zähne und die blauen Augen blitzten. Wieder dachte sie, was für ein gutaussehender Junge er sei.
    Charles Maddox war fünfundzwanzig Jahre alt, drei Jahre älter als sie, aber Jahre jünger an Erfahrung.
    »Hat er Ihnen verziehen?« fragte Maia.
    »Mein Professor?« Charles bremste ab und parkte den Wagen vor einem großen, hell erleuchteten Haus. »Ich denke schon, hin und wieder hält er mir einen Vortrag darüber, daß ich meine Talente vergeudet habe, aber ich glaube, er hat sich mittlerweile damit abgefunden.«
    Sie lächelte, hörte ihm jedoch kaum zu. Sie hatte Lampenfieber, merkte sie, als sie an seiner Seite die Treppe hinauf zur Haustür ging. Ein paar Gesichter erkannte Maia wieder, als man sie drinnen mit den anderen Gästen bekannt machte. Einige dieser Leute hatten an ihrem Tisch gespeist, als Vernon noch am Leben gewesen war. Nicht die Universitätsleute – aber sie erinnerte sich eines Bankiers und eines oder zwei anderer Männer, die Vernon vom Golfklub gekannt hatte. Maia, die ihre Gedanken hinter einem höflichen Lächeln versteckte, sah das Wiedererkennen in ihren Augen.
    Und das Begehren. Sie wußte sofort, als sie ihren geübten Blick durch das Zimmer schweifen ließ, daß sie bei weitem die bestangezogene Frau in dieser Runde war. Und auch die schönste, wie sie ganz ohne Arroganz, einzig auf Grund einer kühlen, sachlichen Einschätzung ihrer eigenen Vorzüge feststellte. Die Männer lächelten sie an, brachten ihr Getränke, sorgten dafür, daß Maia in ihrem rückenfreien, schulterfreien Kleid nicht im Zug stand. Ihre Ehefrauen, die meisten doppelt so alt wie Maia, die plump gewordenen Körper in Korsetts gezwängt, musterten sie mit Neid oder Mißbilligung oder Gleichgültigkeit. Maia berührte das nicht; die Männer hatten die Macht und den Einfluß, nicht die Frauen.
    »Maia?«
    Sie blickte auf und lächelte Charles an. Ihre Blicke trafen sich. Sie sah die feine Erschütterung, die seine Züge zu durchzucken schien, und wußte, daß er in sie verliebt war.
    »Oh, Maia …«, flüsterte er.
    »Oh, Charles«, sagte sie trocken, aber dann erbarmte sie sich seiner und folgte ihm aus dem Salon voller Menschen ins Gartenzimmer. Der Garten draußen war in Mondlicht gebadet, und die Büsche und Bäume zeigten sich in einer Vielfalt von Grautönen.
    Sie sagte: »Ich habe gerade gedacht, wie klug Sie doch sind, Charles.«
    »Und ich habe gerade gedacht, wie schön Sie doch sind, Maia.«
    Er legte seine Hand leicht auf ihre Hüfte, und sie mußte sich zusammennehmen, um nicht zurückzuweichen. Wenn sie ihn merken ließ, daß seine Berührung sie ekelte und ihr angst machte, würde sie ihn verlieren.
    So sagte sie nur leichthin: »Haben Sie eine Zigarette für mich, Darling? Ich habe etwas Kopfschmerzen.«
    Besorgt nahm er eine Zigarette aus seinem Etui und zündete sie ihr an. »Soll ich Ihnen ein Glas Wasser holen, Maia?«
    Sie hatte gräßliche Angst, daß er versuchen würde, sie zu küssen. »Ein kleiner Gin mit Tonic würde auch wirken.«
    Als er mit dem Getränk zurückkehrte, sagte sie: »Ein ziemlich anstrengender Tag war das. Ich habe richtige Kopfschmerzen.«
    »Sie sollten ein bißchen kürzertreten.«
    Sie lächelte zerstreut, trank den letzten Schluck von ihrem Gin und rieb die kleine Falte zwischen ihren Augen mit den Fingerspitzen glatt. Kürzertreten … selbst wenn sie es sich hätte leisten können, hätte sie es nicht tun wollen. Die kleinen Umstellungen, die sie in der Firma vorgenommen hatte – selbst die Serie aufsehenerregender Werbeanzeigen, die die Agentur herausgebracht hatte –, hatten den geschäftlichen Rückgang nicht aufhalten können. Drastische Maßnahmen waren angesagt, und sie hatte bereits für den folgenden Morgen um neun Uhr eine Besprechung mit ihrem (Führungs-)Triumvirat anberaumt.
    Bald danach gingen sie. Maia fuhr Charles' schnittigen kleinen MG. Sie war ziemlich stark angetrunken und fuhr schnell, als könnte sie so einen Teil der Spannungen und Enttäuschungen des Tages loswerden. Als sie den Wagen parkte, sagte Charles hoffnungsvoll: »Samstag?«, doch Maia schüttelte den Kopf.
    »Ich muß

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