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Das Winterhaus

Das Winterhaus

Titel: Das Winterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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dieses Wochenende verreisen.«
    Dann schützte sie Müdigkeit und Kopfschmerzen vor und schloß, nachdem sie ihm einen flüchtigen Gutenachtkuß gegeben hatte, mit einem Aufatmen der Erleichterung die Tür hinter sich.
    Sie setzten sich im Konferenzraum zusammen, Maia, Liam Kavanagh, Mr. Underwood, Mr. Twentyman und Mrs. Dawkins, mit Stenoblock und Bleistift ausgerüstet. Maia hatte nicht gut geschlafen, doch sie hatte sich sehr sorgfältig geschminkt, um auch die kleinsten Spuren von Müdigkeit zu vertuschen.
    Ohne jede Einleitung sagte sie: »Wenn unsere Gewinne weiterhin in dem Maß zurückgehen wie bisher, werden wir in einigen Monaten in den roten Zahlen sein. Das kann ich nicht zulassen. Ich habe Sie hierhergebeten, meine Herren, um mit Ihnen die Maßnahmen zu besprechen, die ich zu ergreifen gedenke.«
    Sie goß sich ein Glas Wasser ein. »Zunächst einmal habe ich vor, den Schwerpunkt noch stärker auf die preisvergleichende Einkaufspolitik, die ich eingeführt habe, zu legen. Sie müssen sich für möglichst viele Waren, die wir führen, nach neuen Quellen umtun, Mr. Twentyman.«
    Er begann zu protestieren, genau wie sie es geahnt hatte. »Aber wir haben mit vielen unserer alten Lieferanten sehr günstige Vereinbarungen, Mrs. Merchant. Es sind Beziehungen, die sich im Lauf der Jahre entwickelt haben … vorteilhaft für beide Seiten.«
    »Vorteilhaft für Merchant ?« fragte Maia, die Gerüchte gehört hatte, denen zufolge eine Kiste Scotch den Besitzer gewechselt hatte und Giles Twentymans Mitgliedschaft im Golfklub befürwortet worden war. Sie sah, wie ihr Chefeinkäufer rot wurde.
    »Mrs. Merchant –«
    »Ich erwarte von Ihnen, daß Sie die Kosten um mindestens 15 Prozent senken. Vorzugsweise noch weiter.« Mit rotem Kopf und steinerner Miene richtete er sich auf. »Ich habe mit vielen unserer größeren Lieferanten Gentlemen's Agreements – erwarten Sie im Ernst, daß ich diese Vereinbarungen einfach breche?«
    »Ich erwarte von Ihnen, daß Sie Ihr Äußerstes tun, um die Firma über Wasser zu halten, Mr. Twentyman. Unser aller Zukunft – auch die Ihre – hängt davon ab.«
    In der darauffolgenden Stille war das Krakeln von Miss Dawkins' Bleistift überlaut zu hören.
    Maia fügte hinzu: »Sie können sich jederzeit an Mr. Kavanagh oder mich wenden, wenn Sie, als Gentleman, sich mit harten Verhandlungen überfordert fühlen, Mr. Twentyman.«
    Er hatte immer noch einen roten Kopf, aber er sagte nichts mehr. Maias unausgesprochene Drohung war klar: Er würde seine Autorität und sogar seine Stellung verlieren, wenn er nicht kooperierte. Sie vermutete, daß Mr. Twentyman über einen gut ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb verfügte.
    »Gut«, sagte sie mit einem Blick in ihre Notizen. »Weiter. Da es uns gelungen ist, unsere Lagerbestände beträchtlich zu verringern, beabsichtige ich, die Lagerhalle in der Histon Road zu verkaufen.« Sie blickte in die Runde. »Ich hatte das Glück, einen Käufer zu finden, einen Herrn, der dort eine Garage errichten möchte.«
    Beifälliges Gemurmel von Mr. Underwood, ein Nicken von Liam Kavanagh. Mr. Twentyman schmollte noch.
    »Drittens – Kredite. Wir geben zuviel und zu lange Kredit. Gegenwärtig ist es so, daß wir unsere Rechnungen prompt bezahlen und unsere Kunden uns warten lassen. Genau so sollte es nicht sein. Mr. Underwood, Sie werden in Zukunft alle unsere Zahlungen bis zur zweiten Mahnung zurückhalten –«
    »Mrs. Merchant!« Mit einem Schlag war der Hauptbuchhalter aus seinem Dämmerschlaf erwacht. Er sah aus, dachte Maia, wie ein aufgebrachter Truthahn. »Mrs. Merchant – das ist wohl kaum –«
    »Gentlemanlike, Mr. Underwood?« Maia lächelte nicht. »Nein, das wohl nicht. Sie werden ferner einen Monat nach Rechnungsstellung Zahlungsaufforderungen an unsere Kunden schicken. Das gilt allerdings nicht für unsere besten Kunden.« Maia blätterte in ihrer Mappe und nahm eine Liste heraus. »Um die werden sich Liam und ich kümmern.« Sie sah den Hauptbuchhalter an. »Gibt es ein Problem, Mr. Underwood? Nein? Gut.«
    Sie trank noch einen Schluck Wasser. Dann sagte sie: »Ich werde außerdem alle Löhne und Gehälter um zehn Prozent kürzen. Auch Ihre Gehälter, meine Herren – und Ihres leider auch, Mrs. Dawkins. Ebenso die Gehälter der Einkäufer, Abteilungsleiter, Verkäufer und Verkäuferinnen. Und auch die Löhne des Reinigungspersonals, der Fahrer und Lageristen. Wem diese Lohnkürzung nicht paßt, dem steht es frei, sich anderswo Arbeit zu

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