Das Winterhaus
suchen.« Sie nutzte das schockierte Schweigen, das folgte, um hinzuzufügen: »Hand in Hand mit diesen Kürzungen werde ich ein Provisionssystem für die Verkäufer einführen und einen Prämienplan für die Abteilungsleiter, Einkäufer und auch für Sie, meine Herren. So daß Sie – wenn wir diese schwierigen Zeiten unbeschadet hinter uns bringen – mit einer angemessenen Belohnung für Ihre harte Arbeit rechnen können.«
»Die Leute sollen sich anderswo nach Arbeit umsehen, sagen Sie? Es gibt keine Arbeit –«
»Das wird eine Menge Groll auslösen, Mrs. Merchant.«
»Ein solches System ist verwaltungstechnisch schwierig –«
»Ich bin überzeugt, Sie werden einen Weg finden, Mr. Underwood«, sagte Maia, dem Aufruhr ein Ende bereitend, und holte tief Atem. Sie zwang sich, ruhig zu sprechen.
»Und wir müssen uns leider von einigen Angestellten trennen. Es handelt sich um etwa dreißig Personen.«
Mr. Twentyman blieb der Mund offenstehen. In Mr. Underwoods graubraunen Augen sah sie Furcht. Liam Kavanagh sagte: »Entlassungen, meinen Sie?«
Sie neigte den Kopf. »Leider ja. Wir haben zuviel Personal. Und es gibt einige Leute, die nicht bereit sind, mit vollem Einsatz zu arbeiten, und das können wir uns nicht leisten.«
Sie sah ihn herausfordernd an, als sie ihm die Liste mit den Namen übergab. Doch Liam Kavanaghs Gesichtsausdruck veränderte sich, während er las. Er kniff die verwaschenen blauen Augen zusammen.
»Ich denke schon seit einiger Zeit in ähnlicher Richtung, Mrs. Merchant. Mit ein oder zwei Ausnahmen.«
Ausnahmen würde sie nicht zulassen. Wenn sie den Männern einmal gestattete, an ihrem Entwurf zu rütteln, fürchtete sie, würde es mit ihrer Freiheit zu selbständiger Entscheidung bald vorbei sein, und alles, wofür sie gearbeitet hatte, würde ihrer Kontrolle entgleiten.
Sie sagte kühl: »Sie sind mit mir der Meinung, daß die Krise sich verschärft. Sie sind mit mir der Meinung, daß die Leute weniger Geld ausgeben. Daß die Situation sich verschlechtern wird, ehe sie besser wird. Ich bin entschlossen, dafür zu sorgen, daß wir überleben.« Liam Kavanagh wies auf ihre Aktennotiz.
»Daß einige von uns überleben, Mrs. Merchant.«
»Die meisten von uns, Liam. Ich habe mir meine Entscheidung nicht leichtgemacht. Keiner, der fleißig und gewissenhaft arbeitet, braucht um seine Stellung zu fürchten. Einige dieser jungen Mädchen sind verlobt und halten es für wichtiger, ihre Hochzeit zu planen, als darauf zu achten, daß unsere Kunden erstklassig bedient werden. Sie würden uns sowieso bald verlassen. Wir werden sie einfach nicht ersetzen. Und einige der älteren Männer sind kurz vor dem Ruhestand.«
Liam sagte, wie sie es vorausgesehen hatte: Aber Mr. Pamphilon … er arbeitet seit Jahren für die Firma Merchant.«
Edmund Pamphilon war der Leiter der Herrenoberbekleidungsabteilung, ein kleiner, runder, jovialer Mann. Einige der jüngeren Verkäufer imitierten seinen wippenden Gang, sein leichtes Stammeln, sein strahlendes Lächeln. Maia, von seiner altmodischen Liebenswürdigkeit unbeeindruckt, war aufgefallen, daß er es mit der Pünktlichkeit nicht sehr genau nahm und die Einnahmeaufstellungen des Tages häufig verspätet einreichte.
»Ich kann es mir nicht leisten, einen Abteilungsleiter zu beschäftigen, der zu spät zur Arbeit kommt und sich einfach einen halben Tag frei nimmt, wenn ihm gerade danach zumute ist.«
Liam Kavanagh sah Maia über den Tisch hinweg an. »Ich glaube, es gibt da familiäre Probleme. Pamphilon ist ein stolzer Mann, darum spricht er nicht darüber, aber –«
Sie unterbrach ihn scharf und fürchtete im selben Moment, daß sie nun selbst die zerbrechliche Allianz, zu der es zwischen ihr und Liam Kavanagh gekommen war, zerstören würde.
»Mr. Pamphilons Privatangelegenheiten sind nicht meine Sache, Liam«, sagte sie. Ihre Stimme war kalt.
»Der Mann ist über Fünfzig«, entgegnete Liam schroff. »Er findet bestimmt keine neue Arbeit. In dieser Situation nicht.«
Sie hatte kein Verständnis für Untüchtigkeit und Leute, die, wie offensichtlich Edmund Pamphilon, ihr Leben nicht im Griff hatten. »Dann werden wir hoffen müssen, daß Mr. Pamphilon vernünftig genug war, für den Ruhestand vorzusorgen, nicht wahr?« Maia sah auf ihre Uhr. »Ich denke, das ist im Moment alles, meine Herren. Miss Dawkins wird Ihnen das Protokoll der Besprechung so bald wie möglich zukommen lassen. Und Sie werden selbstverständlich daran denken, daß alles, was
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