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Das wird mein Jahr

Das wird mein Jahr

Titel: Das wird mein Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Lange
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meinem Pass.
    Das Autohaus von Andis Bruder lag in einem Gewerbegebiet in Stuttgart-Wangen, genauer gesagt, in der Ulmer Straße. Seine Visitenkarte klemmte am Aschenbecher des Wartis. Auf der anderen Seite des Neckars befand sich das große Daimler-Benz-Werk in Untertürkheim. Ich kam an einigen Fabriken vorbei und auch am Werkswagenverkauf der Daimler AG. Mann, standen da viele große Schlitten rum. Hier wurde das große Geld verdient, das war klar.
    Die Straße führte stadtauswärts, und irgendwann stand ich vor Jens’ Autohaus. Ich blickte durch einen Metallzaun auf etwa zwei Dutzend Gebrauchtwagen, ältere Mercedes, VW, Opel und andere. Hinter der Frontscheibe eines VWGolf hing ein großes orangefarbenes Schild: »Auto der Woche!« Auf der Frontscheibe eines Toyotas stand mit weißer Farbe »Klima«. Über allen Fahrzeugen schwebten in etwa drei Metern Höhe glitzernde, bunte Wimpelketten. Hinten auf dem Gelände machte ich einen schmutzigweißen Bürocontainer aus, auf dem ein riesiger Schriftzug den letzten Zweifel wegwischte, ob ich hier richtig war: »Gebrauchtwagen Wuttke GbR«. Ich drehte mich noch mal zu den Autohäusern und Fabriken um, an denen ich gerade vorbeigekommen war, diesen großen Palästen aus Stahl, Glas und Beton – Manifeste westdeutscher Wirtschaftskraft – und trat durch das offene Tor auf das Gelände.
    Ein Schäferhund kam bellend auf mich zugerannt. Ich blieb verunsichert stehen, doch da wurde er schon mit einem scharfen »Susi! Hierher!« zurückgepfiffen. Jens war aus dem Bürocontainer herausgetreten, blickte Susi streng an und zeigte mit dem Zeigefinger neben sich auf den Boden. Der hatte seinen Hund wirklich nach seiner Ex-Freundin benannt? Susi trottete zu ihm zurück.
    »Hallo, Blume, alles klar? Na, auf der Suche nach einem Top-Auto? Da bist du hier genau richtig.«
    »Na ja, ich wollte mich mal umsehen.«
    Jens schaute mich erwartungsvoll an, während der Hund sich in den Container verzog. »Hier, wie wär’s mit einem Golf GT? 75 PS, eins-sechser Maschine, aus erster Hand, mit Radio und Kassettenteil. Scheckheftgepflegt, TÜV und ASU neu.« Er zeigte auf einen gelben Zweitürer mit verchromten Stoßstangen, der mich ein wenig an ein Postauto erinnerte. Jens holte kurz Luft und setzte seine Verkaufsberatung unaufgefordert fort. »Baujahr 1978. Der hat einem Rentnerpaargehört, die haben ihn quasi nie gefahren. Der hat noch keine 100.000 Kilometer runter, das ist quasi nix für einen Golf. Echte deutsche Wertarbeit. Ein Top-Schnäppchen, sag ich dir.«
    Ich blickte mich suchend auf dem Gelände um. »Sag mal, ist Andi auch da?«
    Jens drehte sich Richtung Bürocontainer. Daneben parkte ein Kombi, den gerade jemand von innen staubsaugte. »Eh, Kleener! Besuch für dich«, rief er über den Platz. Der Staubsauger verstummte, und aus dem Wagen kam Andi geklettert. Ich ging ihm entgegen.
    »Was machst du denn hier?«, fragte er mich.
    »Na, was wohl: Brot und Brötchen kaufen. Nee, im Ernst, ich wollte mal schauen, wo du arbeitest und was ihr so für Autos im Angebot habt. Ich kann ja nicht ewig mit der Ost-Möhre rumfahren.«
    Andi klopfte sich den Staub von seinem Blaumann. »Ja Blume, wenn man Kohle machen will, darf man sich für nichts zu schade sein. Da muss man eben auch mal selbst Hand anlegen an die Kisten, damit der Verkauf vorangeht. Wertsteigerung und so weiter.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Was macht der Job in der Gärtnerei?«
    »Ganz okay, soweit. Ist schon etwas mehr Arbeit als in der Zone, aber ich will mich mal noch nicht beschweren.«
    Jens kam zu uns rüber. »Sag mal, Blume, ist das etwa mein alter Wartburg, der da draußen parkt?«
    »Genau. Hatte mir Andi damals am Balaton überlassen.«
    »In Zahlung kann ich den aber nicht nehmen. So was will hier niemand kaufen. Sei froh, wenn du die Verschrottungskosten sparen kannst.« Er musste grinsen. »Mensch, meinalter Wartburg …«, sagte er halb zu sich selbst. »Da werden Erinnerungen wach. Ich könnte mir den oben aufs Büro draufstellen lassen, so als Blickfänger. Auf Blickfänger stehen die Kunden. Man muss sich hier was einfallen lassen, wenn man was verkaufen will.« Er nickte zufrieden vor sich hin. »Na, willste mit dem Golf mal ’ne Probefahrt machen?«
    »Ich suche eigentlich so ’nen VW-Bus mit Campingausstattung.«
    Jens überlegte kurz. »Kann ich dir besorgen. Was willst du denn ausgeben?«
    »Weiß noch nicht. Eher nicht so viel, ich hab ja noch nichts groß gespart.«
    »Das

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