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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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personifizierte Böse, glauben Sie mir.«
    »Der Jäger?« Lagerdère starrte Kim an.
    »Sie wissen von ihm?« Jenna kniff die Augen zusammen.
    Lagardère nickte langsam. »Ich habe von ihm gehört. Marie de Bourbon erwähnte ihn.«
    »Wir wissen nicht viel über ihn. Aber er ist wieder da«, murmelte George grimmig. Als Tommy vor dem Hotel hielt, sprang Jenna eilig hinaus, dicht gefolgt von Nicholas. Sie rissen der Empfangsdame die Keycard aus der Hand, rannten nach oben ins Zimmer, rafften ihre Habseligkeiten zusammen, checkten aus und waren innerhalb von wenigen Minuten wieder am Auto.
    Der Fahrer gab erneut Gas. Nicholas und George schauten sich immer wieder um, doch niemand schien ihnen zu folgen. Auf der M 11, der schnellsten Verbindung zwischen London und Cambridge, waren wie immer viele Autos unterwegs. Tommy verließ zur Sicherheit einmal die Autobahn und fuhr zurück zur vorherigen Ausfahrt, um dann die Strecke erneut zu fahren.
    »Scheint, als wäre uns niemand gefolgt«, sagte Nicholas irgendwann erleichtert. Es hatte wieder zu nieseln begonnen, und die Scheinwerfer der entgegenkommenden Autos spiegelten sich auf dem nassen Asphalt.
    Der Rest der Fahrt verlief schweigend. Alle hingen ihren Gedanken nach – auch der junge Franzose, der sich mit großen Augen umsah und jede Einzelheit in sich aufzusaugen schien, war verstummt.
    Nicholas rief in der Klinik an und erhielt die beruhigende Nachricht, dass Annes Zustand weiterhin unverändert war. Kein Unbekannter hatte versucht, ihr Zimmer zu betreten, nichts Ungewöhnliches war vorgefallen. Er schloss die Augen. Das Adrenalin, das seit dem Friedhofsbesuch mit Jenna durch seinen Körper raste, schien aufgebraucht, und er spürte plötzlich, wie erschöpft er war. Anne hätte lakonisch gesagt, du bist eben keine zwanzig mehr, und gelacht. Großer Gott, lass uns das irgendwie überleben, dachte er. Und dann fahre ich mit Anne in einen Urlaub ohne Rückflugticket. Auf irgendeine einsame Insel.
    Gleichzeitig – und Nicholas wusste nicht, ob er sich deshalb ernsthaft Sorgen über seinen Geisteszustand machen sollte – fühlte er sich so lebendig und aufgekratzt wie schon lange nicht mehr. Der Agent Nicholas Wright war zurückgekehrt, und sein Körper wünschte sich erneut das überwältigende gloriose Gefühl herbei, das ihn immer durchströmt hatte, wenn er dem Tod wieder einmal von der Schippe gesprungen war.
    Das Anwesen der Familie Covington war im viktorianischen Stil erbaut. Es stand inmitten eines großzügigen Parks, der mit seinem alten Baumbestand, den malerisch errichteten griechischen Ruinen und dem Weiher zum Spazierengehen einlud. Im Sommer quakten dort Frösche um die Wette, jetzt, Anfang Februar, war es still. Nur das Rauschen des Regens auf den Blättern war zu hören.
    Hinter dem Haus befanden sich ein Hubschrauberlandeplatz und die große Garage, die gut drei Autos Platz bot. Tommy hatte den Rover neben dem schwarzen Bentley geparkt, den George von seinem Vater geerbt hatte.
    Lord Covington führte seine Gäste ins Haus. Wie Nicholas zuvor schon Jenna gegenüber bemerkt hatte, war George selten zu Hause, doch überall standen frische Blumen und Obstschalen. Zwei Angestellte kümmerten sich ausschließlich um die mehr als dreißig Räume, zwei Gärtner um den Park und die Autos.
    George verteilte in Windeseile die Schlafzimmer im ersten Stock und marschierte dann, mit Lagardère und Nicholas im Schlepptau, zurück in die Küche. Er öffnete einen Küchenschrank nach dem anderen, bis er fand, was er suchte. Eine Flasche Highland Single Malt.
    »Nichts mehr zu essen da«, sagte er bedauernd nach einem Blick in den Kühlschrank. »Keiner wusste, dass ich heute kom men würde, und die Angestellten haben ihren freien Tag. Also – Obst oder wir bestellen Pizza.«
    Nicholas nickte schweigend und nahm sein Glas entgegen. Lagardère nippte neugierig an seinem Whisky und verzog anerkennend das Gesicht. »Daran kann ich mich erinnern«, sagte er schließlich leise. »Was ist sonst noch aus den alten Zeiten geblieben?«
    »Wahrscheinlich mehr, als Sie jetzt denken«, antwortete Nicholas. Die Männer ließen sich im sogenannten Blauen Salon in die Sessel sinken. Sie hatten mehr als genug zu besprechen, doch in diesem Moment wusste keiner, wo er beginnen sollte. So saßen sie schweigend da, bis Kim und Jenna eine Weile später die Treppe herunterkamen und sich mit großen Augen umschauten.
    »Das ist ja ein Saal, kein Wohnzimmer«, kommentierte Jenna.

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