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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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bei, was wir wissen müssen. Ich muss gestehen, für mich fühlte es sich an wie ein paar Wochen. Danach durfte ich wieder gehen. Vier Tage wanderte ich zurück durch die Wildnis und traf in einem Dorf, ganz in der Nähe des Ortes, an dem unsere Expedition ihr Lager gehabt hatte, auf Sayid. Er erkannte mich wieder und bot an, mich zu begleiten.«
    »Zu zweit ist man sicherer«, bestätigte dieser.
    »Doch in Wahrheit waren zwei Jahre vergangen«, ergänzte Mary trocken und weidete sich an der Überraschung in Covingtons Gesicht.
    »Wie soll ich das verstehen?«
    Mary zuckte mit den Schultern. »Ich kann es nicht erklären, Mylord. Aber wenn Ihr mich suchen ließet, heißt das, dass ich nicht gefunden werden konnte. Meines Wissens nach gibt es für dieses Phänomen noch keine zufriedenstellende wissenschaftliche Erklärung. Vielleicht wusste mein Vater etwas darüber? In seinen Tagebüchern …? Nun, jedenfalls suchten wir uns ein Schiff, und ich überredete den Kapitän, uns mitzuneh men. Wir gaben uns als Überlebende einer Expedition aus, und er hatte Mitleid mit uns. Vor einer Woche kamen wir in Southampton an.«
    »Das ist alles?«, fragte Covington, als Mary schwieg und sich in den Sessel zurücklehnte.
    »Es ist genug für den Anfang. Jetzt würde ich mich gerne frisch machen und dann, wie gesagt, seid Ihr an der Reihe, Mylord. Ich möchte Euren Teil der Geschichte gerne hören.«
    »Aber natürlich, meine Liebe. Ich kann Ihnen beiden eine Kutsche rufen, damit Sie nach Hause können. Ich hatte angeordnet, dass das Haus so bleibt, wie es ist. Noch hatten wir schließlich keinen Beweis für Ihren Tod.«
    »Niemand weiß, dass wir da sind, Mylord, und das sollte vorerst auch so bleiben. Können wir Eure Gastfreundschaft noch über Nacht in Anspruch nehmen?«
    »Selbstverständlich und nur zu gern.« Covington nickte, ließ die Bediensteten, auf deren Verschwiegenheit er zählen konnte, zwei Zimmer herrichten, und lauschte kurz darauf nachdenklich den leisen Schritten, mit denen seine Besucher ins Obergeschoss verschwanden. Langsam ging er durch die Bibliothek, setzte sich an den großen Sekretär, der im hinteren Teil des Raumes stand, und zog die Schublade unter der Tischplatte heraus. Darin geschickt verborgen war ein zweiter Boden, der sich durch einen simplen, aber fast unsichtbaren Mechanismus lösen ließ. In dem nun zum Vorschein gekommenen Fach lag ein einziges Blatt Papier. Er wusste, es war nur eine Abschrift, doch die wenigen Zeilen hatten ihn vor Jahren gefesselt und taten es immer noch.
    Es bleibt mir keine Zeit mehr. Ich habe es versucht und bin gescheitert. Aber es ist möglich. Eine von uns wird zurückkehren und das Tor öffnen. Findet sie, bewahrt sie, lasst sie leben, so lange sie kann. Wer die Schatten befreit, wird die Schuld tragen am Ende der Welt. Aber wer aus der Vergangenheit lernt und weise handelt, wird eine neue Welt finden.
    Die Hinweise, die er über Jahre hinweg unauffällig gesammelt hatte, hatten alle nach Afrika gedeutet. Er hatte seinem Instinkt vertraut und anscheinend recht behalten. Covington legte das Papier vorsichtig zurück in die Schublade, verschloss sie sorgfältig und überlegte. Jetzt stellte sich die Frage, wie viel er der jungen Forscherin erzählen würde. Seine Prioritäten waren möglicherweise nicht ganz identisch mit den ihren.
    »Sayid bleibt oben und ruht sich aus. Aber ich würde doch zu gerne noch einiges von Euch erfahren, Mylord«, sagte Mary Kingsley, als sie die große Treppe hinunterschritt.
    »Ein Bad und neue Kleidung wirken manchmal Wunder«, kommentierte Covington, der am Fuß der Treppe stand und sie erwartete.
    Mary lachte. »Ihr habt recht. Die Zustände in Afrika sind sicher nicht vergleichbar mit denen auf unserer schönen Insel. Ich bin jedenfalls froh, wieder hier zu sein. Andererseits«, sie ergriff seine ausgestreckte Hand und ging an Covingtons Seite zurück in die Bibliothek, »wird es nie wieder so sein wie früher. Wissen kann einen Menschen verändern, zum Bösen wie zum Guten, nicht wahr?«
    »Wie meinen Sie das?«
    Mary ging zu einem der Regale, die den Raum vom Boden bis zur Decke säumten, las mit schräg gelegtem Kopf die Titel und zog ein kleines Bändchen heraus. »Eines von Morton Stanleys Tagebüchern. Eine Rarität. Er hat mehr von Afrika gesehen, als ich je sehen werde. Er ist weiter gereist, länger geblieben, hat sicher sehr viel interessantere wissenschaftliche Erkenntnisse mitgebracht. Doch das Wissen um die andere

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