Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)
Autoren: Tanja Frei
Vom Netzwerk:
gemeinsam mit Linus in Gwens Küche trat. »George hat mit dieser Pilotin ausgemacht, dass wir um kurz vor eins am Flugplatz sein sollen. Er holt uns später hier bei Gwen ab. Antoine brütet noch über den Büchern. Aber er sagte, er hätte vielleicht schon eine Idee, worauf sich die Zahlen beziehen. Außerdem hat er Cola entdeckt.« Sie sah sich neugierig um. Auf dem Küchentisch hatten Jenna und Gwen auf einem dunkelblauen Samttuch verschiedene getrocknete Kräuter ausgebreitet, eine kleine Wachskerze brannte, und Gwen füllte am Spülbecken eine silberne Schüssel mit Wasser. Die kleinen Fensterläden waren zugezogen, der Raum lag im Halbdunkel. »Was machen wir hier?«
    »Einen Probelauf«, erklärte Jenna. »Wir wollen den Jäger mit der letzten Hüterin verankern. Wir werden jetzt versuchen, sie zu erreichen, damit wir das in München richtig durchführen können.«
    Kim verzog den Mund. »Das klingt irgendwie …«
    »Esoterisch?« Linus lehnte im Türrahmen und sah ihnen zu.
    »Nein … Ich weiß nicht. Beim letzten Mal, als ich jemanden gerufen habe, bin ich umgekippt«, gab sie zu bedenken.
    »Jetzt seid ihr zu zweit. Und schon um einiges stärker«, ver suchte Gwen sie zu beruhigen. »Außerdem ist das erst mal ein Versuch. Linus, du kannst hierbleiben, aber misch dich nicht ein.«
    »Ich bin froh um alles, was diesen Jäger und seine Handlanger in die Hölle schickt«, brummte Linus und sah den Vorbereitungen gespannt zu.
    Kim und Jenna setzten sich übereck an den Tisch, legten ihre Steine vor sich und sahen Gwen fragend an. Diese stand neben ihnen, das Buch ihrer Großmutter vor sich auf dem Tisch, und schob sich die Brille vor auf die Nasenspitze, um darüber hinwegsehen zu können. »Wollen wir?«
    »Ich habe Angst, dass wir das Tor öffnen«, gab Jenna zu bedenken.
    Gwen sah sie mitfühlend an und stützte ihre Hände auf der Tischplatte auf. »Ja, das kann ich verstehen. Aber denkt daran, was ich euch über Kontrolle gesagt habe. Ihr bestimmt über das, was passiert, was ihr tut. Ihr seid zu zweit – stützt euch gegenseitig. Niemand zwingt euch zu etwas!«
    Jenna klopfte das Herz bis zum Hals, aber sie legte eine Hand auf den Amethyst und fasste mit der anderen nach Kims freier Hand. Mutter und Tochter sahen sich in die Augen und nickten gleichzeitig. »Es kann losgehen«, sagte Kim mit dünner Stimme.
    »Stellt euch einen großen dunklen Raum vor, eine Halle, deren Ausmaße ihr nicht erahnen könnt. Und wenn ich jetzt sage, dann beginnt ihr zu rufen.« Gwen ließ die Kräuter ins Wasser rieseln, hielt dann die Kerze schräg darüber und ließ Wachs dazutropfen. »Jetzt«, sagte sie leise, setzte die Kerze wieder ab und trat einen Schritt zurück.
    Eine große dunkle Halle – das war noch vergleichsweise einfach. Doch wenn man nicht wusste, wen man rief … Jenna entschied sich für das Nächstliegende und hoffte, dass jemand antwortete, der ihr ähnlich war. Die neue Hüterin schickte ihre Angst, die Hochstimmung und die Erinnerung an den Kraftstrom, den sie verspürt hatte, in den Raum.
    Der Stein unter ihrer Hand wurde warm. Wie bereits auf dem Friedhof von Black Rock begann sich die Luft um sie herum zu verändern, wurde milchig.
    Und da veränderte sich Kims Gesicht. Jenna schnappte hörbar nach Luft. Es wurde schmaler und älter, jetzt blickten sie grüne Augen an, über die blassen Wangen liefen Schmutz- und Tränenspuren, die Schultern waren weiß und bloß, wiesen blu tige Striemen auf. Jenna kniff die Augen zusammen, klammerte die Hand um den Stein und ließ ihn erschrocken wieder los – er war mit einem Mal brennend heiß.
    Im nächsten Moment war alles vorbei, die Kerze auf dem Tisch flackerte einmal auf und erlosch.
    »Oh«, machte Kim enttäuscht, »ich konnte nichts verstehen.«
    »Wie? Hat jemand was zu dir gesagt?«, fragte Gwen gespannt.
    »Mhm. Ich war in dieser Halle, und jemand war da. Ich konnte nicht sehen, wer, aber ich hatte den Eindruck, jemand würde mir etwas zuflüstern. Ich hab es aber leider nicht ver standen.« Sie machte große Augen, als ihr etwas auffiel. »Mam – es war so ein Wispern, weißt du noch, in der Wohnung von Anne und Nick, mit dem Buch?«
    »Bedrohlich?«, fragte Gwen.
    Kim schüttelte den Kopf. »Nein, eher … wie soll ich’s beschreiben … auffordernd. Oder fast … freudig.«
    Jenna war inzwischen aufgestanden und zog jetzt aus ihrer Manteltasche ein zerknittertes Blatt Papier: ihre Zeichnung von gestern Nacht. Sie glättete es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher