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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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Ungeduld.
    Gleich würde es so weit sein. Er spürte es, fühlte die Veränderung kommen.
    Es fehlte nur noch ein winziger Schritt.
    Die weiße Kerze zwischen Kim und Matthew flackerte leicht, als ein kühler Luftzug durch das Zimmer strich. Plötzlich verzog Kim irritiert das Gesicht. »Riechst du das auch?«, fragte sie. Der Geruch nach altem Mauerwerk, kalt und feucht, begann das Vanillearoma zu überlagern. Es war, als hätte man eine Krypta oder einen unterirdischen Gang nach langer, langer Zeit geöffnet.
    »Lass dich nicht ablenken! Hör nicht auf!«, drängte Matthew leise. »Ruf sie! Ruf!«
    Matthews Stimme war wie ein hypnotisches Flüstern, dem sie folgen konnte. Folgen musste. Sie blickte in die Flamme, beschwor in ihrem Geist die Stimmen herauf.
    Da verlöschte die Kerze mit leisem Zischen.
    Jenna hatte sich gerade das zweite Glas Wein eingeschenkt und wurde immer wütender. Der Gesang war noch immer da, schwebte durch den Raum und wollte nicht weichen. Zu allem Überfluss roch nun auch die Kerze nach Moder und feuchten Steinen. Auf der Packung hatte Lavendel gestanden. Sie beugte sich vor und schnupperte. Kein bisschen Lavendel. Eher muffig. Glatter Etikettenschwindel …
    Ohne Vorwarnung erlosch ihre Kerze, und sie saß im Dunkeln.
    »Mist«, fluchte Jenna leise, »das kommt von diesen Billigkerzen.« Wo waren jetzt die Streichhölzer? Sie stand auf und tastete sich durch das dunkle, nur vom Mondlicht erhellte Wohnzimmer. Irgendwo in der Anrichte waren doch Streichhölzer … In dem Spiegel, den sie von ihrer Großmutter geerbt hatte, bewunderte Jenna den Vollmond, der darin noch größer wirkte als in echt. Dann sah sie erneut hinein, und das Blut gefror ihr in den Adern.
    Da war Kim, dahinter ein Mann, dessen Gesicht im Dunkeln lag. Dann begann er zu sprechen, und Jenna erstarrte. Es war seine Stimme, die sie seit Wochen verfolgte! Ihm gehörte die Knochenhand …
    Mit einem Mal lachte er auf, triumphierend und zugleich voller Verachtung.
    Jennas Herz begann wild zu schlagen. Kim! Was hatte Kim mit ihm zu tun?
    Sie schloss die Augen, kniff sie ganz fest zu, bevor sie atemlos wieder in den Spiegel blickte. Nein, das Bild hatte sich nicht verändert. Jenna hob die Hand, doch bevor sie das Glas berühren konnte, flammte die Kerze hinter ihr wieder auf.
    »Wie lange noch?«, flüsterte Kim. Sie war auf den Pfad, den Matthew ihr vorgab, getreten, tat einen Schritt nach dem anderen. Die Angst in ihr wurde nicht weniger, aber diesmal schritt sie durch die Angst hindurch. Irgendwann musste sie ja die andere Seite erreichen, und dann würden die verdammten Träume und die Kopfschmerzen endlich aufhören …
    »Du wirst wissen, wann es so weit ist«, gab Matthew ebenso leise zurück.
    Kim rief erneut.
    Und wieder antworteten sie.
    Jetzt!
    Die Nebel hoben sich, nur für einen winzigen Moment. Doch es genügte.
    Jonathan von Keysern straffte seine Gestalt, richtete sich auf und trat hinaus in die Welt, die beschienen war vom silbernen Licht des Vollmonds.
    Er war frei.
    Sein Plan war aufgegangen.
    Im gleichen Augenblick flackerte die erloschene weiße Kerze in Matthews Zimmer wieder auf. Kim schwankte. Sie fühlte sich benommen, alles drehte sich um sie. Matthews Gesicht vor ihr verschwamm im matten gelben Licht, es zerrann, faserte aus, wie ein impressionistisches Gemälde in Großaufnahme. Dann erschien ein kaltes, hageres, raubvogelartiges Gesicht aus dem Farbenwirrwarr.
    Kim blinzelte verzweifelt, doch das Bild blieb.
    Mit einem Mal flammten die Kopfschmerzen wieder auf, so heftig, dass sie laut aufstöhnte, die Hände an die Schläfen presste und die Besinnung verlor.
    Kim kippte zur Seite, Matthew fing sie auf und legte sie mit dem Kopf auf eines der Kissen. Dann erhob er sich und wartete.
    Die Flamme der schwarzen Kerze war wieder da, war zurückgekommen wie ein lebendiges Wesen. Nun wuchs sie und dehnte sich aus, schickte flackernde Lichtblitze in alle Ecken. Jenna stand vor dem Spiegel, presste die Hand auf den Mund. Der nackte Terror griff nach ihr, eine niemals gekannte Angst stieg in ihr hoch.
    Was ging hier vor?
    »Kim! Kim!«, stöhnte sie und ihr Blick schwankte zwischen Spiegel und Kerze. Dann riss sie sich los, schlüpfte so schnell sie konnte in Jacke und Schuhe, griff nach dem Autoschlüssel und stürzte die vier Stockwerke hinunter. Wo hatte sie ihn geparkt? Ihr kleiner Fiat stand seit Wochen ungenutzt in einer Seitenstraße. Normalerweise ließ sie ihn im Winter einfach stehen und

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