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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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wirbelnden Hufen auf Abstand. Als der Schmied sich wieder vorwagte, versperrte Aspins wendendes Pferd ihm für eine Sekunde den Weg. Jillan ließ sein Pferd erneut steigen, aber Thomas stand nun neben ihm. Jillan spürte, wie er hintenüber aus dem Sattel rutschte, und versuchte, das Pferd an der Mähne zu packen, aber sie glitt ihm durch die Finger, und er hing plötzlich in der Luft. Der Sturz hielt ihn noch für ein paar Augenblicke außer Reichweite des Schmieds, aber der Aufprall auf dem Boden verschlug Jillan den Atem, und er rollte sich zusammen und krümmte sich vor Schmerz.
    » Töte ihn nicht, Thomas«, befahl Bion. » Fessle ihn. Schlag ihn bewusstlos, wenn es sein muss.«
    Die Stimme half Jillan, sich zu orientieren, und er wälzte sich von Thomas weg. Hufe stampften beiderseits von ihm auf; einer verfehlte seinen Kopf nur um die Breite eines Strohhalms. Er rollte sich erneut weg und versuchte verzweifelt, auf seine Magie zurückzugreifen, aber da war nichts.
    Nichts bis auf den heulenden Wolf. » Ich kann dich nicht finden. Wo bist du? Kannst du nicht zu mir kommen? Komm zu mir!«
    Endlich!, heulte der Makel hocherfreut. Endlich fällt es ihm ein, uns hereinzubitten!
    Die Glut, die noch in der Luft schwebte, wuchs zu leuchtenden Augen. Die Dunkelheit erwachte zum Leben, und ein Wolf, der den Pferden bis zur Schulter reichte, aber doppelt so breit war, sprang in die Mitte des Hofs. Mit einem einzigen Tatzenhieb schleuderte er den Apfelschimmel von Jillan weg. Thomas warf sich beiseite, um nicht von der Stute getroffen zu werden, und ließ seinen gewaltigen Hammer fallen. Jetzt belauerte der Wolf den Schmied.
    Magie durchströmte Jillan. Rotes Licht loderte aus seinen Augen und Händen. Er schleuderte es auf den Gnom.
    » Herrin, ich habe versagt!«, schrie das verkrümmte Geschöpf, umlodert von entsetzlicher Helligkeit. Seine Nase sackte herab. Seine Augenlider liefen in seine Augäpfel. Der Gnom öffnete den Mund, um noch einmal zu schreien, aber sein Gesicht glitt ihm in die Kehle, und er verschlang sich selbst. Sein Körper verflüssigte sich, wurde zu einer dampfenden Pfütze und verdunstete dann in die Nacht.
    » Neeiin!«, weinte Thomas so verzweifelt, dass es die Luft zerriss.
    Das Haus und der Stall verfielen. Vier weiße Mäuse huschten aus der leeren Hülle des erträumten Hauses hervor und rannten auf Thomas zu. Der Wolf sprang…
    » Bitte hab Gnade!«
    …und verschlang alle Mäuse auf einmal.
    Gebrochen kauerte der hünenhafte Schmied sich auf dem Boden zusammen und schluchzte.
    » Was ist geschehen?«, fragte Aspin, als würde er gerade aufwachen.
    Ein verwirrter Ash beförderte mit Fußtritten verrottende Bretter beiseite und stieg durch das, was die Seitenwand von Thomas’ Haus gewesen war. Seufzend trat der Waldläufer an ihre Seite. » Ich hätte wissen sollen, dass es zu schön war, um wahr zu sein. Also war sie eine Maus, ja? Ich nehme an, das wäre niemals gutgegangen.« Er musterte den Wolf. » Und du musst gar nicht so selbstgefällig dreinblicken. Das ist nicht lustig!«

Kapitel 11
    DA DARAUF IMMER REUE FOLGT
    D er blinde Heilige winkte den Verbrecher aus der Ecke der Zelle zu sich. Der junge Held, durch dessen Augen Azual alles sah, stand als stummer Beobachter neben der Tür, ganz wie es ihm befohlen worden war. Falls er es wagte, den Blick abzuwenden, wenn der Verbrecher zu den Erlösern gezogen wurde, würde sein Leben verwirkt sein, und der Heilige würde sich ein neues Paar Augen suchen. Der Held musste alles mit ansehen, ganz gleich, wie abscheulich er es fand, damit der heilige Vertreter der Erlöser sehen konnte, wie und wohin er sich bewegen musste.
    Dies war der letzte Verbrecher, der noch in den Bestrafungskammern von Hyvans Kreuz verblieben war. Alle anderen waren ausgesaugt worden, bis sie gestorben waren.
    » Komm hier herüber!«, befahl der Heilige.
    Der Verbrecher kam widerwillig mit tief gesenktem Kopf. Der elende Wicht hatte vermutlich bemerkt, dass es in allen anderen Zellen jetzt still war, und fürchtete sich vor dem, was ihm bevorstand. Azual konnte den Aufschub von wenigen Augenblicken, der sich aus den langsamen Bewegungen des Geschöpfs ergab, kaum ertragen. Er musste mehr Kraft als je zuvor an sich ziehen, wenn er sein Augenlicht wiederherstellen wollte. Er knirschte mit den Zähnen, und seine Hände zuckten ungeduldig.
    » Du hast dich eines Verbrechens am Volk und am Reich schuldig gemacht«, sagte der Heilige schnell. » Deine Seele ist verderbt.

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