Das Wispern der Schatten - Roman
sich hintenüberfallen und rammte die Klinge über seine rechte Schulter hinweg geradewegs in die Eingeweide des Helden.
» Pass auf!«, schrie Maria, als fünf weitere Helden anrückten, während Jedadiah noch am Boden lag. Sie stieß geheimnisvolle Worte hervor und zeichnete Muster in die Luft. Drei der Soldaten blieben verwirrt stehen, als die Luft vor ihren Augen zu glitzern und das Licht zu brechen begann, aber die anderen beiden kamen von der Seite und fielen ihrem Trugbild so nicht zum Opfer.
Einer stach auf Maria ein, als sie sich abrollte. Die Klinge drang ihr in die Seite, aber nicht tief genug, um sie zu töten. Sie schrie auf, und Jedadiah warf in Panik einen Blick zu ihr hinüber. Der anstürmende Soldat war erfahren genug, um sich genau diesen Moment zum Angriff auszusuchen.
Die Spitze von Jedadiahs Klinge senkte sich leicht, als er dazu ansetzte, einen Ausfallschritt zu machen, um Maria zu retten. Der Soldat stach mit seinem eigenen Sonnenmetallschwert über die Klinge seines Feindes hinweg. Jillan riss entsetzt die Augen auf. Er versuchte, die Zeit aufzuhalten und die Klinge durch schiere Willenskraft daran zu hindern, sich weiter auf seinen Vater zuzubewegen, betete zu Wandar, sie aus ihrer Bahn wegzublasen, und beobachtete, wie sie sich quälend weiter näherte. Jeder einzelne Augenblick war ein ganzes verlorenes Leben. Sollte er die Augen schließen?
Der Held stand plötzlich aufrechter, als würde er Haltung annehmen. Er hob die Hand an den Oberkörper, als wollte er vor einer Musterung etwas Unsichtbares wegwischen. Dann kippte er vornüber. Ein Pfeil war ihm tief in den Rücken gedrungen. Mit einem Sirren streckte ein weiterer Pfeil den Helden nieder, der auf Maria eindrang.
Aspin winkte zu ihnen herauf und rief: » Kommt schon!«, bevor er schnell wieder in seinen Köcher griff. Helden umstellten den Bergkrieger, Ash und Thomas. Wie Aspin kämpfte Ash mit einem Bogen, während Thomas mit geübtem Geschick Wurfmesser schleuderte. Überall auf der Mauer standen Bogenschützen und versuchten, Jillans Gefährten niederzustrecken, aber der Wind peitschte auf sie ein und sprach ihrer Zielgenauigkeit Hohn. Eine plötzliche Bö ließ einen Pfeil sogar zurück zu seinem Besitzer fliegen und in dessen Auge versinken. Doch ein paar der Pfeile hatten Spitzen aus Sonnenmetall, und diese durchschnitten die Luft mit furchterregender Kraft und Treffsicherheit und ließen den Wind vor Qual aufheulen und an manchen Stellen abflauen. Nur weil Ash immer genau zur rechten Zeit auswich, konnte er im letzten Moment solchen Geschossen entgehen. Aspin und Thomas dagegen waren gezwungen, hinter dem Wagen Deckung zu suchen, sodass sie nur noch sehr begrenzt in der Lage waren, den Ansturm der Feinde aufzuhalten.
Die ganze Zeit über eilten immer neue Helden herbei, alle angetrieben von der Stimme ihres Heiligen, die sich nun dröhnend über die Stadt erhob: » Tötet sie alle, bis auf den Jungen!«
Ein von Hauptmann Skathis angeführter Trupp kam aus dem Tunnel hinter Jillan und seinen Eltern hervor.
» Seht sie euch doch nur alle an. Wir schaffen das nie!«, schrie Maria, als Jedadiah die drei Helden erschlug, die sie verhext hatte.
» Oh, da bin ich aber anderer Meinung!«, krähte ein goldener Jüngling, der von oben herabschwebte.
» Was ist das? Ein Engel?«, keuchte Jedadiah.
» Im Gegenteil«, knurrte Jillan. » Aber er muss uns helfen.«
» Ich werde deine Verdrießlichkeit gar nicht beachten, Jillan. Das sind deine Eltern, nicht wahr? Ich bin froh, euch endlich kennenzulernen. Jillan hat mir so viel über euch erzählt. Na, Jillan, willst du uns einander nicht vorstellen?«
» Wir haben keine Zeit!«
» Man hat immer Zeit für gutes Benehmen, junger Mann. Oh, nun gut. Wenn ihr wohl so freundlich wärt davonzulaufen, werde ich sicherstellen, dass euch nichts Böses widerfährt. Du da, Jillans Vater! Ich vermute, du wirst Jillan tragen müssen. Gut so. Jillan kann das Schwert nehmen. Und los geht es.«
Sie rannten den Abhang hinunter. Der Sonderbare glitt vor ihnen her, die Arme und Hände in lange, flache Klingen verwandelt, die es ihm gestatteten, sich in die Luft zu erheben und im nächsten Augenblick Helden niederzumähen. Wenn ein Held eine Waffe zur Abwehr oder zum Zuschlagen erhob, wurde der Sonderbare zu einem Nebel, versenkte die Hände in dem Kämpfer und wurde dann wieder fest, so dass er sein Opfer von innen zerfleischen konnte. Dem Wind schien es zunächst zu widerstreben, aus einer für
Weitere Kostenlose Bücher