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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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durchaus im Bereich des Möglichen lag, vor allem, wenn er zu dem Zweck die empfindliche Freda und den unzuverlässigen Jillan lange genug am Leben halten konnte.
    Er seufzte. Und so hockte er also hier auf dem Kreuzweg. Er versenkte sich in die Staubmuster auf der Straße. Die Regentropfen, die diese Muster geschaffen hatten, waren flüchtig, und doch hinterließen sie Spuren ihres Vorübergehens, Spuren, die den Gang dessen, was auf sie folgte, unterbrechen konnten. Er wollte gerade mit einem Fingernagel im Staub kratzen, als der Boden erzitterte. Endlich.
    Freda stemmte sich aus der Erde empor und sah sich blinzelnd um.
    » Da bist du ja, mein kleiner Maulwurf.« Der Sonderbare lächelte zur Begrüßung. » Ich habe mir Sorgen gemacht, als du nicht da warst, um unseren Freunden am Tor zu helfen.«
    Fredas Gesicht blieb so ausdruckslos wie Stein, aber er wusste, dass sie bei seinen Worten ein schlechtes Gewissen haben musste. » Geht es Freund Jillan gut?«, fragte sie. » All die schweren Männer sind aus der Stadt fortmarschiert. Wohin gehen sie? Jagen sie Freund Jillan?«
    » Genau. Wir sollten ihm helfen, oder?«
    » Ich habe ihm versprochen, ihn nach Freistatt zu bringen.«
    » Hast du das? Das ist nett von dir, meine Liebe. Übrigens hast du da schöne Steine um den Hals. Sie stehen dir sehr gut und betonen deine Augenfarbe. Dein Freund hat sie dir geschenkt, nicht wahr?«
    Freda sah ihre Füße an und versetzte der Straße Tritte.
    Der Sonderbare beobachtete sie eine Weile und seufzte dann. » Ist etwas nicht in Ordnung? Wenn ich dich und Jillan noch zu…Wie viele Tempel waren das doch gleich? Wenn ich euch jedenfalls dorthin führen soll, dann werden wir noch eine Weile zusammen sein. Wir sollten keine Geheimnisse voreinander haben, sonst wird es doch schwierig, befreundet zu bleiben, meinst du nicht auch? Ich nehme an, du wolltest mir noch irgendwann erzählen, dass du Wandars Tempel gefunden hast, oder? Dort warst du doch wohl, während wir anderen unser Leben aufs Spiel gesetzt haben, um Jillan zu helfen? Also komm schon, meine Liebe, sag mir, was nicht in Ordnung ist. Ich verspreche dir auch, dass ich nicht böse werde.«
    Sie sah unter ihren Augenbrauen hervor zu ihm auf, urteilte über ihn, was ihm beim besten Willen nicht gefiel, obwohl er es in diesem Fall dulden musste. » Du willst all die schweren Männer töten, nicht wahr? Du magst das Töten, Anupal.«
    Er zog eine Augenbraue hoch und bemerkte, dass sie ihn nicht länger » Freund« nannte. » Meine Liebe, du weißt doch ein wenig über meine Natur, oder? Ich bin mir immer ohne innere Widersprüche selbst treu geblieben. Ich war dir gegenüber die ganze Zeit ehrlich. Ich habe dich zwei Mal aus der Gefangenschaft gerettet, und mit ein wenig Hilfe habe ich auch Jillan in Hyvans Kreuz gerettet. Ja, mein Temperament übermannt mich manchmal, und ich lasse mich davon mitreißen, aber keiner von uns ist vollkommen. Ich töte gewöhnlich nur böse Menschen oder die, die mich besonders verärgern. Ich töte nicht meine Freunde. Und ich habe dir doch schon gesagt, dass ich nur versuche, Gutes zu tun, um gute Freunde zu gewinnen. Ich bin noch derselbe wie damals, als wir Freunde geworden sind. Ich habe mich nicht verändert… aber ich spüre, dass du dich verändert hast, nicht wahr, Freda? Vielleicht solltest du deshalb eher erzürnt über dich selbst als über mich sein. Sollen wir jetzt…«
    » Aber wenn jemand nicht einverstanden mit dem ist, was du tust, und du dich darüber ärgerst, dann ist er deshalb doch noch nicht böse. Es heißt nicht, dass du ihn einfach töten kannst«, sagte sie langsam, während sie über alles nachdachte. » Ich will, dass du versprichst, nicht mehr so viele Leute zu töten.«
    » Du willst was?«, schrie er und konnte gerade noch seine Empörung und seine körperliche Erscheinung unter Kontrolle halten. » Darf ich dich daran erinnern, dass ich der Gott solcher Dinge bin? Du verlangst von mir, um deiner Zimperlichkeit willen meine fundamentalen Prinzipien, ja, meine Natur zu ändern. Es wird schon schwer genug, Jillan zu helfen, ohne dass du mir kindische Beschränkungen wie diese auferlegst. Es marschieren mindestens fünftausend Helden auf Gottesgabe zu, gar nicht zu reden von dem wahnsinnigen Heiligen. Nur damit du es weißt: Ich bin nur mit knapper Not entkommen, als wir uns das letzte Mal begegnet sind, nicht dass du dir die Mühe gemacht hättest, danach zu fragen, vielen Dank auch. Du bist plötzlich ganz

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