Das Wispern der Schatten - Roman
jetzt musst du bezahlen. Du hast kein Geld, also werde ich mich in Fleisch bezahlen lassen. Solange du dich nicht wehrst, wird es auch gar nicht unangenehm. Bist du bereit für mich, Junge?«
Jillan packte seine Pfeile fester, und Zorn begann sich in ihm zu regen. Wie konnte dieser Mann es wagen, ihn einzusperren und dann zu versuchen, seine Gunst von ihm zu erpressen! Jillan war kein unschuldiger Narr: Er wusste, was der Mann wollte.
» Ich arbeite im Stall, um die Rechnung zu begleichen, oder hacke Holz für dich, aber ich werde nicht dein Bettsklave«, sagte er warnend mit so tiefer Stimme, wie er nur konnte. » Wenn du versuchst, mich zu irgendetwas zu zwingen, wirst du es bereuen, das versichere ich dir!«
Als die Tür aufschwang, stieg Raserei in Jillan auf und wollte losgelassen werden. Der Wirt kam herein; seine Hose wölbte sich verdächtig. Er musterte Jillan lüstern und betastete sich die Handflächen. Seine Wangen waren vor Erregung und Vorfreude gerötet, und sein Schnurrbart zitterte in seinem aufsteigenden heißen Atem.
» Nun, Irkarl, wenn du denn so heißt«, sagte Wacker listig. » Du bist weit von zu Hause weg, nicht wahr? Bist davongelaufen, was? Es gibt doch wohl Leute, die nach dir suchen, wie jene Reiter vielleicht? Komm jetzt hier herüber, dann muss keiner je erfahren, dass du hier warst, hm?«
Er weiß Bescheid, flüsterte der Makel in Jillan. Du musst ihn zum Schweigen bringen. Gebrauche die Magie. Es gibt keinen anderen Weg. Du kannst sie wie einen Druck in deinen Händen spüren. Lass sie einfach los!
» Leg die Pfeile weg und zieh die alberne Rüstung aus, Junge. Mit ihren Mustern siehst du aus wie ein Mädchen.« Der Wirt kicherte und trat einen kleinen Schritt auf Jillan zu, hob die fleischigen Hände und streckte sie nach ihm aus.
» Nicht!«, knurrte Jillan und erkannte seine eigene Stimme nicht wieder. Nein, komm näher, lachte der Makel.
Jillan sah rot, und die Macht tanzte und knisterte zwischen seinen Fingern. Er konnte sehen, wie die Lebensenergie den Wirt mit jedem Schlag seines überlasteten Herzens träge durchströmte. Jillan entzog dem Mann diese Lebensenergie, und Wacker stolperte plötzlich und griff sich an die Brust.
» Nein!«, keuchte der Wirt und kniff vor Schmerz die kleinen Augen zusammen.
Dann ließ Jillan all die Macht zurück in Wacker strömen und brachte das Herz des Mannes zum Bersten. Der Wirt öffnete den Mund, aber kein Laut drang daraus hervor. Er brach zusammen, schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf und rührte sich nicht mehr. Der Gestank seiner sich entleerenden Eingeweide ließ keinen Zweifel daran, dass er tot war.
Der Makel lachte und jauchzte vor Freude. » Hör auf damit!«, flehte Jillan, dem übel war und der sich noch dazu schwach fühlte. Das Zimmer wirkte, als ob es schief stünde. Er bückte sich, um sein Bündel aufzuheben, und brach auf dem Boden neben dem übelriechenden Leichnam des Wirts zusammen. Der Gestank war alles, was Jillan bei Bewusstsein hielt, als er mit zitternder Hand nach seiner Wasserflasche griff und sich einen Schluck in den Mund und ins Gesicht spritzte. Keuchend trank er dann noch einen Mundvoll. Nach ein paar Minuten konnte er wieder klar sehen, aber er war noch immer geschwächt. Aus einer der Außentaschen des Beutels zog er unbeholfen ein Stück Hartkäse hervor, wickelte es aus dem Wachspapier aus, in das es gehüllt war, und begann langsam zu kauen.
Hast du nicht etwas vergessen?, flüsterte der Makel.
» Was?«
Das Mädchen.
» Sie hat nichts Böses getan! Lass sie in Ruhe!«
Sei nicht dumm. Sie weiß wahrscheinlich auch Bescheid. Und auf jeden Fall wird sie Alarm schlagen.
» Du wirst ihr nichts antun!«
Der Makel schnaubte verächtlich und sagte schmollend: Ich nehme an, wenn sie tot wäre, wäre das Gasthaus verlassen, und die nächsten Leute, die hier vorbeikommen, würden ohnehin erfahren, dass etwas geschehen ist. Es wäre nicht schwer, zwei und zwei zusammenzuzählen, was das hier und Karl betrifft, nicht wahr? Und heißt es nicht auch, dass der Heilige immer Bescheid weiß?
Jillan schnappte nach Luft. Der Heilige! Er würde herkommen. Jillan wurde klar, dass er sich in Bewegung setzen musste, denn er konnte nicht wissen, was der Heilige in Gottesgabe herausgefunden hatte. Vielleicht war der Herrscher der Gegend schon in aller Eile auf dem Rückweg hierher.
Er kaute schneller, bis der ganze Käse verschwunden war. Ohne den toten Wirt noch einmal anzusehen, kämpfte er sich auf die
Weitere Kostenlose Bücher