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Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert

Titel: Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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getan? «, schrie sie die Kriegerin an.
    Wisperwind legte ihr beschwichtigend eine Hand auf den Arm. » Ihm ist nichts geschehen. Er schläft nur. Wenn er wach wird, wird er ruhiger sein. «
    Donnernde Schritte kündeten davon, dass Li seinen Posten am Rand der Lavaplattform verlassen hatte und auf sie zukam. Als Nugua aufblickte, hatte er sie schon erreicht.
    » Du weißt von vielen Dingen, Clanmeisteri n «, sagte er ane r kennend. » Ich würde ungern gegen dich antreten. «
    » Das musst du nicht. «
    » Soll ich wirklich das Wagnis eingehen, dass Mondkind dir die Schwerter abnimmt und mich damit bekämpft? «
    » Du bist Zhongli Quan, der mächtigste unter den Xian. Du wirst sie besiegen, ganz gleich, mit welchen Klingen sie dich angreift. « Sie betrachtete abschätzend seine Schaufellanze. » Ist das eine Waffe der Götterschmiede? «
    » Allerdings. «
    » So ist dieses Mädchen bereits Xian genug, um nur damit getötet werden zu können? «
    » Ich fürchte, ja. «
    » Dann hoffe ich, deine Lanze wird dir gute Dienste leisten, wenn du gegen sie kämpfst. Wann auch immer das sein wird. «
    » Du glaubst nicht, dass sie herkommen wird? «
    Die Kriegerin schüttelte den Kopf. » Nein. Sie hat Niccolo nicht hergelockt, um ihn zu treffen. Ganz im Gegenteil. « Sie blickte zu Nugua herab. » Ich hatte diesen Verdacht schon vorher, aber Niccolo wollte nichts davon hören. Aber wenn es wahr ist, was ihr sagt … dass er sie liebt, weil sie etwas von seinem Chi genommen hat … ja, dann verstehe ich es allmä h lich. «
    Li lächelte mit einem Hauch von Spott. » Sollte eine Schwer t meisterin mehr von der Liebe verstehen als ein alter Mann, der nicht sterben kann, und ein junges Mädchen, das unter Drachen aufgewachsen ist? «
    Nugua hatte Niccolo vorsichtig herumgedreht und bettete seinen Hinterkopf in ihrem Schoß. Sein Gesicht war jetzt völlig entspannt, alles Gehetzte, Verzweifelte war gewichen. Auch sein Atem ging wieder ruhiger. Als er unter ihrer Drachenhaut geschlafen hatte, da hatte sie ihn beobachtet, heimlich im Dunkeln; damals hatte er genauso ausgesehen. Das waren die Momente gewesen, in denen ihr klar geworden war, dass sie ihn gern hatte. Auch wenn sie bis heute nicht verstand, warum. Es war nichts so Simples wie sein Lächeln, und es hatte nichts mit der Art zu tun, wie er redete oder sie manchmal ansah. Vielmehr war es der Friede, den er im Schlaf ausstrahlte, gerade weil er wach so getrieben wirkte, immer auf der Jagd nach etwas oder auf der Flucht. Doch wenn er schlief, dann senkte sich eine Ruhe über ihn, die Nugua ansteckte und sie ihre eigenen Verluste, ihre sorgfältig verborgene Furcht vor der Welt vergessen ließ.
    » Mondkind wird nicht herkomme n «, sagte Wisperwind, » w eil sie weiß, wie diese Liebe enden wird. Sie woll te, dass Niccolo sieht, was sie hier getan hat. Wenn das, was dieser Bann mit sich bringt, wirklich aufrichtige Liebe ist – ob nun erzwungen oder nicht –, dann wird sie versuchen, ihn von sich fern zu halten. Dann wird sie sich selbst und ihm nicht wehtun wollen. Und das geht nur, wenn sie sich niemals wiedersehen. «
    Li musterte sie durchdringend. » Das klingt, als wüsstest du viel über sie. «
    Für einen Augenblick erschien ein Schatten auf ihren Z ü gen. » Nicht über Mondkind. Aber darüber, wie sie fühlt. Sie ist nicht die Einzige, die auf Liebe verzichten musste. « Sie senkte ihre Stimme, heimgesucht von Erinnerungen. » Ich kenne den Preis, den sie zahlt, weil ich selbst ihn bezahlt habe … Aber das ist lange her. «
    Nugua betrachtete die Clanmeisterin mit frisch erwachter Neugier. Wisperwind war nicht alt, sicher nicht älter als dreißig. Was immer vorgefallen war, es konnte nicht allzu lange zurüc k liegen, egal, was sie behauptete. Die Schwerterclans ähnelten in manchem den strengen Mönchsorden, was dazu führte, dass immer wieder Schwertmeister die Gemeinschaft verließen und allein durch die Lande zogen. War Wisperwind auf der Flucht vor ihrer eigenen Vergangenheit? Vor etwas, das sie jetzt zwischen Niccolo und Mondkind wiedererkannte?
    » Mondkind hat gehofft, dass er versteht, was hier vorgefallen is t «, sagte die Kriegerin. » Dass er erkennt, wer die Schmiede getötet hat. Und dass er sie dafür verachtet oder gar hasst. Sie will, dass er jeden Gedanken an sie aufgibt. «
    Nugua schaute auf zu Li. » Sie selbst muss ihn doch ebenso lieben wie er sie, hast du gesagt. «
    » Siche r «, bestätigte er. » Ihre Seelen haben sich

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