Das Yakuza-Mal
Kugel, die Tsukiyama mit seinem Schwert abgewehrt hatte, machte ein wimmerndes Geräusch.
Mulvaney erhob sich und stieß mit seinem katana zu, als Tsukiyama die nächste Kugel abwehrte. Er spürte Schmerzen am rechten Schenkel - von der abgewehrten Kugel? Mulvaney ließ sein Schwert niedersausen, Tsukiyama sah es, schwenkte das rubinbesetzte Schwert einem großen Bogen und wehrte Mulvaneys Schwerthieb ab.
»Nicht schießen, John! Leuchte hierher!«
Mulvaney und Tsukiyama hatten die
Langschwerter immer noch gekreuzt, Mulvaney stieß mit seinem Kurzschwert zu, Tsukiyama Koji wehrte den Hieb mit seinem Kurzschwert ab. Sie standen sich gegenüber, die Kurzschwerter auf Hüfthöhe gekreuzt, die Langschwerter über dem Kopf. Mulvaney räusperte sich und spuckte Tsukiyama Koji mitten ins Gesicht, das von der Kapuze nicht verhüllt war. Tsukiyama kniff die Augen zusammen. Mulvaney machte eine ruckartige Bewegung nach rechts, stieß ihm den linken Ellbogen gegen das Brustbein und verpaßte ihm mit dem linken Knie einen Schlag gegen das Hüftgelenk. Der Ninja-Jonin verlor für einen Moment das Gleichgewicht.
Jetzt wich Mulvaney seitlich aus und bekam so gleichzeitig beide Schwerter frei. Er hielt das Kurzschwert in Leistenhöhe schräg nach oben gerichtet, zum Angriff bereit, das linke Bein ausgestreckt, das rechte abgewinkelt nach hinten.
Das Langschwert hielt er hoch über dem Kopf.
Er holte mit dem katana in seiner Rechten in einem weiten Bogen aus und zielte auf Tsukiyama Kojis Hals. Das shoto in seiner Linken schoß pfeilschnell in einem Bogen nach oben und außen.
Tsukiyama Koji reagierte sehr schnell und versuchte, mit seinen Schwertern zu parieren.
Aber er war nicht schnell genug. Die Spitze von Mulvaneys Kurzschwert traf ihn an der Kinnspitze und riß ihm den Kopfschutz vom Gesicht. Seine rechte Wange platzte auf, die Spitze von Mulvaneys katana trennte Tsukiyamas linkes Ohr ab, glitt am Kieferknochen entlang und traf auf weiches Fleisch. Mulvaney vollführte mit dem Schwert in der Hand eine Vierteldrehung nach links.
Dann blieb er stehen. Etwas tropfte ihm auf die linke Wange, und er blinzelte hinauf in den Lichtkegel aus Osgoods Taschenlampe. Das linke untere Viertel von Tsukiyama Kojis Gesicht steckte auf seinem Kurzschwert; Blut tropfte auf ihn herab.
Mulvaney hörte, wie Tsukiyama Koji zu Boden fiel, wie seine Schwerter auf den Steinboden krachten.
Er blickte nicht hin.
11
Kalter Krieg
Osgood fragte sich, warum Tsukiyama Koji allein im Tunnel gewesen war, wenn man von dem Mann absah, den Mulvaney einen »Abgesandten des Chicagoer Verbrechersyndikats« genannt hatte.
Zusammen mit Mulvaney ging er weiter in den Tunnel hinein. Nach ungefähr neunhundert Metern gelangten sie erneut in einen riesigen Raum, der offenbar teilweise natürlich entstanden und zum Teil von Menschenhand geschaffen worden war.
Die Decke war niedriger als in dem vorigen Raum und vom Boden aus sichtbar. In diesem Raum waren schätzungsweise hundert Ninjas versammelt. Osgood verstand jetzt, warum Tsukiyama Koji an den Zugängen keine Wachen aufgestellt hatte und warum er allein mit dem Mann vom Chicagoer Verbrechersyndikat den dunklen Tunnel entlanggegangen war. Er hatte den Mann töten wollen - und das konnte nur bedeuten, daß sein Geld eingetroffen war.
Das System der Tunnels wirkte als natürlicher Schallschutz; anders als eine Flüstergalerie, die wie ein Schallverstärker wirkt. Das hatte Osgood herausgefunden, als er völlig überraschend auf Tsukiyama Koji und Mulvaney getroffen war. Denn er hatte vorher weder ihre Stimmen noch irgendwelche Kampfgeräusche gehört. Der Tunnel war kein einzelner Schacht, sondern ein ganzes System von sich verzweigenden Tunnels, die durch schmale Durchgänge miteinander verbunden waren. Diese Durchgänge waren entweder ausgesprengt oder ausgemeißelt worden. Osgood fragte sich, wie viele Menschenleben es gekostet haben mochte, dieses System anzulegen. Als er aus einem Tunnel heraustrat und gerade den nächsten betreten wollte, war er auf Mulvaney und Tsukiyama Koji gestoßen; erst in diesem Augenblick war er durch ein Geräusch alarmiert worden. Jetzt standen Mulvaney und Osgood am Ende des Tunnels, der in den riesigen Raum führte, in dem die Ninjas versammelt waren. Hinter den Männern, die in kleinen Gruppen
beieinanderstanden und sich flüsternd unterhielten, entdeckte Osgood den Zugang zur Burg. Er deutete in die Richtung; Mulvaney verstand und nickte nur mit dem Kopf.
Osgood
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