Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zarte Gift des Morgens

Das zarte Gift des Morgens

Titel: Das zarte Gift des Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanova
Vom Netzwerk:
Suchumi.«
    »Sie bringen da etwas durcheinander.« Simonow grinste, aber nun war sein Grinsen nicht mehr herablassend, auch nicht träge oder listig. Katja merkte, dass er allmählich wütend wurde.
    »Mag sein. Ist ja auch kein Wunder, bei Ihren Bocksprüngen, Serafim Nikolajewitsch. Mal kämpfen Sie für die eine Seite, dann wieder für die andere. Übrigens, Jekaterina Sergejewna, da haben Sie die Antwort auf Ihre Frage«, sagte Lessopowalow zu der still gewordenen Katja. »Für wen kämpft man heutzutage? Für den, der das meiste zahlt, ist es nicht so, Serafim Nikolajewitsch? Ja, und über den Hinterhalt in der Schlucht und auch über das Minenfeld gingen allerlei Gerüchte um, und Ihr Name tauchte dabei immer wieder auf.«
    »Da haben Sie ja reichlich Stoff für pathetische Erinnerungen gefunden«, knurrte Simonow. Er war blass geworden, gab sich aber nach wie vor selbstbewusst. »Waren Sie damals dabei? Einen Orden hätte ich dafür verdient, dass ich . . . Ach, was soll’s, es lohnt nicht, mit Leuten wie Ihnen darüber zu reden. Ihr werdet ja nicht mal mit einem Sakajew und Bassajew8 fertig. Wissen Sie, wie viele Männer von deren Kaliber unter den getöteten Soldaten aus der Sturmeinheit waren? Das Geld, das ich dafür bekommen habe, brauchen Sie mir gar nicht unter die Nase zu reiben. Ich habe es mit meinem Blut verdient, habe mich nicht geschont und mich hinter niemandes Rücken versteckt.«
    »Bei der Zerschlagung der abchasischen Einheit kam auch Ihr Freund ums Leben, mit dem zusammen Sie als Söldner nach Abchasien gegangen waren«, sagte Lessopowalow. »Er war Dichter, soweit ich weiß – jung, aber schon bekannt. Hat eine Kugel abbekommen, als seine Einheit, die irgendwer verraten hatte, in den Bergen in den Hinterhalt geriet.«
    Simonow richtete sich gerade auf.
    »Über diesen Vorfall habe ich vor der Behörde, von der Sie offenbar das ganze kompromittierende Material gegen mich bekommen haben, schon mehr als einmal ausgesagt«, sagte er langsam. »Das ist doch alles Schnee von gestern. Verstehen Sie? Ich habe mit diesen Dingen nichts mehr zu tun. Ich ziehe für niemanden mehr in den Krieg. Und damit lassen Sie uns dieses dumme Gespräch beenden. Ich bin kein grüner Junge, den Sie hier vor allen Leuten anschnauzen und vorführen können. Merken Sie sich bitte ein für alle Mal: Serafim Simonow hat niemals einen Kameraden verraten und wird so etwas auch niemals tun. Was damals in Abchasien mit Sascha Bardaschew passiert ist, war ein Unglücksfall. Ich trage daran keine Schuld. Höchstens in dem Sinne, dass ich ihn nicht mehr rechtzeitig warnen konnte, weil ich selbst verwundet wurde. Was also soll diese abstoßende Komödie?« Simonow geriet ernstlich in Harnisch. »Ich bin doch nicht völlig blöd. Erst mäkeln Sie an meinem Wagen herum, und jetzt graben Sie plötzlich Abchasien aus. Was sollen diese Finten? He? Was wollen Sie wirklich von mir?«
    »Die Wahrheit, wie auch von allen anderen Zeugen in den Mordfällen Studnjow und Worobjowa«, antwortete Kolossow ungerührt.
    »Wie können Sie bloß mit solchen Leuten Zusammenarbeiten?«, wandte Simonow sich mit gespielter Vertraulichkeit an Katja.
    »Ich versuche, möglichst tolerant zu sein«, gab Katja im gleichen Ton zurück. »Mit den Zeugen hat man es manchmal noch schwerer.«
    »Tatsächlich?« Simonow grinste. »Aber nicht mit mir. Wir beide würden uns schnell einig werden. Soll ich Ihnen was gestehen? Einen so charmanten Milizionär wie Sie habe ich noch nie getroffen. Aber bisher hat sich noch keine Frau über mangelndes Verständnis von meiner Seite beklagt.«
    »Auch Jelena Worobjowa nicht?«, fragte Katja.
    »Jelena Worobjowa?«
    »Na, haben Sie sich mit ihr auch so gut verstanden? Sie haben sie doch gekannt.«
    »Das schon. Aber mit dem Verständnis war es nicht so weit her. Ich habe nicht viel davon gemerkt.«
    »Sie widersprechen sich selbst. Sie hatten doch mit Jelena ein intimes Verhältnis.«
    »Für ein Mädchen in Ihrem zarten Alter, auch wenn Sie Schulterklappen und Uniform tragen, sind solche Fragen an einen Mann in meinem gesetzten Alter einfach unpassend«, sagte Simonow.
    »Das ist ja keine Frage.« Katja rächte sich dafür, dass er sie zum Erröten gebracht hatte. »Wir wissen, dass Sie ein Verhältnis mit Jelena Worobjowa hatten. Mehr noch, wir wissen auch, wo Sie sich mit ihr getroffen haben. In einer Wohnung am Universitäts-Prospekt. Wer von Ihnen beiden hat eigentlich das Doppelbett gekauft?«
    »Tja, so ist die

Weitere Kostenlose Bücher