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Das Zauberer Handbuch

Das Zauberer Handbuch

Titel: Das Zauberer Handbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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unterteilen; und auf die Szenen, in die sich wiederum die Kapitel gliedern – und so arbeiten wir uns voran, Stück für Stück dem Höhepunkt des Romans entgegen.
    Natürlich soll die erste Szene des Romans – manchmal wird dieser ja auch noch ein Prolog vorangestellt, der in die Zeit und Atmosphäre des Werkes einführen soll – ein echter Knaller werden. Viele, die sich an einem Roman versuchen, haben daher unglaublich hohe Ansprüche an sich selbst, die sie zumindest am Anfang ihrer Arbeit kaum leisten können, und es kommt nicht selten vor, dass das große Vorhaben, ein Buch zu verfassen, schon auf den ersten Seiten scheitert, weil man von den eigenen Fähigkeiten enttäuscht ist und entmutigt aufgibt.
    Wie gesagt, Durchhaltewillen und Selbstvertrauen gehören dazu, aber ihr solltet euch auch nicht unnötig quälen. Auch bei routinierten Autoren dauerte es immer eine Weile, bis sie sich in den Erzählfluss ihres neuen Werkes eingefunden haben. Gerade ich kann davon ein Liedchen singen, weil ich ja nicht nur in der Fantasy, sondern in verschiedenen Genres tätig bin, und wenn man ein Kinderbuch geschrieben hat, braucht man eben ein bisschen Zeit, um sich wieder in die Welt des Erwachsenenromans einzufinden. Das geht am besten im Zuge erzählender Passagen und nicht unbedingt solcher, die dem Roman vorangestellt und besondere Eyecatcher werden sollen. Mein Tipp also: Stellt den Prolog oder vielleicht sogar das ganze erste Kapitel hintenan oder skizziert sie nur mit knappen Sätzen – ihr werdet feststellen, dass es sehr viel einfacher ist, auf dem Erzählfluss zu fahren, wenn man bereits im Boot sitzt und sich von der Strömung tragen lassen kann.
Szenenaufbau
    Wenn es nun also darangeht, eine Szene aufzubauen, erinnert euch daran, dass ihr der Regisseur in eurem eigenen Studio seid. Seht euch an, was im Drehbuch – in unserem Fall also im Exposé – steht, überlegt euch, wie ihr das Beschriebene in Handlung übersetzen wollt und weist dann eure Crew ein: An welchem Schauplatz findet die Szene statt, wie sieht die umgebende Landschaft aus oder eventuelle Bauten? Zu welcher Tageszeit spielt die Szene, welches Licht und welche Atmosphäre sollen herrschen? Ist es warm oder kalt? Was ist zu hören oder ggf. auch zu riechen?
    Wenn die Dekoration der Szene steht, kommen die Figuren zum Einsatz: Wer wirkt in dieser Szene mit? Ist er oder sie von Beginn an da oder tritt er/sie erst später auf? Wenn es eine Dialogszene ist: Was kann man tun, um den Wortwechsel durch Aktion zu unterstützen? Wie können die Figuren das Gesagte durch Worte und Gesten unterstreichen oder dem Leser ggf. zu verstehen geben, dass sie dies oder jenes nicht so meinen, wie sie es sagen? Wenn es eine Aktionsszene ist: Wie kann sie so gestaltet werden, dass sie für den Leser möglichst interessant wirkt? Wie kann man die Räumlichkeit einbeziehen?
    Spätestens hier stößt der Vergleich zum Film an seine Grenzen, denn was die Komplexität des Schauplatzes betrifft, ist uns das visuelle Medium natürlich weit voraus. Eine wilde Verfolgungsjagd oder ein dramatischer Schwert­kampf können im Film auch über längere Strecken hinweg kurzweilig dargestellt werden, wenn z.B. der Schauplatz beständig wechselt – im Roman haben wir es hier schon etwas schwerer. Zwar werden wir uns noch mit der Darstellung von Action befassen, grundsätzlich gilt aber, dass komplexe, sich stetig verändernde Schauplätze und Actionorgien nicht unbedingt zu den Stärken des geschriebenen Wortes zählen.
Szeneneröffnung
    Wieder ganz beim Film sind wir hingegen, was die Eröffnung einer Szene betrifft – denn wie ein versierter Kameramann können wir die Brennweite der Aufnahme ver­ändern und eine entsprechende Einstellung wählen. Zum Beispiel können wir den Zoom auf etwas richten, das zunächst noch ganz unscheinbar, ja sogar nebensächlich erscheinen mag, wie ich es an folgender Stelle in DAS BUCH VON ASCALON getan habe:
    Das Tier schien kein bestimmtes Ziel zu haben.
    Auf seinen acht Beinen kroch es über den sandigen Boden, wandte sich bald hierhin und bald dorthin auf der Suche nach Beute. Die beiden Scheren waren halb geöffnet, der Giftstachel am Ende des nach vorn gebogenen Schwanzes bereit zum Stich. In seiner Welt mochte es ein erbarmungsloser Jäger sein.
    Hier war es das Opfer.
    Eine Stiefelsohle fiel herab und zerquetschte das Tier, bewegte sich so lange hin und her, bis eine zähe Flüssigkeit hervorquoll, die langsam im Sand

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