Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)
Jüdin sei und mit dem Teufel unter einer Decke stecke, um das Baby der Gräfin zu töten, wenn es auf die Welt kam, weil sie seine Leiche für kannibalistische jüdische Riten haben wollte. Als man die Köchin abholte, habe sie vor Schreck geweint und ihre Unschuld beteuert. Man habe ein neue Köchin angeheuert. Die alte würde wahrscheinlich nicht wiederkommen.
Die Zofe meinte, sie rechne täglich damit, ihre Belohnung für diese Information zu erhalten. Und um wie viel größer würde die Belohnung für den Hinweis ausfallen, dass der Bastard eines morisco die Ehre einer Familie von Alten Christen befleckte! Was für ein hübsches Armband Isabela da am Handgelenk trage. Schweigend löste Isabela das Schmuckstück und reichte es ihrer Peinigerin, dann wandte sie den Kopf ab.
Als Isabela es Alejandro erzählte, legte er seine Hand auf ihren Bauch und rief erstaunt: »Ein Kind! Nun müssen wir heiraten! Die Entscheidung ist uns aus den Händen genommen worden. Gott ist groß!«
Doch Isabela konnte nur daran denken, was passieren würde, wenn ihr Zustand bekannt würde. Man würde sie den Inquisitoren ausliefern und sie einer schonungslosen Untersuchung unterziehen, nur um an ein Geständnis und an Beweise zu kommen, die ausreichten, um Alejandro zu verurteilen. Dann würde man sie lebendig begraben, während Alejandro in den Händen der Inquisition so lange gefoltert würde, bis er ein vollständiges Geständnis ablegte. Wie die unglücklichen Moslems auf dem Anwesen seiner Familie würde er als Abtrünniger auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden.
Alejandro sagte, er habe einen Plan. Sie würden zu seinen Cousins nach Portugal fliehen, noch bevor die Zofe ihrer Bestechungsgeschenke überdrüssig wurde und man Isabela ihren Zustand ansah. »Aber wie?«, hatte Isabela schluchzend gefragt. »Und wann?«
»Still, meine Liebste! Bald, wenn deine Mutter niederkommt und der Haushalt mit den Vorbereitungen für die Taufe zu tun hat.«
Doch dann war es der Tod der Gräfin, der die perfekte Möglichkeit bot. Die Trauermesse sollte eine der seltenen Gelegenheiten sein, zu denen Isabela den Palast verlassen konnte, selbstverständlich in Begleitung ihrer Gouvernante. Die alte Frau stellte jedoch kaum ein Hindernis dar. Unter seiner Kutte würde Alejandro die Kleidung eines Handwerkers anziehen, während Isabela unter ihrem Umhang ein schlichtes Kleid tragen sollte. Sie hatten vor, nach der Trauermesse davonzuschlüpfen und sich unter die Menge zu mischen, wenn die Familie sich auf den Weg zur Bestattung in der Familiengruft machte. Das Grabgewölbe war ein enger Raum und weder Isabela noch Alejandro waren bedeutend genug, um an der Grablegung teilzunehmen. Wegen der Beerdigung wimmelte es im Palast des Grafen nur so von Leuten und es würden Stunden ins Land gehen, bevor irgendjemand Isabela und Alejandro in der Menge vermissen würde. Alejandros wohlhabender Vater hatte ihm einen Beutel mit Goldstücken mitgegeben, mit denen er seine Ausgaben am Seminar bestreiten konnte, und nun hatte Alejandro damit die nötigen Vorkehrungen bezahlt. Der bescheidene Planwagen eines Bauern, Maultiere und Vorräte für die Reise würden in einer Seitenstraße in der Nähe der Kirche des Heiligen Nicol á s de los Servitas für sie bereitstehen.
Nur ein kleines Detail galt es noch zu besprechen – der Ort, an dem sie sich am folgenden Tag bei der Kirche treffen sollten, falls sie in der Menge getrennt würden. Alejandro hatte ihr gesagt, sie solle um Mitternacht in eine entlegene Ecke des Innenhofes kommen, damit er ihr einen kleinen Lageplan der Kirche geben konnte, auf dem er ihren Treffpunkt in einer der Kapellen markiert hatte. Hinter einem Wandbehang gab es eine Seitentür, die in eine Gasse führte. Dort würde Alejandro auf sie warten.
Isabela war besorgt, dass ein Treffen gefährlich werden könnte. Schließlich waren so viele Priester und Mönche im Haus, doch Alejandro versicherte ihr, dass nach der nächtelangen Totenwache alle versuchen würden, vor dem Begräbnis am nächsten Tag ein bisschen Schlaf nachzuholen.
Während Isabela also an der Totenbahre ihrer Mutter kniete und für die Seelen ihrer Mutter und ihres kleinen Bruders betete, flocht sie schuldbewusst auch ein paar Bitten um den Erfolg ihres Plans ein.
Als sie schließlich aus der Halle mit ihren Gerüchen floh, schickte Isabela ihre Zofe weg und schnürte erleichtert ihr enges Mieder auf. Wie geschwollen sich ihre Brüste anfühlten! Sie sagte sich, dass sie
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