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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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eigenen Bruder Crispin gelitten, und er war mit ihm gestorben, und nun war Michael bei ihnen, und das erschien Hook gut.
    Es dauerte den größten Teil des Tages, die zwei Dammwege wieder instand zusetzen, und dann begann die Armee in zwei langen Reihen aus Pferden und Karren und Bogenschützen und Dienern und Frauen den Fluss zu überqueren. Der König, prächtig anzusehen in seiner Rüstung und mit der schmalen Krone, galoppierte an Hooks Bachlauf vorbei. Er wurde gefolgt von einer Gruppe Adliger, die ihren Pferden die Sporen gaben und ebenso wie Hook nordwärts Ausschau hielten. Doch die Franzosen, die sie zuvor vom Nordufer aus beobachtet hatten, waren weit zurückgefallen, und es war kein Feind in Sicht. Die Engländer hatten es über den Fluss geschafft und befanden sich nun in einer Region, auf die der Herzog von Burgund Anspruch erhob, wenngleich sie immer noch in Frankreich waren. Doch zwischen Henrys Truppen und England lag nun kein größeres Hindernis mehr, es sei denn, die französische Armee schaltete sich ein.
    «Wir marschieren weiter», erklärte Henry seinen Kommandeuren.
    Sie würden weiter nach Norden marschieren, nach Norden und etwas nach Westen. Sie würden in Richtung Calais marschieren, in Richtung England und in Richtung Sicherheit. Und sie marschierten los.
    Sie ließen die breite Somme hinter sich, doch am nächsten Tag ordnete der König einen Halt an, denn die Männer seiner Armee waren krank, hungrig und hatten wunde Füße. Der Regen war abgezogen, und die Sonne brach durch den Wolkenschleier. Die Armee befand sich nun in bewaldetem Gelände, sodass ausreichend Feuerholz zur Verfügung stand, und das Lager wirkte wie das eines harmlosen Vergnügungsausflugs, als die Männer ihre Kleidung zum Trocknen über behelfemäßige Gestelle hängten. Späher wurden losgeschickt, doch es schien so, als sei die englische Armee ganz allein in der Weite Frankreichs. Nicht ein Franzose wurde gesichtet. Die Männer durchstreiften auf der Suche nach Nüssen, Pilzen und Beeren die Wälder. Hook hoffte, auf ein Reh oder einen Eber zu treffen, doch Tiere waren, ebenso wie der Feind, nirgendwo zu finden.
    «Vielleicht sind wir ihnen gerade noch entkommen», sagte Pater Christopher, als Hook von seiner vergeblichen Jagd zurückkehrte.
    «Der König scheint es zu glauben», gab Hook zurück.
    «Warum?»
    «Weshalb sollte er uns sonst einen Tag Rast gönnen?»
    «Unser gütiger König», sagte der Priester, «ist so närrisch, dass er möglicherweise darauf hofft, die Franzosen würden uns einholen.»
    «Närrisch? Wie der französische König?»
    «Der französische König ist wirklich närrisch», sagte Pater Christopher. «Nein, unser König ist einfach nur davon überzeugt, dass er in Gottes Gunst steht.»
    «Und das ist Narrheit?»
    Pater Christopher hielt inne, als Melisande zu ihnen trat. Sie lehnte sich an Hook, ohne etwas zu sagen. Sie war magerer, als Hook sie je gesehen hatte, allerdings war die ganze Armee inzwischen abgemagert, die Männer waren hungrig und krank. Irgendwie waren Hook und seine junge Frau von der Durchfallkrankheit verschont geblieben, doch viele andere litten noch darunter, und das Lager stank nach Exkrementen. Hook legte seinen Arm um Melisande, drückte sie an sich und dachte auf einmal, dass sie das Kostbarste war, was er auf der Welt besaß. «Ich hoffe bei Gott, dass wir ihnen entkommen sind», sagte Hook.
    «Und halb hofft das auch unser König», sagte Pater Christopher, «aber halb hofft er, dennoch beweisen zu können, dass er in Gottes Gunst steht.»
    «Und das ist seine Narrheit?»
    «Man sollte sich vor zu viel Gewissheit hüten. In der französischen Armee, Hook, gibt es ebenfalls Männer, die genau wie Henry davon überzeugt sind, dass Gott auf ihrer Seite ist. Auch das sind gute Männer. Sie beten, sie geben Almosen, sie beichten ihre Sünden, und sie schwören, niemals neue Sünden zu begehen. Es sind sehr gute Männer. Können sie sich in ihrer Gewissheit täuschen?»
    «Das müsst Ihr mir sagen, Pater.»
    Pater Christopher seufzte. «Wenn ich Gott verstünde, Hook, dann würde ich alles auf der Welt verstehen, denn Gott ist alles. Er ist die Sterne und der Sand, der Wind und die Stille, der Spatz und der Sperber. Er weiß alles. Er kennt mein Schicksal, und Er kennt dein Schicksal, und wenn ich all das verstünde, was wäre ich dann?»
    «Dann wärt Ihr Gott», sagte Melisande.
    «Und das kann nicht sein», sagte Pater Christopher, «denn wir können nicht

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