Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
Auraya. Tyve war den ganzen Morgen damit beschäftigt gewesen, Nachrichten des Traumwebers zu der Weißen zu bringen und umgekehrt. Die beiden Landgeher hatten nicht mehr miteinander gesprochen, seit Auraya angekommen war. Es sieht so aus, als würden sie einander nicht mögen, und Wilar scheint verärgert darüber zu sein, dass sie hier ist. Ich wüsste doch zu gern... Soll ich ihn danach fragen? Allerdings habe ich das Gefühl, dass das kein Thema ist, über das er sprechen will. Und ich glaube nicht, dass ich einer Weißen derart persönliche Fragen stellen sollte, auch wenn sie freundlich zu sein scheint.
Tyve machte einen Schritt auf Wilar zu, dann blieb er jäh stehen, da eine Woge des Schwindels ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Er holte tief Luft, aber es half nichts. Irgendetwas verfing sich in seiner Lunge, und plötzlich hustete er.
»Tyve. Setz dich.«
Kräftige Hände hielten ihn fest, während die Welt um ihn herum sich drehte. Er sank auf die Knie. Der Hustenreiz legte sich nach und nach, aber an die Stelle des Unbehagens trat Furcht. Er blickte zu Wilar auf.
»Ich habe es, nicht wahr?«
Wilar nickte grimmig. »Sieht so aus. Mach dir keine Sorgen. Ich werde nicht zulassen, dass du stirbst.«
Tyve nickte. »Ich mache mir keine Sorgen.« Tatsächlich hatte er nicht annähernd so viel Angst, wie er erwartet hätte. Es half, dass er die Krankheit jetzt besser verstand und wusste, dass er wahrscheinlich überleben würde. Mehr als alles andere setzte ihm seine Enttäuschung zu.
»Ich kann dir nicht länger helfen, nicht wahr? Ich werde andere anstecken.«
»Du kannst mir nicht mehr helfen, nein, aber das ist nicht der Grund. Es gibt nicht eine einzige Familie hier, in der nicht ein Mitglied inzwischen erkrankt ist, daher hat ohnehin niemand eine große Chance, eine Ansteckung zu vermeiden. Wir können die Ausbreitung nur verlangsamen, um Zeit zu haben, alle zu behandeln.«
»Dann kann ich dir also doch helfen?«
»Nein. Du wirst rapide an Kraft verlieren. Was wäre, wenn du mitten im Flug ohnmächtig würdest? Du würdest in den Tod stürzen.«
Tyve schauderte. »Dann ist es gut, dass Auraya hier ist, sonst hättest du keine Hilfe.«
Die Lippen des Traumwebers zuckten, und er lächelte schief. »Ich bin mir nicht sicher, ob sie eine große Hilfe sein wird. Die Weißen sind nicht gut darin, Befehle entgegenzunehmen, außer von ihren Göttern.«
In seiner Stimme schwangen sowohl Verbitterung als auch Erheiterung mit. Tyve errötete, als ihm sein Fehler bewusst wurde.
»Ich meinte, Auraya kann helfen...«
»Ich weiß, was du gemeint hast«, versicherte ihm Wilar. Dann wandte er den Blick ab und seufzte. »Dein Dorf wird alle Hilfe brauchen, die es bekommen kann. Die Nachteile ihres Erscheinens hier liegen ganz und gar auf meiner Seite. Falls irgendein Schaden daraus entsteht, dann ist er bereits angerichtet. Für den Augenblick...« Er wandte sich wieder zu Tyve um. »Für den Augenblick muss ich erst einmal einen anderen Boten finden. Hast du die Kraft, zur Laube deiner Familie zurückzufliegen, Tyve?«
Tyve dachte nach. »Sie liegt in einer Senke. Ich kann den größten Teil der Strecke im Gleitflug zurücklegen.« Er stand auf, machte einige Schritte und drehte sich dann um. Diesmal wurde ihm nicht schwindlig. »Ja, ich kann es schaffen.«
»Gut. Dann flieg dorthin und ruh dich aus. Schick Reet zu mir, wenn er aufwacht - falls es ihm gutgeht.«
Tyve trat an den Rand der Plattform. Er sah sich um und stellte fest, dass Wilar ihn genau beobachtete. »Wenn du kommst, um mich zu behandeln, könntest du mir vielleicht erzählen, wie ich Heiler werden kann.«
Wilars Augen leuchteten auf, obwohl er nicht lächelte. »Vielleicht. Aber erwarte nicht, dass Auraya diese Idee gefallen wird.«
»Warum nicht?«
Der Traumweber schüttelte den Kopf. »Ich werde es dir später erzählen. Und jetzt geh, bevor ich komme und dich selbst hinunterstoße.«
Tyve grinste. Dann wandte er sich ab, beugte sich vor, streckte die Arme aus und überließ sich den Strömungen der Luft.
29
I mi beäugte den Teller und kam bedauernd zu dem Schluss, dass sie keinen Bissen mehr herunterbekommen würde. Sie schaute zu der Dienerin hinüber, die in der Nähe stand, und deutete mit einer abschätzigen kleinen Bewegung auf das Essen - eine Geste, die sie bei Imenja beobachtet hatte. Die Frau trat vor, griff nach dem Tablett, verbeugte sich und trug es davon.
Imi seufzte zufrieden und ließ sich wieder in das Becken
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