Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
bist du der Häuptling.«
»Bringt den Weißen Essen und genug zu trinken. Sie haben es sich verdient«, ordnete der Häuptling an und fuchtelte wild mit den Händen in der Luft herum. Er hatte die Worte noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da setzten sich bereits einige junge, hübsche Frauen in Bewegung und holten aus einem Zelt etwas zu Essen. Zwei weitere Frauen holten einen Trog, der mit frischem Wasser gefüllt war und brachten diesen zu den durstigen Freunden. Sie sprachen irgendetwas Unverständliches in ihrer Sprache, was vermutlich so viel wie „ Bitte schön“ hieß. Die vier bedankten sich höflich und zeigten ihre Freude über das frische Wasser durch fröhliche Gesichtsausdrücke und Gesten.
»Eine kalte Coke wäre mir zwar jetzt lieber, doch mangels Kühlschrank entfällt die sicher«, scherzte Franklyn und nahm sich einen der Holzbecher, die ihnen gereicht wurden.
»Du wirst vom Wasser schon nicht sterben«, sagte John und nahm sich ebenfalls einen Becher. Anschließend reichten sie den Wassertrog herum, um die Becher damit zu füllen.
»Was ist das, was die uns hier zu Essen gegeben haben? Es sieht aus, wie vertrocknete Feigen. Sie sind ziemlich hart, die Dinger. Allerdings stimmt die Form nicht so ganz mit Feigen überein«, fragte Sally, die nicht die geringste Idee hatte, um was es sich bei den Lebensmitteln, die auf einem Holzteller vor ihr auf dem Fußboden lagen, handeln könnte. Carla nahm sich ebenfalls eine Frucht und biss eine kleine Ecke ab. Vorsichtig kaute sie auf der abgebissenen Ecke herum, bis sie plötzlich das Gesicht zu einer fröhlichen Miene verzog. »Hmmm, das schmeckt ja richtig lecker! Ein wenig süß, fruchtig säuerlich. Ich denke, das sind irgendwelche Baumfrüchte. Kämpfender Bär, welche Art Früchte sind das, die Ihr uns zum Essen gegeben habt?«
»Das sind getrocknete Kakteenfrüchte. Wir trocknen sie, damit sie nicht verfaulen. Wir können sie so monatelang aufbewahren. Sie sind sehr nahrhaft. Außerdem, wenn Ihr zu viel Feuerwasser getrunken habt und der Kopf nächsten Tag tanzt, musst du nur ein paar davon essen, schon wird es besser. Der brummende Bär verschwindet anschließend ganz von allein.«
»Prima, es ist so eine Art Kopfschmerztablette aus der Natur«, stellte Franklyn begeistert fest. »Ganz ohne Chemie. Es sind bestimmt viele Vitamine drin enthalten.«
»Esst jetzt, sonst ist die Nacht bald vorbei, und Ihr seid noch immer hungrig«, ordnete der Häuptling an.
Angeregt unterhielten sie sich noch eine ganze Weile mit dem Häuptling, bis sie schließlich von der Müdigkeit übermannt wurden und alle beschlossen, sich in ihre Zelte zurückzuziehen. Ein paar Stunden Schlaf würden ihnen jetzt bestimmt nicht schaden.
Vermutlich hatte Johns Hautfarbe und seine ausführliche Erklärung über die Kunst des Kung-Fu dazu geführt, dass die Sympathie zwischen ihnen und dem Häuptling große Fortschritte gemacht hatte.
Das Lagerfeuer war heruntergebrannt, und alle hatten fertig gegessen. Alle Leute legten sich schlafen. Nur ein paar Wachposten blieben auf ihren Positionen und bewachten aufmerksam wie Eulen das Zeltlager. Sie waren strategisch gut um das gesamte Lager verteilt und nahmen jegliche Bewegung wahr.
Indianer
Der nächste Tag weckte die vier Freunde mit den schönsten Dingen, die man sich vorstellen kann: Ein wolkenloser, sonniger Himmel und warme, nach würzigen Pflanzen duftende Luft. Einige Indianer hatten bereits ihre Zelte verlassen, um den täglichen Pflichten des Lebens nachzugehen. Hier und da brannte bereits ein Lagerfeuer, um die sich einige Frauen zum Unterhalten und kochen gesetzt hatten. Ein Krieger trug gerade ein etwas größeres Tier auf dem Rücken. Vermutlich hatte er es in der Nacht erlegt und wollte es jetzt zubereiten lassen.
Es herrschte richtige Lagerfeuerromantik mit echten Indianern, es gab etwas zu essen und zu trinken, die vier hatten ein Zelt über dem Kopf, und für die Sicherheit gab es ringsum Wachposten. Was wollten sie mehr? Wenn da bloß nicht diese lästigen Weißhäute wären, die ihnen mit ihren Schießeisen überall nachstellten. Doch was sich hier als Lagerfeuerromantik darstellte, war in Wirklichkeit sicher eine gefährliche raue Welt, in der die Weißen gegen die Rothäute kämpften und häufig das Blut floss. Leider war dieser Krieg sehr brutal und erbarmungslos. Glücklicherweise herrschte momentan Waffenstillstand zwischen den Fronten.
Häuptling Kämpfender Bär hatte sein Versprechen
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