Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
und lachte. »Wir machen uns schon fast in die Hosen, nur weil ein verirrter Schwarm Glühwürmchen über uns hinweg fliegt. Wirklich lustig!« Sie musste über sich selbst lachen, denn anfangs hatte sie tatsächlich Angst vor den Leuchtpunkten gehabt. »Lasst uns schlafen, ich denke, wir haben den Schlaf bitter nötig. Die Glühwürmchen werden uns schon nicht auffressen.«
Tatsächlich hatten sie schon lange nicht mehr geschlafen. Also legten sich alle vier nebeneinander auf den staubigen Boden und schliefen beruhigt nach kurzer Zeit ein.
Ihr Schlaf war traumlos, tief und erholsam. Endlich konnten sie ihre übermüdeten Körper mit dem längst überfälligen Schlaf verwöhnen, nach dem sie sich schon vor Stunden gesehnt hatten.
Leider gab es Wesen, die von dieser Ruhe nicht viel hielten. Sie kündigten sich plötzlich mit lautem Geflatter an. Anfangs schafften sie es noch nicht, die vier aus dem Schlaf zu reißen. Doch der Schrecken ließ nicht lange auf sich warten. Schrille, zirpende Schreie begleitet von Lichtblitzen rissen die Freunde brutal aus dem Schlaf. Fast zeitgleich schreckten sie völlig verstört auf und hielten vor Angst schreiend die Arme schützend über ihre Köpfe.
»Was ist denn jetzt schon wieder los hier? Zur Hölle mit Euch, Ihr Mistviecher!«, schrie Sally und fuchtelte wild mit den Händen in der Luft herum. Doch die Störenfriede zeigten sich nicht im Geringsten von ihren Gesten beeindruckt. Sie schienen auch nicht angreifen zu wollen. Es machte eher den Eindruck, als wären sie auf der Flucht - auf der Flucht vor irgendetwas, das man nicht sah.
»Das sind Riesenmotten oder so etwas in der Art«, rief John seinen Freunden zu. Soeben war ein verendetes Insekt direkt vor ihm auf den Boden nieder gegangen. Nach einer Prüfung mit dem Schuh, ob es noch lebte, hob er es auf und untersuchte es ausgiebig.
»Die hier ist tot. Mausetot. Mein Gott, ist die groß! Die ist ja bestimmt zwanzig Zentimeter lang. Nur leuchten kann sie wohl nicht mehr. Faszinierendes Geschöpf!«
»Fass die nicht an!«, schrie Carla entsetzt, als sie das Rieseninsekt in Johns Hand erblickte. Er hielt jetzt die Motte direkt vor Carlas Augen. »Vielleicht ist sie giftig!«
»Aber warum fliegen die Insekten so aufgeregt durch die Gegend?«, fragte Carla verwundert. Doch dann erkannte sie den wahren Grund: Millionen gigantisch großer Fledermäuse jagten ihrem Abendessen hinterher! Das Faszinierendste an dieser Jagd war die Tatsache, dass die extrem lauten Schreie der Fledermäuse wie Lichtblitze aus ihnen herausschossen und von den Opfern reflektiert wurden. Der Schall war hier tatsächlich sichtbar!
»Das ist ja unglaublich«, rief Franklyn und reckte seinen Kopf in Richtung Himmel. »Die Rufe der Jäger leuchten. Sie schießen Lichtblitze auf ihre Beute, um sie besser fangen zu können. So können sie die Insekten auch in völliger Dunkelheit orten.«
Der Lärm wurde immer heftiger. Mittlerweile war es für die vier nur noch möglich, sich schreiend zu verständigen. Das Geflatter übertönte nahezu alles.
»Die scheinen uns nicht zu beachten. Gut so«, rief Carla erfreut.
»Die Fledermäuse sind so intensiv mit ihrer Beute beschäftigt, dass sie uns gar nicht wahrnehmen.«
»Wow, du leuchtest ja auch, wenn du schreist«, stellte John erstaunt fest.
»Tatsächlich, du ebenfalls!«, rief Carla zurück. »Wir können leuchten! Ich bin eine wandelnde Taschenlampe!«, quiekte Carla vergnügt.
»Die Physik ist hier scheinbar völlig auf den Kopf gestellt. Sie widerspricht jeglicher Logik«, rief Franklyn und erfreute sich an der direkt vor seinem Mund aufleuchtenden Luft.
»Seit wir dieses Zepter gefunden haben, wundert mich gar nichts mehr. In unserem Urlaub geschahen bereits genügend verrückte Dinge. Doch dies hier schlägt dem Fass den Boden aus. Leuchtende Sprache! Riesenmotten! Einfach genial!«
»Ja, Sally«, antwortete Franklyn nachdenklich. »Ich hatte geglaubt, es gäbe keine Steigerung mehr. Doch scheinbar ist die Zeitreise nur der Anfang von einem total verrückten Trip, den wir gerade erleben.«
Der Mottenschwarm war vorbei gezogen. Auch die Jäger konnte man nur noch aus der Ferne anhand ihrer Lichtblitze erkennen. Die nächste Überraschung ließ allerdings nicht lange auf sich warten: Eine unvorstellbar helle Sternschnuppe kam mit großem Getöse über sie hinweg geflogen. Sie zischte wie eine gigantische Silvesterrakete. Ihre Schallwellen brachten kurzfristig den gesamten Himmel zum Leuchten.
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