Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
das Zepter an. Wir haben es ganz vergessen. Es leuchtet plötzlich im gleichen Blauton, wie die Punkte am Himmel. Bisher hatte es immer weiß geleuchtet!«
»Vielleicht kommunizieren die da oben mit unserem Zepter. Ich denke, es wäre schlau, wenn wir uns irgendwo verstecken. Es ist nur die Frage, wo wir hingehen sollen, dass uns niemand entdeckt«, sagte John und blickte sich um. Er hoffte, etwas zu finden, was ihnen Schutz bieten könnte.
Am Himmel erschienen ständig neue, leuchtende Punkte. Bei jeder Bewegung erzeugten sie ringförmige Wellenlinien blauen Lichts, die aussahen, wie die Wellen, die entstehen, wenn man einen kleinen Stein ins Wasser wirft.
Nun begann das Licht im Zepter zu pulsieren. Leider hatten die vier vergessen, die Schutzhülle mitzunehmen, sonst hätten sie es sicher gegen Kontakte von außen abschirmen können. Die Hülle lag scheinbar noch bei den Indianern.
John hatte das Zepter in die Hand genommen, um es genau zu betrachten. Doch jetzt stellte er fest, dass das wohl ein großer Fehler war, dies zu tun.
»Huh, was ist das?«, schrie John vor Schreck und ließ das Zepter entsetzt fallen. »Teufelsding! Das Zepter wächst!«
John sprang ein wenig auf Seite, behielt es aber gut im Auge. »Geht da weg!«, schrie er. »Es wird immer größer!«
Der Kristall blähte sich langsam etwas auf. Nun richtete sich das Zepter wie von Geisterhand geführt auf. Es stand jetzt auf dem Griff und nahm ganz langsam die Form eines großen Luftballons an. Den Vieren verschlug es vor Staunen die Sprache. Sie beobachteten lediglich fasziniert, was dort gerade vor ihren Augen mit dem Zepter geschah.
Es schien sich plötzlich zu dematerialisieren, wurde durchsichtig, leuchtete aber weiterhin pulsierend blau. Plötzlich vergrößerte es sich extrem schnell. Die Freunde mussten einige Meter zurückweichen, um nicht von der Hülle berührt zu werden. Mittlerweile hatte es einen geschätzten Durchmesser von fünf Metern und wuchs rasant weiter.
»Hoffentlich platzt es nicht und fliegt uns um die Ohren«, sagte Franklyn und riss damit seine Freunde aus dem Staunen. »Wo will es noch hin wachsen?«
Es hatte nun die Ausmaße eines Einfamilienhauses angenommen.
»Seht Ihr das? Da drin sind kleine, durchsichtige Kugeln, die sich bewegen. Ganz viele!«, stellte Carla fest. »Vielleicht vermehrt es sich gerade. Es sieht aus, wie eine Riesenzelle bei der Zellteilung.«
In Bruchteilen von Sekunden schossen plötzlich vier grelle Blitze aus der großen Kugel und trafen jeweils einen der Freunde. Sofort dematerialisierten sich die Freunde und wurden wie eine Dampfwolke in die große Kugel gesaugt. Dort formte sich ihre jeweilige Dampfwolke ebenfalls zu einer kleinen Kugel.
»Oh Gott, was geschieht mit uns? Ich kann mich nicht mehr bewegen. Ich höre meine Stimme nicht mehr«, dachte Sally und stellte dabei fest, dass ihr Körper in der gewohnten Form nicht mehr existierte.
»Aber ich kann dich hören«, antworte Franklyn aus dem Nichts.
»Wo bist du?«
»Hier, aber ich sehe dich nicht!«
»Ich dich auch nicht«, antwortete Sally und versuchte, irgendetwas zu sehen oder zu fühlen.
»Wir sind körperlich nicht mehr existent«, rief Carla dazwischen. »Wir existieren nur noch als Geister.«
»Ich will aber kein Geist sein«, stammelte John und machte den Eindruck, als hätte er mächtig Angst. Seine Stimme bebte vor Panik.
»Beruhige dich! Ich denke, wir werden schon gleich herausfinden, was mit uns geschehen ist. Es ist bestimmt alles so geplant, wie es gerade geschieht«, versuchte Carla ihn zu beruhigen.
»Wollen wir mal hoffen, dass du Recht hast. Ich habe nämlich kein Interesse daran, den Rest meines Lebens ohne körperliche Hülle zu verbringen.«
»Habt Ihr nicht schon immer davon geträumt, Euch per Telepathie unterhalten zu können? Ich finde das ganz interessant. Wir hören uns nicht, und sehen oder anfassen können wir uns auch nicht. Aber wir sind dennoch da. Wir können uns auch unterhalten. Vielleicht ist das der Zustand, den man im Himmel annimmt, wenn die Seele den Körper verlassen hat«, sagte Sally.
»Du bist verrückt! Meinst du etwa, wir sind jetzt tot?«
»Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube, wir sind jetzt etwas Besseres. Befreit vom Körper. Wir sind nur noch der reine Geist.«
»Ich kann mir weiß Gott etwas Besseres vorstellen, als der reine Geist zu sein. So ab und zu mag es ja ganz lustig sein, aber im Moment würde ich doch ganz gern darauf verzichten!«, beklagte sich John
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