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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Sie schien ebenso verwirrt wie er, und das betörende Blau verschwand hinter dem Schleier langer schwarzer Wimpern. Mit einem verlegenen Lachen trat auch sie einen Schritt zurück. »Die Schwestern von Mariamünster waren so gütig, mich aufzunehmen, bis mein Vetter zurückkehrt und wir die Reise fortsetzen können«, fügte sie mit einem kaum hörbaren Seufzen hinzu.
    Der Burggraf ertappte sich dabei, wie er andächtig der schlanken Linie ihres Halses über die Halsborte bis zum Ansatz ihrer wohlgeformten Brüste folgte. Energisch räusperte er sich und hoffte, dass sie seinen ungehörigen Blick nicht bemerkt hatte.
    Falls doch, ließ sie es sich nicht anmerken. »Und was führt den Burggrafen von Worms nach Mariamünster?«, erkundigte sie sich. Flüchtig streifte Bandolf die Frage, woher sie wusste, wer er war. Dann fiel ihm ein, dass die Nonne ihn so genannt hatte. Er lächelte, und ehe er sich’s versah, hörte er sich von Beatrix und dem Mord an ihrem Samariter, Ulbert von Flonheim, erzählen.
    Ihre Züge nahmen einen schmerzlichen Ausdruck an, und Bandolf schalt sich einen hirnlosen Trottel. »Das … das hätte ich Euch nicht sagen sollen«, stotterte er verwirrt.
    »Lasst nur gut sein«, flüsterte sie. Ihre schmalen Nasenflügel
bebten, doch sie fing sich schnell wieder. »Wir haben hier alle von der fremden Frau im Hospiz gehört und von Ulberts großherziger Tat. Als die Nachricht die Runde machte, er sei erstochen aufgefunden worden, haben die Nonnen in der Messe seiner gedacht. Aber was hat die Kranke im Hospiz mit dem Mord an dem jungen Edelmann zu tun?«
    »Vermutlich nichts.« Bandolf seufzte.
    Mitfühlend schaute sie ihn an. »Es heißt, er wäre in Eurem Haus verschieden?«
    Der Burggraf nickte.
    »Wie schrecklich«, hauchte sie.
    »Schlimmer ist, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, was er um diese Zeit von mir wollte.«
    »Konntet Ihr denn nicht …« Sie unterbrach sich. »Schwester Lukas ist zurück.« Bandolf folgte ihrem Blick und sah die Nonne auf sie zueilen.
    Schwester Lukas warf der jungen Frau an Bandolfs Seite einen erstaunten Blick zu. »Ihr seid schon zurück? Wir hatten Euch vor der Komplet nicht erwartet.« Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sich die Nonne an den Burggrafen und überreichte ihm ein handtellergroßes Stück Pergament.
    Stirnrunzelnd drehte Bandolf den Fetzen Pergament in seinen Händen. Es war bereits vergilbt, die Tinte verschmiert und die Buchstaben kaum zu entziffern. Am unteren Ende haftete noch das Bruchstück eines Siegels. Offenbar gehörte es zu einem Dokument, doch um was für ein Schriftstück es sich im Ganzen gehandelt hatte, war auf den ersten Blick nicht zu erkennen.
    »Woher habt Ihr das?«, fragte die junge Frau, an die Nonne gewandt. Sie war näher getreten und spähte auf den Fetzen in Bandolfs Hand. Schwester Lukas schüttelte nur den Kopf. Offenbar war sie in Eile.
    »Es wird bald zur Sext läuten. Die Ehrwürdige Mutter erwartet
uns zur Mittagsmesse«, drängte sie und strebte unmissverständlich dem Gartentor zu.
    Bandolf steckte das Stück Pergament in den Beutel an seinem Gürtel und folgte den beiden Frauen zurück zum Kreuzgang.
    »Ich werde den Burggrafen zur Pforte bringen«, erbot sich die junge Frau, doch Bandolf widersprach.
    »Ihr dürft Euch meinetwegen nicht verspäten. Ich finde den Weg schon selbst hinaus«, versicherte er.
    »Dann lebt wohl, Burggraf«, hauchte sie und schenkte ihm ein bestrickend tiefgründiges Lächeln, bevor sie sich umdrehte und mit der Nonne an ihrer Seite davonschwebte.
    Gedankenverloren stierte Bandolf ihr hinterher, und erst, als sie hinter der Tür zur Kirche verschwand, riss er sich aus seiner Verzückung.
    Der Burggraf hatte die Klostermauern weit hinter sich gelassen, als er immer noch bei dem Lächeln und den verhei ßungsvollen Rundungen der Fremden im Garten der Nonnen verweilte. Dann spürte er, dass seine Lippen sich zu einem dümmlichen Grinsen verzogen hatten, und rief sich streng zur Ordnung.
    Herrje! Hatte er nicht Dringlicheres zu tun, als sich von den unerreichbaren Reizen eines jungen Weibes den Kopf verdrehen zu lassen? Schließlich war er doch kein Heißsporn mehr, nass und grün hinter den Ohren! Er kannte ja nicht einmal ihren Namen. Über diesen Missstand grübelte Bandolf nach, bis er die Münzergasse erreichte und ein unmissverständliches Knurren in seinem Magen die Erinnerung an die betörende Gegenwart der Fremden aus seinen Gedanken verdrängte.
     
    Eltrudis hatte sich

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